Dienstag, 16. Dezember 2014

Urlaub, Urlaub, Urlaub ...

So langsam wird es Zeit euch auch noch über den letzten Abschnitt unseres Abenteuers zu berichten. Ja, der letzte Abschnitt, denn für alle, die es inzwischen noch nicht mitbekommen haben sollten:
Wir sind wieder zurück in Deutschland.

Die 3 letzten Tage in Perth haben wir damit verbracht, den ganzen Ramsch [ja, da gab es einiges] wegzuwerfen und noch verwertbares zu Geld zu machen oder in den Rucksäcken unterzubringen. Unser Mitbewohner war so freundlich und hat uns am Dienstag (25.11.) zum Flughafen gebracht.
Fliegen ist für uns inzwischen wie Bus fahren und so verfallen wir in die übliche Flughafenroutine: Gepäck abgeben, nicht vergessen Pässe bereit zu halten, und dann durch die Sicherheitskontrolle. Nico sieht anscheinend wie ein bombenlegender Drogendealer aus, denn er musste zusätzlich noch einen Test machen, bei dem eine Dame mit einem kleinen Stofffetzen über seine Kleidung, Haut und Haare gegangen ist. Anschließend wurde der Fetzten in einem Gerät auf alle mögliche Stoffe untersucht, innerhalb weniger Sekunden. Wie zu erwarten, fand man nichts.
Dann erreichen wir den Bereich, in dem man zuvor weggeworfene Billiglebensmittel von „draußen“ zu vollkommen überteuerten Preisen neu erwerben kann. Da wir nur 4 Stunden Flug vor uns haben, waren wir mal wieder Sparfüchse und haben auf das Bord-Catering verzichtet. Also heißt es hier eindecken. 2 Tüten Chips, 2 Flaschen Wasser und ein warmes belegtes Brötchen und das alles zu Preisen wie zur Inflation.
Eine halbe Stunde vor Abflug erhält Nico eine E-Mail, dass sich der Flug voraussichtlich um 1 ½ Stunden verspätet. Ein Hoch auch moderne Kommunikationsmittel, den bei uns in der Abflughalle erfährt man davon erst 5 Minuten später. Damit hat sich der Landeanflug in Bali bei Tageslicht soeben in Luft aufgelöst. Naja, Hauptsache, wir kommen heute noch nach Bali.
Der Flug verlief ruhig und wie erwartet landen wir in einem dunklen Bali. Hier beginnt, was die nächsten 14 Tage zur Routine werden wird: wir müssen erst einmal zahlen und zwar für das Visum. 35$ pro Person [amerikanische wohl gemerkt, das heißt wir tragen jetzt schon 3 Währungen mit uns rum]. Man ist ja nur einmal auf Bali, denken wir uns und zahlen mit einem Lächeln, denn jetzt geht ja der Urlaub endlich los.
Nur noch schnell unser Gepäck einsammeln und dann kann es losgehen.

Das Abenteuer beginnt schon in der Ankunftshalle, bei 30°C und nahezu 100% Luftfeuchte, langen Pullover und 20kg Gepäck am Körper. Eine Horde Taxifahrer sieht sofort in unseren ratlosen Gesichtern, dass wir nach einer Transportmöglichkeit zum Hotel suchen. Wie ein Schwarm Fliegen verteilen sie sich um uns und jeder ist der Beste und Günstigste. Ein junger Mann ist besonders hartnäckig und hängt uns am Arsch, bis wir uns über eine Rolltreppe in die 2. Etage retten. Von dort aus gehen wir über eine andere Rolltreppe wieder nach unten und kaufen erst einmal Wasser. Im Laden bequatscht uns natürlich schon wieder ein Taxifahrer und siehe da, der junge Hartnäckige hat uns auch wieder gefunden. Beide streiten nun in der Landessprache und wir verstehen nur Bahnhof. Uns ist ja eigentlich auch egal, was die gerade besprechen, wir wollen nur so günstig wie möglich zum Hotel gebracht werden. Also nutzen wir die Situation und handeln mit Beiden, bis einer entsetzt den Kopf schüttelt und geht. Der junge Fahrer gewinnt und wir steigen in seinen, so gar nicht nach Taxi aussehenden Wagen. Egal, die Klimaanlage funktioniert.
Das Hotel für die ersten beiden Nächte hatten wir schon von Perth aus gebucht. In den weiteren Tagen haben wir uns dann immer vor Ort eine Unterkunft besucht. Da hat man zwar einiges an Aufwand, man kann aber relativ günstig in schönen Zimmern mit Pool einchecken.
Unser erster Eindruck vom Flughafen hat sich in den weiteren Tagen leider nicht verbessert. Egal wo man hingeht, wir sind wandelnde Geldscheine in den Augen der Einheimischen. Für alles wird Eintritt verlangt, auf der Straße wird man permanent von allen Taxis angehupt und auch am Strand hört die Tortur nicht auf.
Der Tourismus lockt mit dem schnellen Geld, die Traditionen und die Geschichte des Landes geht dabei verloren. Bali ist für seine Reisfelder bekannt, die haben wir  auch besucht. Ratet mal, natürlich nur, mit einer ordentlichen Eintrittsgebühr. 
Hier sieht man nur noch "Alte" arbeiten, die jüngeren lernen nicht mehr die Tradition des Reisanbaus, denn das ist anstrengend und bringt nicht viel Geld. Der Großteil verlegt sich auf das Tourismusgeschäft und deshalb geben wir Bali noch ein paar Jahre bis es vom Traumurlaubsland zum Albtraumurlaubsland wird. Schade eigentlich, denn Landschaftlich ist die Insel nicht zu verachten.

Das Wetter meint es auch nicht gut mit uns. Wir wussten ja, dass die Regenzeit gerade beginnt, aber dass es letzten Endes von früh bis abends regnet, hatten wir so nicht erwartet. Und so kam es, das unsere Regenponchos zum ständigen Begleiter wurden.
Irgendwann hatten wir dann die [entschuldigt den Ausdruck] Schnauze voll vom ständigen „abkassiert werden“ und auch die Tempel sind zwar schön anzusehen, aber im Endeffekt sind sie doch alle gleich und zur Geschichte erfährt man eh nichts. Auch das Wetter hatte sich langsam auf unser Gemüt geschlagen.


Also musste eine Lösung her: Flucht auf die Nachbarinsel.
Dazu haben wir eine abenteuerliche Ozeanüberquerung in einer, naja nennen wir es mal gutmütig Fähre, gemacht. Am Strand wurden uns unsere Rucksäcke abgenommen und durch das Wasser zum Boot getragen – welch Überraschung, auch dafür wollten die Träger natürlich Geld. Im gemächlichen Tempo sind wir dann inmitten von Bierkisten, Kühlschränken, anderen Gästen und dem Gepäck zur Nachbarinsel geschaukelt.
Nusa Lembongan, eine 8 km² große Insel, begrüßte uns selbstverständlich wieder mit Scharen aus Einheimischen, die nur unser Bestes wollten – unser Geld. Dafür wollten sie uns auch zu Ihren ach so tollen Unterkünften bringen. Wir haben aber alle abgeschüttelt und auf eigene Faust was gefunden. Endlich ging der Urlaub wirklich los. Denn, abgesehen von den Geldgeiern am Strand, ist es auf Nusa Lembongang (noch) untouristisch. Und auch das Wetter ist hier noch deutlich besser als auf Bali.
Unsere letzten Tage in Indonesien haben wir bei Sonnenschein und ohne ständigem belästigt werden verbracht – und es genossen.
Um weiter nach Bangkok zu fliegen, mussten wir natürlich wieder zurück nach Bali. Diesmal haben wir die schnelle Fähre genommen und es bereut. Gnadenlos prescht das Boot in jede Welle und schüttelt uns so ordentlich durch. Es war zwar schneller als die Schaukelfahrt auf dem Hinweg aber definitiv nicht nach meinem Geschmack.


Am 9. Dezember ging es dann weiter gen Westen. Nach circa 4 ½ Stunden ruhigen Flug kommen wir im abendlichen Bangkok (Thailand). Jetzt ging erst das echte Abenteuer los. Während in Bali noch so gut wie jeder Einheimische immerhin ein paar Brocken englisch konnte, sah das in der größten Stadt Thailands ganz anders aus. Lustig wurde es schon, als der Taxifahrer, der uns zur Unterkunft fahren sollte, die Straße nicht kannte und beim Hostel anrufen wollte. Wieder und wieder hat er es nicht auf die Reihe gebracht, die Telefonnummer richtig in sein uraltes Knochen-Telefon einzutippen. Verzweifelt habe ich nach einer viertel Stunde Hand-Körper-Englisch-Unterhaltungen das Telefon genommen und die Nummer eingetippt. Siehe da – es geht und wir können endlich zur Unterkunft.
Hier empfängt uns ein freundlicher Amerikaner, der kann immerhin englisch.
In der Dämmerung machen wir uns zu Fuß auf, die Gegend zu erkunden. Bewusst hatten wir uns für eine Unterkunft etwas außerhalb der Touristenströme entschieden und das auch nicht bereut. Von jedem wird man angeschaut, als kommt man von einem anderen Planeten. Und auf Grund der mangelnden Englisch-Kenntnisse der Thailänder schlägt so gut wie jede Kommunikation fehl.
In den nächsten Tagen haben wir uns von einem Tempel zum nächsten geschleppt, bis wir das ganze Bling-Bling-Glitzer-Funkel-Zeug nicht mehr sehen konnten. Denn eines muss man den Architekten der Temel lassen, gespart haben die am Gold definitiv nicht.
Neben den Tempeln hat Bangkok aber noch so einiges mehr zu bieten. Ein 7-stöckiges Einkaufszentrum, eine Einkaufszentrum nur für Elektronik, einen Schnellzug in der Stadt, wo eine Fahrt auch schon als Touristenattraktion zählt, Fähren mit denen man den zugegebener Maßen sehr dreckigen Chao-Phraya-Fluss rauf und runter fahren kann, Nachtmärkte, Straßenstände und und und…
Am besten haben uns die kleinen Straßenmärkte gefallen, an dem sich ein Essens-Stand an den anderen reiht und jeder Huhn, Schwein, Fisch und andere undefinierbare und meiner Meinung nach auch nicht essbare Sachen, auf den Grill wirft. Für ein paar Euro kann man sich hier nach Herzenslust satt schlemmen. Der Heimweg zu unserer Unterkunft hat uns jedes Mal durch eine dieser Gassen geführt. Mmmmhhh….


Eines muss aber zu Bangkok definitiv noch gesagt werden:
Es ist eine Stadt der Nachtschwärmer, nicht der Frühaufsteher.

Nach 7 wunderbaren Tagen in Bangkok ging es dann am 16. Dezember zurück in die Heimat – Deutschland. Natürlich nicht, ohne noch einmal mit dem Taxifahrer über den Abflughafen zu diskutieren, den Flughäfen hat Bangkok nämlich zwei.

Unser Fazit nach 14 Tagen Bali und 7 Tagen Bangkok:
Bangkok TOP

Bali FLOP

Samstag, 22. November 2014

Arbeit, arbeit, arbeit...

Heute musste ich mit erschrecken feststellen, dass ich meinen Blogbeitrag über die erste Arbeitswoche noch gar nicht online gestellt habe. Das wollte ich eigentlich schon vor 7 Wochen machen – uups.

Aber ich hab eine sehr gute Ausrede: wir waren beschäftigt, sehr beschäftigt.
Wir haben in den letzten Wochen den Australiern auf Arbeit mal gezeigt, was die Deutschen so können.

Unsere eigentliche Aufgabe, das Streichen der Kranteile haben wir genau 9 Tage lang gemacht. Dann hieß es, dass wir ein „paar“ Tage dabei helfen sollen, ein Fundament für eine neue Fertigungshalle vorzubereiten. Aus ein „paar Tagen“ wurden letztendlich 45 Tage und aus „einem Fundament“ wurde alle Arbeiten und Aufgaben rund um den kompletten Neubau der Halle.

Dabei haben wir so einiges gelernt, reichlich geflucht, deutsche Ingenieurskunst bewiesen und insbesondere ich habe allen männlichen Mitarbeitern gezeigt, wo der Hammer hängt.
Nach 9 Wochen „Bauarbeiter-Leben“ können wir auf unserer Erfahrungsliste wieder so einiges Abhaken. Wir durften beide Bobcat fahren, wissen wie man ein Fundament in jeglichen Formen, Größen und Dicken vorbereitet und gießt, ich habe gelernt mit einen dieser abgefahrenen Laser-Messgeräten zu arbeiten und direkt mal die Punkte für die neuen Hallenwände vermessen dürfen und mein absolutes Oberhighlight der letzten 9 Wochen: Linda durfte Bagger fahren.
Das Wetter hat sich auch schon langsam auf den kommenden Sommer eingestimmt und an so manchen Tagen haben wir bei 35°C geschwitzt und vergeblich nach einem kleinen Wölkchen am Himmel gesucht.
Ich könnte jetzt noch weiter über die Arbeit ausschweifen, aber das würde jeglichen Rahmen sprengen. 



Unsere alte Unterkunft haben wir vor 3 Wochen endlich gewechselt und leben jetzt in einem schicken Haus ganz in der Nähe unserer Arbeitsstelle. Unser Mitbewohner/Vermieter ist ein etwas seltsamer Typ, aber das stört uns nicht weiter.  Wir sind einfach nur froh, die Bruchbude, in der wir es erstaunlicherweise fast 2 Monate ausgehalten haben, hinter uns lassen zu können.
Jetzt haben wir sogar unser eigenes Bad, eine für Perth unglaublich günstige Miete und am Wochenende verwöhnt uns unser Mitbewohner mit leckerem Essen.
Hallo Glück, hier bist du ja endlich wieder.

Ihr fragt euch sicher alle, was ist mit der guten „Roose“?
Eine lange Geschichte – hier die Kurzfassung für euch:
Während der ganzen letzten Wochen haben wir weiterhin versucht, das gute Stück irgendwie an den Mann zu bekommen – vergeblich. Dann kam mir der rettende Einfall. Als wir von Port Hedland zurück nach Perth gefahren sind hatten wir einen Interessenten, der das Auto auf Grund des Preises nicht wollte. Da wir inzwischen den Preis auf 1000$ gesenkt hatten, haben wir ihn einfach noch einmal angeschrieben und siehe da, innerhalb von nur einen Tag hatten wir unseren fahrbaren Untersatz los. Und so kam es, dass wir die letzte Woche auf Arbeit geradelt sind. Die Fahrräder hatten wir bereits 2 Wochen vorher günstig auf einen Wochenend-Trödelmarkt ergattert.

Heute war unser letzter Arbeitstag. Da Samstag nicht alle unserer Kollegen[inzwischen Freunde] arbeiten, haben wir bereits gestern eine Abschiedsrunde geschmissen.
Jetzt müssen wir nur noch die letzten Vorbereitungen treffen, für unsere kommende Reise.  Und am Dienstag den 25.11.2014 geht es für uns als echte „Backpacker“ mit Rucksack weiter in das nächste Abenteuer – Bali.

Bis dahin heißt es aber noch so einiges an Zeug aussortieren und wegschmeißen, den Rucksack packen und abwiegen.

So, ich hoffe, dass das erst einmal Update genug war und ich lasse bald wieder von uns hören – versprochen.

Sonntag, 28. September 2014

1. Arbeitswoche

Pünktlich 7:30 stehen wir an unserem ersten Tag im Büro und warten auf unseren Supervisor. Nach einer kurzen Einweisung und Belehrung, die sogenannte "site induction" [Baustellen Einweisung] geht es auch schon los - oder auch nicht. 
Unser Supervisor bringt uns einmal quer über das Gelände. Irgendwann findet er dann diejenige Person, die er sucht. Lorenzo, ein Backpacker aus Belgien, mit dem wir in Zukunft gemeinsam arbeiten werden. 


Vor uns stehen riesige Teile der gelben Baukräne, die wir in den kommenden Wochen rosa/lila malen sollen. Die Teile müssen allerdings noch bewegt werden, da wir sie in der aktuellen Position nicht streichen können. 


Und so starten wir in eine für australische Baustellen typische Aktivität: warten. Die Kunst dabei ist es, beschäftigt auszusehen. Also zeigt uns Lorenzo schon einmal wo wir das ganze Malerequipmemt finden können. 
Nach einer Stunde werden wir endlich beschäftigt. Auf dem neuen Parkplatz müssen die Begrenzungslinien der Parkbuchten gezogen werden. Mit Hilfe einer riesigen Schablone legen wir los, sitzen auf dem warmen Betonboden und malen gelbe Linien.

In der Frühstückspause lernen wir viele neue Personen kennen und wir sind nicht einmal ansatzweise in der Lage uns alle Namen, geschweige denn die Herkunftsländer und Geschichten von jedem zu merken.

Nachdem wir uns den ganzen Vormittag mit den gelben Linien für die Parkplätze beschäftigt haben, gehen wir nach dem Mittag endlich zu unserer eigentlichen Aufgabe über.
Also stehen wir da zu Dritt an einem Kranteil und schmirgeln fröhlich mit Sandpapier die Rostflecken weg - per Hand wohl gemerkt, so wird das ewig dauern, aber das ist uns ja egal, wir sind über jede Woche froh, die wir arbeiten können.
Nachdem wir uns die Finger wund gerieben haben, mussten wir auf die betroffenen Stellen noch Rostschutzfarbe auftragen und dann war der erste Tag auch schon wieder um. 
Am Abend haben wir nur noch schnell das Essen für den nächsten Tag vorbereitet und sind dann ins Bett gefallen.


Die nächsten Tage der Woche liefen genau so ab. Um 6 [unser neuer Arbeitsbeginn] stehen wir am Teil und schleifen und pinseln, was das Zeug hält. 9:30 geht es in die erste Pause und wir können uns auch nach einer Woche noch nicht alle Namen merken. Pünktlich 13:30 gehen wir dann zur Mittagspause und danach arbeiten wir weiter bis um 6.
Inzwischen haben wir auch noch Verstärkung in unserem Team bekommen, ein Franzose namens Damien, der sich die ganze Zeit mit dem Belgier nur auf französisch unterhält.
Auch das lästige schleifen mit dem Sandpapier haben wir inzwischen durch das Abschleifen mit einem Winkelschleifer ersetzt und sind damit wesentlich schneller und effektiver.


Die Kranteile werden immer von 2 Seiten gleichzeitig bearbeitet und wenn diese dann rosa/lila sind, wird das Teil gedreht und wir können die anderen Seiten malen. Das Drehen der Teile ist jedes Mal ein Highlight. Ein einäugige Gabelstaplerfahrer kommt in einem riesigen Gabelstapler und geht ans Werk. 

Am Samstag durften wir dann in aller Eile ein Sonderteil für eines der Gebäude streichen, das gerade gebaut wird. Die Schweißer kamen ganz schön ins Schwitzen, als wir am einen Ende schon anfingen zu malen, während das andere Ende noch fertig geschweißt werden musste. Aber am Ende des (für uns nur halben) Tages war das Teil fertig und am Montag werden wir noch die 2 Schicht Farbe auftragen. Wir waren auch froh, dass wir den Samstag streichend in der großen Fertigungshalle verbringen durften, denn draußen hat es geschüttet wie aus Eimern.
Die Tage zuvor hatten wir wunderschönsten Sonnenschein und traumhaft klaren Himmel.

Am Samstag habe ich dann auch endlich meinen Brief mit der White Card bekommen. Der lag bei Phill und war natürlich schon geöffnet. Er hatte die Ausrede, dass er den Name nicht kannte und schauen wollte, ob es etwas wichtiges ist. 
Mir egal -  endlich hab ich das kleine weise Stück Plastik, mit dem auch ich jetzt offiziell auf australischen Baustellen arbeiten darf.
Am Samstagnachmittag haben wir uns noch ein paar Arbeitssachen besorgt, so dass wir nicht die ganze Woche in nur einem Shirt rumlaufen müssen. 

Fertig von der Woche sind wir abends einfach ins Bett gefallen und eingeschlafen [sicherheitshalber mit Ohropax im Ohr, denn das Haus ist leider Gottes recht hellhörig].

Der Sonntagmorgen begrüßt uns wieder mit Regen und wir beschließen unsere Shoppingtour von gestern fortzusetzen. Auf der Wunschliste steht eine selbstaufblasende Matratze. 

Nächste Woche kommt der erste Gehaltscheck und wir sind schon gespannt, was darauf steht.

Zur Info:

Wir arbeiten auf dem Firmengelände einer Baufirma, die in Perth neue Wohn- und Geschäftsgebäude errichtet. Die Betondecken und -wände für die Gebäude werden hier auf dem Gelände in einer riesigen Halle gefertigt. Auch alle anderen für die Baustelle nötigen Materialien, wie Gerüste, Bagger, Kräne etc., werden hier gelagert.

Sonntag, 21. September 2014

Was bisher geschah ... Rückblick vom 12. September – 21. September

In den letzten Tagen hat sich so einiges getan. 

Viele der Sachen aus dem Auto haben wir inzwischen verkauft und so langsam lichtet sich das Chaos in und um unser Zimmer. 

Der Interessent für Roose hat eine Probefahrt unternommen, aber einen Tag später leider abgesagt. Also sind wir weiterhin auf der Suche nach einem Käufer. Ein Autoteileverwerter hat sich das Auto auch einmal angeschaut und eine Probefahrt gemacht. Er ist der Meinung, dass das Auto viel zu gut ist, um es zu verschrotten. Roose ist und bleibt unser Sorgenkind im Moment. 

Inzwischen sind auch unsere Rucksäcke wieder gepackt. Wir haben natürlich noch viel zu viel und bevor es weitergeht müssen wir noch einmal aussortieren, aber das Gröbste ist erledigt und wir freunden uns langsam wieder mit dem Gedanken an, ohne fahrbaren Untersatz zu Reisen.
In Vorbereitung darauf haben wir Schlafsäcke und selbst aufblasende Matratzen gekauft.

Einwas schieben wir weiterhin vor uns her: die Steuererklärung. 
Wir waren zwar in der Behörde und haben uns die Vordrucke geholt, aber so richtig können wir uns noch nicht überwinden, das Ganze anzugehen. Zu viele Fragen sind noch ungeklärt und immerhin geht es um einiges an Geld, was wir im Idealfall zurückerstattet bekommen und im schlimmsten Falle nachzahlen müssten. Aber wir haben noch bis Ende Oktober Zeit das zu erledigen. 

Wir haben uns auch weiter nach Arbeit umgefragt und dabei stoßen wir immer wieder auf die selbe Firma: "Construct". Das ist die Arbeitsvermittlung, die uns auch schon Andi empfohlen hatte. Also habe ich noch meine "White Card" gemacht, dass ich berechtigt bin, auf einer Baustelle zu arbeiten und im Anschluss haben wir uns dort beworben. 
Endlich spielt das Glück mal für uns und direkt am selben Tag erhalten wir noch einen Anruf. 
Es wird tatsächlich gerade nach einem Pärchen gesucht. 
Am Freitagmorgen trafen wir unseren Betreuer zu einem Vorstellungsgespräch. Wir haben alle Formulare ausgefüllt und einige Fragen beantwortet und schon am nächsten Montag können wir starten. Wir wissen nur, dass wir irgendetwas streichen müssen. Das klingt nach einer schönen und vor allem einfachen Aufgabe. 

Also heißt es am Wochenende "Shopping". Arbeitsschuhe müssen her, nach Möglichkeit günstig und vor allem in meiner Größe. Es gibt nur einen Laden, der diese Kriterien erfüllt und Stahlkappenschuhe [die sind bei unseren neuen Arbeit Pflicht] in der passenden Größe und Preislage anbietet. Nebenbei schoppen wir noch ein paar andere Klamotten, dass obwohl die Rucksäcke eigentlich schon übervoll sind. Besser haben als brauchen - da ist es wieder. 

Natürlich haben wir auch versucht in der Nähe der neuen Stelle eine Unterkunft zu finden, aber das scheint irgendwie unmöglich. Wir haben so gut wie alle Anzeigen im Umkreis von 5 Kilometern in der Region angeschrieben. Aber nicht mal ¼ der Angeschriebenen antwortet. Diejenigen, die antworten wollen meistens nicht an Pärchen vermieten oder sind eindeutig über unserem Preislimit. 
Also beschließen wir vorerst in unserer billigen, wenn auch nicht schönen Unterkunft zu bleiben. 
Da das Auto noch fährt ist das im Moment kein Problem.  
Wir halten aber weiter die Augen offen, da wir Roose auf jeden Fall verkaufen wollen.

Morgen ist unser erster Arbeitstag und wir sind gespannt, was uns diesmal erwartet.

Leider habe ich diesmal keine Bilder für euch.
Im Moment gibt es aber nicht wirklich etwas, was es wert wäre fotografiert zu werden. 
Mal sehen, ob ich das nächste mal was für euch habe.

Donnerstag, 11. September 2014

"Haben ist besser als Brauchen"

Die erste Nacht haben wir gut überstanden und so starten wir am Morgen mit vollem Tatendrang in die Aktion "Auto ausräumen".
Nach einer Stunde sitzen wir im puren Chaos. Unser kleines Zimmer ist schon vollkommen überfüllt mit dem Zeug aus dem Auto und auch vor unserer Tür türmen sich noch Boxen und Beutel voll mit Krimskrams und Gerümpel. Und das Beste, dass Auto ist noch lange nicht leer.
Wir stellen fest, dass wir die letzten 9 Monate hier in Australien getreu dem Motto "Haben ist besser als Brauchen" gelebt und vor allem eingekauft haben. 
Und so kommt es, dass wir bei dem ein oder anderen Stück selbst den Kopf schütteln und über uns lachen. Aber egal, jetzt haben wir nur das Problem, alles loszuwerden.
Die Teile, die noch ansatzweise Wert haben, stellen wir bei Gumtree [australische Version von eBay Kleinanzeigen] ein.
Und tatsächlich kommen schon in den nächsten Stunden zahlreiche Anfragen.

Den ganzen Vormittag sortieren wir, schmeißen weg und wundern uns, was da alles so für Sachen zum Vorschein kommen. Zwischendurch schleicht immer unser "Vermieter" mit rum und wirft ein Auge auf das ein oder andere Stück. Er meint immer, wenn wir es nicht verkauft bekommen, dann würde er uns es auch abkaufen. Wir wissen allerdings, dass er der absolute Sparfuchs ist und uns nie im Leben unseren Preis zahlen würde.


In all dem Chaos bekommen wir eine Nachricht von Andi [ihr erinnert euch? Kartoffelfarm, Besucher bei Clint], er ist noch in Perth und hat uns direkt am Abend auf ein Bier eingeladen. 

Am Nachmittag habe ich mir dann die [wie sich herausstellte vergebliche] Mühe gemacht und Autoteileverwerter angeschrieben, was sie denn für unsere Roose noch bieten würden. Eine Antwort habe ich erhalten, der mir aber auch keinen Preisvorschlag geboten hat, sondern nur fragte, was wir denn noch erwarten. Alles eine Luftnummer. Wir hoffen jetzt auf den Interessenten, mit dem wir schon unterwegs geschrieben hatten.

Am Abend ging es dann zu Andi. 
Auf den Weg dahin, haben wir noch unser Zelt verkauft. Immerhin haben wir das erste Teil jetzt los. Drückt die Daumen, dass es so weiter geht. 
Andi hatte uns zwar seine Adresse geschickt, aber irgendwie sind wir trotzdem etwas ziel- und planlos herumgeirrt und haben ihm zum Schluss verzweifelt geschrieben, dass er uns doch bitte abholen soll. 
Mit einem kalten Bier in der Hand [an dieser Stelle sagen wir noch einmal Dankeschön für das Bier Andi] haben wir unsere Erlebnisse ausgetauscht. Nach dem wir von unserer Ausräum-Aktion des Autos berichtet hatten, hat Andi uns bestätigt, dass wir wohl die einzigen Backpacker sind, die alles und ja wirklich ALLES in ihrem Auto hatten.
Er gibt uns auch noch eine Kontaktnummer, bei der wir nach Arbeit fragen können. Eine Arbeitsvermittlung für Baustellenjobs, diese stellt sogar auch Mädchen ein. Das klingt doch sehr vielversprechend und wir haben eh daran gedacht, die nächsten Wochen zu arbeiten, um den Verlust beim Auto ausgleichen zu können.

Irgendwann gegen 10 haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Natürlich fährt der Bus nicht mehr und wir unternehmen einen kleinen Spaziergang zur nächsten Bushaltestelle, die zu der Zeit noch angefahren wird. 

"Zu Hause" angekommen fallen wir ins Bett. 
Mal sehen was Morgen auf uns wartet.

______________________________________________


"Zu Hause"
Schon seltsam, dass man während der ganzen Zeit hier, eine Unterkunft, das gemietete Zimmer, ja sogar das Auto als "zu Hause" bezeichnet. 
Und so langsam fängt man an sich zu fragen, was ist "zu Hause" und vor allem wo ist "zu Hause"?
Ein wohl allen bekanntes Zitat besagt: "zu Hause ist wo dein Herz ist". 
Aber halt, mein Herz befindet sich in meinem Brustkorb, etwas mehr auf der linken Seite oberhalb des Zwerchfells; soll da etwa mein "zu Hause" sein?
Nein - denn Eines ist uns hier in Australien klar geworden, egal wo man sich gerade aufhält, zu Hause ist irgendwie überall. 

Und so kommen wir zu dem Entschluss: 
Die Welt ist unser zu Hause

Mittwoch, 10. September 2014

Wir sind wieder hier...

Nach einer etwas unruhigen Nacht [wenn man direkt an der Straße schläft, war das zu erwarten] fahren wir weiter nach Bindoon. Hier besuchen wir erst einmal die Farm, auf der wir vor 2½ Monaten gearbeitet haben, leider war keiner da.
Wir genossen eine [gratis] warme Dusche in Bindoon und haben dann die restlichen 85 Kilometer nach Perth hinter uns gebracht. 

Wir sind wieder hier - Perth. 
Langsam beschleicht uns das Gefühl, dass uns die Stadt einfach nicht gehen lassen will.

Beim erstbesten Gebrauchtwagenhändler, der uns vor die Augen kam, haben wir angehalten. Hier gab es direkt einen weiteren harten Schlag ins Gesicht, mit der Registrierung eines anderen Bundesstaates hat das Auto für den Händler keinerlei Wert. Ja, auch die Händler wissen, wie hart der Test zur Ummeldung ist.
Wir beschließen erst einmal unsere Wäsche zu waschen und sitzen während der Wartezeit frustriert in unserem, wie wir inzwischen feststellen mussten, wertlosen Auto.
Um eine Unterkunft mussten wir uns auch noch kümmern. Im Auto schlafen wollen wir eigentlich nicht. Für den Nachmittag hatten wir einen Termin mit einem Mann ausgemacht, der ein günstiges Zimmer für uns hat. Zur vereinbarten Zeit fahren wir zur Adresse. Keiner ist da. Wir klopfen an der Tür aber niemand reagiert. Ok, versuchen wir es halt später noch einmal.
Wir durchforsten das Internet weiter nach günstigen Zimmern  ohne wirklich etwas Gutes und günstiges finden zu können.
Also versuchen wir es noch einmal bei der Adresse von heute Nachmittag. Wieder reagiert keiner und auch auf meine Nachrichten via Mail und SMS erhalten wir keine Antwort. Genervt geben wir uns damit ab, dass wir die heutige Nacht wohl doch im Auto verbringen werden und machen uns auf den Weg in einen Stadtteil, der etwas weiter von Perth´s Zentrum entfernt ist.
Unterwegs bimmelte das Handy, der Mann von der Unterkunft, er sagt, dass wir beim falschen Haus geklopft haben. Noch genervter drehen wir wieder um und geben dem Ganzen noch einen dritten Versuch. Diesmal treffen wir tatsächlich jemanden an. Ein älterer Herr begrüßt uns und zeigt und das Prachtexemplar von Zimmer, was für 130 $ pro Woche uns gehören könnte. Ein kleines Kabuff mit separater Tür, so dass man nicht durch das Haus muss, um ins Zimmer zu gelangen. 


Das zugehörige Haus ist sehr heruntergekommen, aber funktional. Den Spülkasten in der Toilette sollen wir mit gesammeltem Regenwasser aus tausenden Flaschen und Behältern füllen. Überall im Haus hängen Zettel, was man zu tun hat. „Licht aus!“; „Gas aus oder alle werden sterben“ und so weiter.



Die Umgebung um das Haus herum gleicht eher einer Müllhalde und genau deswegen ist das alles so perfekt für uns. Hier können wir das Auto ausräumen und alles was wir nicht mehr brauchen einfach hier liegen lassen und niemanden stört es.

Wir beschließen „einzuziehen“, bringen die nötigsten Sachen in das kleine Zimmer und lassen uns dann endlich ins Bett fallen. Natürlich auf unsere eigene Matratze, auf die Matratze von hier würde ich mich nicht freiwillig legen wollen.

Morgen wollen wir beginnen das Auto auszuräumen.

Gute Nacht.

Dienstag, 9. September 2014

Endlich wieder Empfang

Am Morgen geht es nach einem schnellen Frühstück weiter. Mit erschrecken müssen wir feststellen, dass wir uns langsam aber sicher von der Sonne und der Wärme entfernen. Mit jedem gefahrenen Kilometer wird der Himmel über uns bewölkter und langsam regt sich in uns der Drang etwas Langes überzuziehen.
In Cue legen wir einen weiteren Tankstop ein. Unser heutiges Tagesziel Bindoon (hier hatten wir auf der Mandrinenfarm gearbeitet) erreichen wir heute nicht. Wir übernachten auf einem kleinen Rastplatz, kurz vor New Norcia, direkt neben dem Highway. Ich kann euch gar nicht sagen, wie viele Kilometer wir heute hinter uns gebracht haben, aber es dürften wieder circa 700 gewesen sein.
Unterwegs ist nicht wirklich irgendetwas Spannendes zu sehen gewesen. Ab und zu mussten wir links ranfahren, um einen der überbreiten LKW´s Platz zu machen. Das Aufregendste war es, einen dieser Transporte zu überholen.

Da wir nach 2 Tagen endlich wieder Empfang haben, erstellen wir eine Verkaufsanzeige für unsere Roose und erhalten doch tatsächlich direkt eine Anfrage.
Es stellt sich allerdings heraus, dass der Verkauf sich wahrscheinlich schwieriger gestalten wird als gedacht, da ein Auto mit Registrierung vom Bundesstaat Victoria in Western Australien einem recht umfassenden Test unterzogen werden muss, um den Besitzer wechseln zu können. Da könnten eine defekte Kupplung und ein recht unzulässiges Anspringen des Motors zum Problem werden.
Außerdem hat sich der Interessent schon erkundigt und direkt festgestellt, dass zum Bestehen des Tests alle Sitze vorhanden sein müssen. Der 6. und 7. Sitz vergammelt gerade wahrscheinlich gerade irgendwo bei Adelaide auf einer Mülldeponie. Das sind ja wieder ideale Voraussetzungen. Aber egal, wir lassen uns nicht unterkriegen und der Interessent will sich trotzdem den Wagen einmal anschauen, wenn wir in Perth sind.

Wir hoffen das Beste.

Montag, 8. September 2014

2500 oder 1600 ?

Heute Morgen haben wir mal wieder einer dieser Entscheidungen getroffen, bei der man erst hinterher weiß, ob sie gut oder schlecht war.

Und so kommt es, dass wir uns heute in Richtung Perth aufgemacht haben. Wir hatten die Wahl zwischen 2500 Kilometer bis nach Darwin, mit viel menschenleerem Nichts und dem beunruhigenden Gedanken im Hinterkopf, dass man nie weiß, wie weit einen das Auto noch bringt oder 1600 km bis nach Perth, mit definitiv mehr Zivilisation.
Kurzerhand wurden die Karten rausgeholt, eine grobe Routenplanung vorgenommen. Das ist eigentlich auch der falsche Ausdruck, denn es gibt nur eine Straße, die von Port Hedland quasi direkt nach Perth führt.

Nach einem kurzen Einkauf und einem Tankstop ging es also mal wieder in Richtung Perth. Wir teilen uns die Strecke mit vielen Roadtrains, die uns mit waghalsigen Überholmanövern unterhalten. Wir hören, dank unseres Funkgerätes, immerhin, dass sie sich untereinander absprechen, bevor sich ein 50 Meter Truck mit 3 in Schlängellinien fahrenden Anhängern an einem anderen vorbeischiebt.

Das Navi zeigt uns ein Bild, das man so wahrscheinlich auch nur in Australien sehen wird.
Ist nicht gerade das schärfste Bild, aber da steht:
nach 1320 km links abbiegen 

Wir passieren noch einmal den Karijini National Park und würden am liebsten abbiegen, aber wir widerstehen und fahren weiter bis nach Newman, wo wir einen weiteren Tankstop einlegen.
Nach 680 gefahrenen Kilometern erreichen wir den Rastplatz und sind froh, dass wir mal wieder heil angekommen.

Die heutige Tierbilanz zeigt sich wie folgt:

ein toter Vogel 
[er ruhe in Frieden]

ein Känguru mit Schürfwunden 
[das dumme Ding hat kurz vor unserem Auto entschieden, die Sprungrichtung zu wechseln, ist aber zu unserem Glück ausgerutscht und an unserem Auto vorbeigeschlittert]

eine junge Kuh mit dem Schock fürs Leben
[Mal wieder stand eine Herde Kühe am Straßenrand und während wir uns auf die ersten Tiere der Gruppe konzentrierten, um zu sehen, ob eine davon auf die Straße läuft, haben wir nicht bemerkt, dass ein jüngeres Tier weiter hinten auf der Straße stand. Eine gekonnte Vollbremsung von Nico und das losrennen des Tieres hat Schlimmeres verhindert]

Sonntag, 7. September 2014

Die vollautomatisierte Toilette

Am Morgen wundern wir uns, warum alle anderen Autos am kostenlosen Rastplatz schon weg sind. Keine 5 Minuten später wissen wir warum, kaum einen Schritt aus dem Auto getan, werden wir von vielen winzigen Fliegen umschwirrt. Ist ja nicht so schlimm denken wir uns, aber langsam fängt es überall an zu zwicken und zu kribbeln. Wir machen unsere erste Bekanntschaft mit der sogenannten Sandfliege. Die kaum zu sehenden Tiere beißen an jeder Stelle des Körpers, die nicht von Stoff bedeckt wird. Wir flüchten uns gefolgt von 1000 der kleinen Tierchen ins Auto und starten in Richtung Stadtzentrum. Wir öffnen die Fenster um die lästigen Biester loszuwerden, alle die nicht freiwillig aus dem Fenster fliegen, werden erschlagen.

In Port Hedland finden wir die unsinnigste Erfindung, aller menschlichen Erfindungen – eine vollautomatisierte öffentliche Toilette. Von außen sieht sie aus wie ein Fahrstuhl, der unscheinbar in der Fußgängerzone steht. Innen muss man überall nur noch seine Hand davor halten, um jegliche Funktionen nutzen zu können. Nein, hier darf man sich das Klopapier nicht selber nehmen, man muss die Hand vor einen kleinen Sensor halten, der einem dann immer einen winzig kleinen Fetzen Papier aus einer Öffnung an der Wand schiebt. Die Musik [ja, ihr lest richtig, es wird tatsächlich Musik gespielt] erinnert auch an einen Fahrstuhl. Das Klo spült automatisch, wenn man sich die Hände wäscht, das ist auch mal eine Art Leute zur Hygiene zu erziehen. In einer der Ecken befindet sich knapp unter der Decke ein Duschkopf, bei dem man nicht weiß, ob er gleich an geht um den automatischen Reinigungsvorgang einzuleiten oder nicht. Immerhin darf ich mich noch selbst mit dem streng rationierten Papier abwischen.


Während wir frühstücken bestaunen wir die riesigen Frachter, die aus dem Hafen fahren und in ihren Bäuchen Tonnen von eisenhaltiger Erde in die weite Welt verschippern. Inzwischen haben sich überall, wo uns die Sandfliegen gebissen haben, kleine rote Kreise gebildet und wir sehen aus, als hätten wir irgendeine üble Krankheit.

Gestärkt geht es ins Infozentrum, die junge Dame bestätigt unseren Verdacht, dass Port Hedland der denkbar ungünstigste Ort ist, um ein Auto zu reparieren oder zu verkaufen. Sie zeigt uns auf der Karte aber eine Straßenkreuzung, an der man sein Auto zum Verkauf anbieten kann. Wir machen uns auf dem zur Straßenkreuzung, dort angekommen, stellen wir fest, dass hier runtergekommene Schrottkarren zu Wucherpreisen angeboten werden. Eigentlich ideal um unsere Roose hier anzubieten, aber was machen wir dann ohne Auto und mit einem viel zu kleinen Rucksack, in dem nicht mal ¼ unserer Sachen Platz finden würde?

Etwas entmutigt beschließen wir, erst einmal zu dem Strand zu fahren, die uns die Frau aus dem Infozentrum empfohlen hat. Wir erreichen unser Ziel, den geruchsintensivsten Strand, den wir in Australien je gesehen/gerochen haben. Schön ist anders und ins Wasser will hier keiner freiwillig.

Also drehen wir wieder um, kaufen ein und kehren dann zurück zum kostenlosen Campingplatz außerhalb der Stadt. 
Keine Sandfliegen in Sicht – Gott sei Dank.

Samstag, 6. September 2014

Da wird das Überholen zum Abenteurer

Den Morgen beginnen wir mit einer unsere Lieblingsbeschäftigung: 
Auto einräumen. Heutiges 
Tagesziel ist das 350 Kilometer entfernte Port Hedland. 

Wir setzten uns ins Auto und Nico dreht den Schlüssel im Zündschloss ... nichts passiert. Ein Zweiter Versuch ... wieder nichts. Ein paar Mal versucht er es, bis der Motor endlich startet. Wir hatten schon seit der Shark Bay immer einmal ein paar, ich nenne es mal Fehlzündungen, bei denen das Auto nicht beim 1. Mal angesprungen ist, aber so wie heute, war es noch nie. 
Wir machen noch einen schnellen Abstecher zum Fern Pool, bevor wir in Richtung Port Hedland starten. 
Die Strecke verbindet die Mienen mit der Hafenstadt und so muss man sich die Straße mit hunderten Road Trains teilen. Alles unter 4 Anhängern ist hier klein. Maximale Länge: 53,5 Meter, da wird das Überholen zum Abenteurer, erst recht mit einer defekten Kupplung. Die kleinen Buschfeuer am Straßenrand verpassen dem Ganzen noch die passende Dramatik.

Nach 4 Stunden Fahrt kommen wir endlich an, nur um festzustellen, dass das Info-Zentrum schon zu hat. 
Als ich zur Tankstelle abbiegen will, geht das Auto einfach aus. Langsam glaube ich, dass es an mir liegt. 
Wir fliehen zum Strand mit dem verheißungsvollen Namen Pretty Pool (=schöner Pool). Aber nichts da „pretty“, gelber grober Sand, das Meer ist einen gefühlten Kilometer weg und das Restwasser, was sich im Ausläufer noch befindet, lädt nicht gerade zum Planschen ein. 
Es sind auch schon die ersten Ansätze der für den Norden typischen Mangroven zu erkennen. 
Immerhin gibt es neue öffentliche Duschen. Wir grübeln, wie es mit unserer Roose weitergeht und wir ahnen, dass es wohl bald Zeit wird, das gute Stück zu verkaufen. Denn so wie es im Moment ist, wollen wir nicht die Fahrt bis nach Darwin, geschweige die komplette Ostküste, riskieren. Inzwischen ist jeder Start des Motors eine Zitterpartie und wir sind langsam ratlos, was wir machen sollen. 
Immerhin ist Port Hedland eine der wenigen Orte, die stadtnahe eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit bietet, sogar mit gratis W-Lan, das freut das Backpacker-Herz. 
Roose bringt uns trotz allem bis hierher und wir grübeln weiter, bis wir einschlafen.

Freitag, 5. September 2014

Wandertag

Nach einem entspannten Morgen starten wir in einen für unsere Verhältnisse überdurchschnittlich sportlich aktiven Tag. 

Ziel sind die anderen Gorges (=Schluchten) im National Park, die man selbstverständlich auch bewandern kann. Nach 20 minütiger holpriger Fahrt über die unbefestigten Straßen im Park erreichen wir einen der ersten Gorges mit dem Kalamina Wasserfall. Eigentlich wollten wir nur kurz den Wasserfall anschauen und uns dann in Richtung unserer Haupttagesziel bewegen, aber warum auch immer haben wir die komplette Schlucht bewandert (3 km gesamt). 
Vorbereitet wie immer, ging es uneingecremt und ohne Wasser los. Wie gesagt, eigentlich wollten wir nur schnell den Wasserfall begutachten. 
Gelohnt hat sich das Ganze nicht wirklich. Die Wanderung war schön, die Umgebung grün, das Wasser allerdings auch und so hat es sich nicht wirklich zum Baden angeboten, außer man plant eine Karriere als grünes Algenmonster. 



Der Wasserfall war auch weniger spektakulär als erwartet, aber immerhin bot der eine algenfreie Abkühlung. 



Da wir den halben Vormittag mit diesem Gorge verbummelt haben, genießen wir bei den nächsten beiden Schluchten einfach nur den Ausblick von den Plattformen.
"Joffre Gorge", aber ich finde "Peppermint Gorge" ist viel naheliegender

"Knox Gorge"

Danach haben wir es endlich zum eigentlichen Hauptziel geschafft, die Stelle im Park, an der 4 Gorges aufeinandertreffen. Wir lassen alles von der Aussichtsplattform aus auf und wirken und staunen, was Mutter Natur so alles schafft. 
  

Es ist schon um 3 als wir in den Hancock Gorge hinabklettern. Wieder aller Empfehlungen habe ich natürlich trotzdem meine Kamera mitgeschleppt. Keine 100 Meter später stehen wir schon knietief im Wasser und so langsam dämmert es uns, dass diese Schlucht wohl nicht aus Spaß als Stufe 5 (=höchste Schwierigkeitsstufe der Wanderwege) eingestuft ist. 


Umdrehen kommt nicht in Frage und wir gehen weiter bis zu dem Punkt, an dem aus knietief - Linda-kann-nicht-mehr-stehen-tief wird. Nico geht vor und schaut wie es weiter geht. Ich überlege mir eine günstige Route, um an den Felsen oberhalb des Wassers entlangzukraxeln. Scheint aber alles recht unsicher und meine Kamera ist mir einfach viel zu lieb, um sie zu riskieren. 


Nico kommt zurück, erzählt natürlich wie toll es ist und wir tauschen die Rollen. Er wartet und passt auf Rucksack und Kamera auf und ich schwimme weiter durch die Schlucht. Teilweise ist es so eng, dass man beim Schwimmen aufpassen muss, nicht mit den Händen oder Füßen gegen die Felsen zu stoßen. 
Kurz darauf kommt man an einen Ort, den die kreativen Köpfe des Namensvergebungskomitee Amphitheater genannt haben. Da steht man verloren in der Schlucht um sich rum alles Fels, der sich links und rechts in den Himmel erhebt. Über klitschige Steine geht es weiter zum 
Spider Walk (=Spinnen Gang) ein enger Gang durch die Felsen. Hier mache ich erst einmal kehrt und gehe zu Nico zurück. Auf dem Weg kommen mir 2 andere Abenteurer (ja, so fühlt man sich im Moment) entgegen. Nico hat inzwischen die Kamera irgendwo weiter oben auf einen Fels versteckt. Wir lassen den Rucksack wo er ist und starten noch einmal gemeinsam in Richtung Spider Walk. 
Es macht einen heiden Spaß dadurch zu klettern. Unter einem fließt das Wasser, hier nur knöchelhoch, dafür manchmal über ziemlich hohe Stufen, was die ganze Kletterei etwas umständlich gestaltet. Aber wir schaffen es bis zu Kermits Pool und damit zum Ende des Wanderweges. Ab hier wird es zu steil und zu gefährlich auf eigene Faust weiterzuklettern. Ein nettes oranges Seil teilt einem mit, das es hier nicht weiter geht. Wir genießen den Blick in die abfallende Schlucht und saugen den Moment in uns auf. 
Wir machen uns auf den Rückweg und schlagen uns wacker am Spider Walk, bei dem man jetzt bergauf klettern muss. 
Wir schwimmen durch den Engpass und sind wieder beim kameratauglichen Teil des Wanderweges. Nico holt das gute Teil vom Fels. Wir trocknen uns ab und machen uns auf den Rückweg.

Nach vielen Felsstufen erreichen wir endlich den Parkplatz und hier treffen wir auch wieder den Deutschen Reisenden. Heute erfahren wir, dass er ein Zahnarzt aus dem Saarland ist - damit wäre das Rätsel um den mysteriösen Akzent geklärt [leider sind unsere Bonushefte in Deutschland, sonst hätten wir uns direkt unseren Stempel abgeholt ;-) ].

Wir bringen die 50 Kilometer holprige Heimfahrt hinter uns und gönnen uns ein leckeres Abendbrot.  2 andere Camper gesellen sich zu uns und wir starten in eine lange Unterhaltung.

Donnerstag, 4. September 2014

Unbeschreiblich

Am Morgen machen wir das Auto fahrfertig und starten, nachdem wir uns einen unechten Sonnenaufgang angesehen haben, in Richtung Parkeingang. 
Ihr wundert euch, was ein unechter Sonnenaufgang ist? Ganz einfach, den echten Sonnenaufgang konnte man auf Grund der vor uns liegenden Bergkette nicht sehen. Jetzt erhebt sich die Sonne aber langsam hinter den Bergspitzen und ich Taufe das ganze Spektakel unechter Sonnenaufgang.

Da die Straßen im National Park größtenteils geteert sind, pumpen wir unsere Reifen wieder auf Normaldruck auf und füllen den Tank mit unserem Restbenzin aus den Kanistern. Danach geht es weiter zum Info-Zentrum, das hat aber zu. Also fahren wir zum Campingplatz und bezahlen für 2 Nächte. 
Welch Überraschung, die Betreuer dieses Campingplatzes sind, na wer errät es?, natürlich auch wieder Deutsche. 
Wir beschließen unser Zelt aufzubauen, was seit der Kartoffelfarm in Albany ein recht langweiliges und einsames Leben im Fußraum hinter dem Beifahrersitz verbringen musste.
Im National Park gibt es viele Schluchten, in denen man wandern kann und meistens findet man auch Felsenpools, Wasserfälle oder Ähnliches, die eine nette Erfrischung bieten. 
Wir starten gegen Mittag direkt in Richtung der ersten Schlucht.
Nach einem noch steileren Abstieg über eine Felsentreppe [diesmal mit entsprechendem Schuhwerk] stehen wir in mitten der Schlucht und sind überwältigt. 


Ein kleiner Bach schlängelt sich über Steine und Felsen durch urige, wilde Vegetation und links und rechts erheben sich 2 mächtige Felswände. 
Ich kann Fotos machen wie ich will, hier muss man selbst gestanden haben, um zu verstehen, wie atemberaubend dieses Gefühl ist.


Wir folgen dem ausgeschriebenen Weg, der zum Circular Pool (=runder Pool) führt. Nico springt wie immer direkt ins eiskalte Wasser. Ich brauch eine Weile und drehe nach einer kleinen Runde direkt wieder um und gehe raus. Das Wasser ist mir viel zu kalt und ich habe das Gefühl einzufrieren, wenn ich mich noch länger darin aufhalte. 

Das erste Mal weiß ich nicht, wie ich euch alles Beschreiben soll. 
Man entdeckt, hört, riecht so viel, wenn man durch die Schlucht wandert, über kleine Felsen klettert und von Stein zu Stein springt, um die kleinen Bäche zu überqueren. 
Ich lasse einfach mal die Bilder "sprechen".

"Circular Pool" 
und noch einmal der "Circular Pool" 
180° "Dales Gorge" 

"Wasserkaskaden" 

  und wenn man die Augen offen hält, entdeckt man solche Gefährten ...

Nach eine gemütlichen Wanderung kommen wir an den Fortesque Falls an. Es wird immer bewölkter, aber das nimmt  diesem Ort auf keinen Fall die Schönheit. Eine gewisse innere Ruhe macht sich breit. 
"Fortesque Falls

Nach einem weiteren kurzen Marsch kommen wir zum letzten Pool in der Schlucht. Der Fern Pool ist trotz Wolken traumhaft schön. In den Bäumen um das Wasser entdecken wir Kakadus und Flughunde.



Wir haben Glück und haben den Wasserfall für uns. Das Wasser ist im Vergleich zum Circular Pool angenehm warm und wir genießen die Massage des herunterprasselnden Wasserfalls. 
Kein Wunder, das dies eine heilige Stätte der Aborigines ist. 
Als wir über die Leiter aus dem Wasser klettern knabbern kleine Fische an unseren Füßen. Sie haben es auf die toten Hautschuppen abgesehen. Das kitzelt sag ich euch.

Wir genießen noch eine Weile das Bild und den Moment und machen uns dann daran, über die Felstreppe nach oben zu steige. Verschwitz kommen wir an und würden am liebsten gleich wieder runter gehen, um uns noch einmal abzukühlen. 


Am Abend zieht immer mehr Wind auf und dann fängt es doch tatsächlich an zu regnen. 
Da baut man nach 6 Monaten das Zelt auf und dann regnet es. Das kann wieder mal nur uns passieren. 
Wir flüchten ins Zelt uns lassen uns vom gleichmäßigen tropfen des Regens ins den Schlaf lullen.