Donnerstag, 28. August 2014

Wie mit einem Tier und dem Tierarztbesuch

Unser Tagesziel Carnarvon haben wir schnell erreicht. 
Die junge Dame aus der Information konnte bei uns nicht wirklich Begeisterung für den Ort wecken. Mühsam mussten wir jede Kleinigkeit erfragen, Beratung stellt man sich anders vor. 

Unseren ersten Abstecher legen wir bei einem Autoteileladen ein. Roose bekommt von uns einen neuen Luftfilter spendiert, wir hatten Glück und ein passender war sogar auf Lager und im Angebot. Weiter 46$ die das eigentliche Problem nicht beheben, aber wir wollten den Filter sowieso mal wechseln. 
Anschließend ging es zum Einkaufen. Etwas unerschlossen schlendern wir durch die Regale. Eigentlich brauchen wir nicht wirklich etwas, aber wer kennt das nicht, irgendwas findet man immer. So kam es, das wir 10 Minuten später am Strand saßen und Eis genascht haben.


Auf Touristenattraktionen haben wir keine Lust und wir beschließen, die örtlichen Mechaniker abzuklappern. Vielleicht hat hier jemand eine Idee, was unserem Wagen fehlt. 

Bei der ersten Werkstatt weist ein nettes Schild darauf hin, dass jegliche Inspektion und Diagnose 25$ kostet. Was für ein Service, nach kurzer Rücksprache mit der Frau im Büro wissen wir, das die nächsten Tage eh keine Termine frei sind. Ok, dann geben wir unser Geld eben woanders aus. 
Wir versuchen unser Glück bei einer Schrauberbande einer Unfallreparaturwerkstatt. Der nette Mechaniker unterbricht seine Arbeit für uns und erklärt, dass sie eigentlich keine Reparaturen vornehmen, wenn man keinen Unfall hatte. Er ist aber so nett und schaut sich unser Auto einmal an. Wir beschreiben das Problem und es ist, wie mit einem Tier und dem Tierarztbesuch, zu Hause wird gehumpelt und gefaucht, sobald man das Tier anfässt, auf der Fahrt wir gejammert was das Zeug hält, aber auf den Behandlungstisch ist natürlich alles in bester Ordnung. Roose zeigt sich von ihrer besten Seite und der Motor läuft wie neu. Das ist dann wohl mal der klassische Vorführeffekt. 
Der Mechaniker will uns aber helfen und fährt eine Runde. Ich stehe an der Werkstatt und muss zusehen, wie Nico mit dem Fremden am Steuer davonbraust [so ist das, wenn man einen 7-Sitzer auf 2 Sitze reduziert]. Also stand ich dort wie ausgesetzt und musste warten bis die Beiden wiederkommen. 
Nach kurzem Warten, war die Testfahrt beendet. Der Mechaniker tippt auf ein Radlager und kann uns aber sonst nicht weiterhelfen. Nach vielem Danke sagen  ging es in Richtung Autoteileladen. An alle, die in Carnarvon von netten und vor allem kundenfreundlichen Mechanikern betreut werden wollen: geht zu Smash Repairs, die Jungs dort sind klasse und helfen auch, ohne horrende Gebühren für einmal kurz gucken zu verlangen. 
Im Laden angekommen erfahren wir, dass ein Lager rund 100$ kostet und bestellt werden müsste, der Einbau ist dabei natürliche nicht mit berücksichtigt. Da auch dieser Laden eine angeschlossene Werkstatt hat, fragen wir vorsichtig an, was es denn kosten soll, wenn jemand das Auto unter die Lupe nimmt und den Verdacht mit dem Radlager bestätigt. Für 15 Minuten wollen die tatsächlich 35$. Uns verschlägt es die Sprache und wir beschließen, das Lager nicht nur auf Verdacht wechseln zulassen (wir sind uns ja noch nicht einmal sicher welches).

Wir riskieren die Fahrt zum nächsten kostenlosen Rastplatz. Und während den nächsten 150 Kilometern tritt unser Problem recht selten auf. Wir haben nicht das Gefühl, dass es schlimmer wird. 

In der Dämmerung werden wir wieder von einer Armee Motten angegriffen, die es eindeutig auf unseren Wein abgesehen haben. Den geben wir aber sicher nicht kampflos her. 

Noch etwas Hintergrundwissen für euch:
Vor allem unter den Backpackern ist es hier in Australien Gang und Gebe, den recht erschwinglichen Wein aus dem Tetrapak zu trinken. Obwohl Tetrapak auch die falsche Beschreibung ist. Der Wein ist in einen Beutel Gefüllt, an dem sich unten etwas Ähnliches wie ein Zapfhahn befindet. Um das ganze etwas handlicher zu machen, wird es in hübsche, bunte Kartons gepackt. Das Ganze ist unter dem Decknamen "Goon" bekannt. Goon wiederum ist ein Wort aus der Sprache der Aborigines [die Ureinwohner Australiens] und bedeutend so viel wie Kissen. 
Und jetzt wird es verrückt, hat man die wahlweise 2,4 oder 5 Liter Wein aus dem Beutel getrunken, kann man diesen aufblasen und hat tatsächlich so etwas wie ein Kissen. 
Wir haben es natürlich versucht und auch wenn es doch nicht ganz an den Komfort unserer 5$ Ikea Kissen herankommt ist es eine recht akzeptable Notlösung, die sich vor allem nach dem Konsum von 5 Litern Goon anbietet.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen