Sonntag, 31. August 2014

Schock meines Lebens

Über Nacht ist ein starker Wind aufgekommen und das Frühstück wird zum Abenteuer, da so gut wie alles zu leicht ist, um es einfach auf den Tisch zu legen.

Wir bezahlen für eine weitere Nacht, müssen aber auf einen anderen Campingplatz wechseln. Da man an der Stelle, an der wir gestern schon waren, nur bei Flut schnorcheln soll haben wir den Vormittag an der Torquois Bay verbracht. Diese wenigen Stunden haben unserer Bräune ziemlich gut getan. 

Als das Wasser dann endlich steigt, fahren wir zu Oyster Stack und legen gleich los. 
Den Schock meines Lebens bekomme ich, als vor mir plötzlich ein kleiner Hai auftaucht und seelenruhig an mir vorbeischwimmt. Wieder ärgere ich mich, dass die blöde Kamere nicht funktioniert. Als ich Nico von meiner Begegnung erzähle, will er mir nicht wirklich glauben, aber ich weis, was ich gesehen habe [ich habe mal in die Fisch-Identifizierungs-Broschüre geschaut, ich vermute, dass ich einen Gummy Shark oder ein Reef Shark gesehen habe]. Nach der Begegnung war mir etwas mulmig (da kommt der Angsthase in mir durch) und ich bleibe in der Nähe des rettenden Ufers. 
Irgendwann beschließe ich, mich meinem Buch zu widmen, während Nico weiter den Fischen hinterherjagt. 


Auch heute versuchen wir uns ein Abendessen aus dem Meer zu ziehen, aber wir haben kein Glück, dafür konnten wir aber Schildkröten sehen, die ab und zu ihre Köpfe aus dem Wasser gestreckt haben, um Luft zu holen. 

Auch auf diesem Campingplatz versammeln sich am Abend einige der Camper an einem Tisch und quatschen über Gott und die Welt.

Irgendwann kuscheln wir uns in das viel zu warme Bett und versuchen zu schlafen. 


Wir stellen fest, dass man nicht Beides haben kann, hat man den ganzen Tag Sonne, muss man sich abends ins zu warme Bett legen, ist es den Tag über kühl ist das Bett dafür angenehm.

Samstag, 30. August 2014

Fische in allen Formen, Farben und Größen

Am Morgen beschließen wir nach Exmouth zu fahren. 
Das ist zwar ein ziemlicher Umweg, vor allem wenn man mit einem kaputten Auto unterwegs ist, aber man ist ja nur einmal hier. Außerdem lohnt sich der Abstecher definitiv, wie wir später raustellen werden.

Auf der Fahrt nach Exmouth gab es nicht all zu viel Spektakuläres, außer weiteren hunderten Termitenhaufen, knacken im Pedal und holprigen Fahren. 
Die Stadt selbst ist auch kein Highlight. Es gibt ein paar Einkaufsmöglichkeiten, ziemlich teures Benzin, Campingplätze, bei denen man pro Nacht 40$ und aufwärts bezahlen soll und selbst verständlich ein Info-Zentrum. Wie immer wird hier das nötige Kartenmaterial für die Region besorgt und nach sehenswerten gefragt. In der Stadt selber gibt es davon nicht all zu viele, aber 50 Kilometer außerhalb befindet sich der Cape Range National Park der direkt in das Ningaloo Riff übergeht. Also wieder rein ins Auto und ab zum National Park. Hier sichern wir uns noch schnell einen Platz auf einen der Campingplätze im Park. Dafür werden 10$ pro Person pro Nacht verlangt, das ist aber immer noch besser, als zurück im einen der horrend teuren Caravanparks in Exmouth zu fahren. 

Wir müssen unsere Buchung noch direkt vor Ort bei den Betreuern der Campsite bestätigen und konnten dann nach einem kleinen Mittag direkt wieder zum Schnorcheln aufbrechen. Die netten Betreuer haben uns, entgegen der meisten Reiseführer, nicht Torquois Bay, sondern die Bucht Oyster Stacks empfohlen. 
Hier hat man zwar keinen Strand, dafür ist man, sobald man über etwas rutschige und spitze Steine geklettert ist, schon mittendrin im Riff. 
Sobald man den Kopf unter Wasser steckt taucht man in eine komplett andere Welt ein. Fische in allen Formen, Farben und Größen schwimmen um einen herum, Korallen bilden die verrücktesten Konstrukte und über all kann man immer wieder etwas neues und aufregendes entdecken. Nico hatte Glück und konnte sogar eine Schildkröte sehen. 
Mein Highlight sind die Seegurken [Bild ganz rechts]. Die sehen genau so aus, wie sie heißen. Es gibt keinen treffenderen Namen für dieses Lebewesen - lange schwarze unförmige Würmer, die am Meeresboden Sand einsaugen, alles  nahrhafte herausfiltern und den Rest als kleine Sandwurst wieder ausscheiden. 
Ich bin begeistert!


Nico's Outdoor- und Unterwasser-Kamera hat natürlich schon in Denham (Shark Bay) ihren Geist, warum auch immer, aufgegeben. Wie durch ein Wunder hat sie aber noch einmal funktioniert und Nico konnte für euch schöne Bilder machen. Nach 5 Minuten war das aber auch nicht mehr möglich und seit dem verweigert das Gerät voll und ganz die Mitarbeit. 
Mal wieder der Klassiker, 7 Monate schleppen wir das Ding mit uns rum und dann, wenn es seinen eigentlichen Zweck erfüllen soll, geht die Kamera kaputt. Wir ärgern uns sehr darüber aber ändern können wir natürlich auch nichts. 

Wir beschließen der Torquois Bay doch noch einen Besuch abzustatten und schlendern am weisen Sandstrand entlang. 

 

Am Abend versuchen wir uns im Angeln, müssen aber mal wieder erfolglos zurück zum Auto gehen. 
In der Zwischenzeit haben sich alle Camper des Platzes gemeinsam an einen Tisch gesetzt und tauschen Geschichten aus. Jeder hier ist schon weit und viel gereist und so gibt es auch viel zu erzählen.


Bis morgen!

Freitag, 29. August 2014

Coral Bay

Auch heute bringt uns Roose wieder ohne größere Probleme zum Tagesziel: Coral Bay (=Korallen Bucht).


Der 190 Seelen-Ort hat sich voll und ganz dem Tourismus gewidmet und so wundert man sich auch nicht, dass man nach 2 Minuten Fahrt auf der Hauptstraße, entlang an Campingplätzen und Ferienhäuschen in allen Preisklassen, das Ende des Ortes erreicht hat.
Also umdrehen und mit offenen Augen nach irgendetwas suchen, dass uns Informationen vermitteln kann. Wir sind uns sicher, dass wir hier kein Info-Zentrum finden werden. 
Neben einem Parkplatz am Strand steht aber doch eine kleine Hütte mit dem gut bekannten "i".
Ein älterer Herr wartet nur darauf, uns mit seinem Wissen zu überschutten. 
Nach einer viertel Stunde starten wir mit einer imaginären "Must do"-Liste in den Tag.

Wir beginnen mit dem offensichtlichsten, denn vor uns liegt eine malerische Bucht, die nur so zum Schnorcheln einlädt.  


Also schnell in Bikinin und Badehose geschlüpft und los geht's.  
Langsam waten wir durch das flache Wasser bis zu der Stelle, an der es tief genug ist um problemlos komplett einzutauchen. Das Riff beginnt keine 2 Meter hinter dieser Stelle und Nico schmeißt sich ins kühle Nass und legt los. Mädchen brauchen bekanntlich immer etwas länger, aber irgendwann habe auch ich es geschafft mich komplett nass zu machen und los zu schnorcheln. Unter Wasser wurde ich dafür mit vielen Fischen und wunderschönen, wenn auch nicht ganz so farbenfrohen, Korallenstrukturen belohnt. Mein Schnorchel füllt sich leider alle 2 Minuten mit Wasser und muss dann geleert werden. Nico schwimmt in der Zwischenzeit schon fröhlich weiter draußen. Irgendwann haben wir die Sets getauscht und ich konnte auch einen kleinen Abstecher weiter raus riskieren. 
Nach dem ganzen Schnorchel-Spaß haben wir uns am Strand in die Sonne gelegt und dem Meeresrauschen gelauscht. Da die großen Wellen weit draußen vor der Küste brechen, beschränkt sich das auf leises, sanftes Plätschern. 

Als nächstes stand Punkt 2 unserer Liste auf dem Plan. 
Um dorthin zu gelangen haben wir einen kleinen Strandspaziergang unternommen.
Nach 10-15 Minuten kommen wir an dieser kleinen Bucht an. 
Wer möchte da nicht direkt wieder ins Wasser springen?

Wir verzichten, denn in dieser Bucht ziehen Riff Haie ihre Babys groß. 

Füße ins Wasser halten scheint uns aber sicher, denn keiner der Haie kommt auf die Idee nur ansatzweise näher zu kommen. Und so stehen wir am Rand, summen die Melodie aus "der weise Hai" und beobachten die schwarzen Flecken im Wasser. auf eine bedrohlich aus dem Wasser ragende Rückenflosse warten wir leider vergeblich. Ab und zu kommen einzelne Haie immerhin nah genug, dass die schwarzen Flecken tatsächlich fischähnliche Formen annehmen. Aber die Riff-Hai-Mamis und ihre Riff-Hai-Kinder sind anscheind zu Fotoscheu  für eine Nahaufnahme. 



Wir beschließen noch einmal in der sicheren [??] Bucht zu schnocheln und konnten dann pünktlich 3:30 Uhr Punkt 3 auf unserer Liste abhaken. Fische füttern, aber getreu nach dem Motto "mittendrin statt nur dabei" steht man im Wasser und die Fische können um einen herum schwimmen. 
Eine junge Frau erklärt die Regeln für das ganze Spektakel:
 1. Nicht anfassen,
2. Nicht aus der Hand füttern (Fische haben Zähne)
und ganz wichtig, 
3. nicht ausrasten, wenn die Fische einen berühren... 
Halt - stop - berühren?!

Aber es bleibt keine Zeit darüber nachzudenken. Während der Ansprache hat sie schon munter Pellets an die Leute verteilt, die fröhlich damit um sich werfen. Auch die Personen hinter Nico und mir fangen an Futter in unsere Rücken zu werfen und der Fischschwarm, mit Fischen die circa 50 Zentimeter groß waren, verteilt sich gleichmäßig um unsere Beine. Nico mit seiner Badehose merkt natürlich nichts, aber ich spüre sehr wohl die Flossen und die  glitschigen Schuppen. Ruhig bleiben war angesagt, aber das fiel mir gar nicht so einfach. 
Also stand ich in der Fischmenge, die Kamera mit einer Hand nach oben haltend (der Akku hat sich natürlich pünktlich zur Fütterung verabschiedet) und mit der anderen Hand Pellets um mich werfend. Was für ein Spaß - die Fische in ihrem Futterrausch haben das Wasser ganz schön aufgewühlt und herumgespritzt. 


Damit war auch der letzte Punkt auf der Liste erledigt und nach einer Dusche konnten wir zum nächsten Rastplatz aufbrechen. 

Auf den Weg dorthin ist das Land um uns nur so mit Termitenhügeln zugepflastert. 
Ich vermute, dass Termiten einfach wahnsinnig gerne Häufen in verschiedensten Formen und Größen bauen. Warum sich auf 5-10 Nester beschränken, wenn man hunderte haben kann? 
Wir legen uns in unser, leider immer noch etwas unruhig fahrendes, Nest und freuen uns auf morgen.


Gute Nacht Termiten, 

Gute Nacht Deutschland. 

Donnerstag, 28. August 2014

Wie mit einem Tier und dem Tierarztbesuch

Unser Tagesziel Carnarvon haben wir schnell erreicht. 
Die junge Dame aus der Information konnte bei uns nicht wirklich Begeisterung für den Ort wecken. Mühsam mussten wir jede Kleinigkeit erfragen, Beratung stellt man sich anders vor. 

Unseren ersten Abstecher legen wir bei einem Autoteileladen ein. Roose bekommt von uns einen neuen Luftfilter spendiert, wir hatten Glück und ein passender war sogar auf Lager und im Angebot. Weiter 46$ die das eigentliche Problem nicht beheben, aber wir wollten den Filter sowieso mal wechseln. 
Anschließend ging es zum Einkaufen. Etwas unerschlossen schlendern wir durch die Regale. Eigentlich brauchen wir nicht wirklich etwas, aber wer kennt das nicht, irgendwas findet man immer. So kam es, das wir 10 Minuten später am Strand saßen und Eis genascht haben.


Auf Touristenattraktionen haben wir keine Lust und wir beschließen, die örtlichen Mechaniker abzuklappern. Vielleicht hat hier jemand eine Idee, was unserem Wagen fehlt. 

Bei der ersten Werkstatt weist ein nettes Schild darauf hin, dass jegliche Inspektion und Diagnose 25$ kostet. Was für ein Service, nach kurzer Rücksprache mit der Frau im Büro wissen wir, das die nächsten Tage eh keine Termine frei sind. Ok, dann geben wir unser Geld eben woanders aus. 
Wir versuchen unser Glück bei einer Schrauberbande einer Unfallreparaturwerkstatt. Der nette Mechaniker unterbricht seine Arbeit für uns und erklärt, dass sie eigentlich keine Reparaturen vornehmen, wenn man keinen Unfall hatte. Er ist aber so nett und schaut sich unser Auto einmal an. Wir beschreiben das Problem und es ist, wie mit einem Tier und dem Tierarztbesuch, zu Hause wird gehumpelt und gefaucht, sobald man das Tier anfässt, auf der Fahrt wir gejammert was das Zeug hält, aber auf den Behandlungstisch ist natürlich alles in bester Ordnung. Roose zeigt sich von ihrer besten Seite und der Motor läuft wie neu. Das ist dann wohl mal der klassische Vorführeffekt. 
Der Mechaniker will uns aber helfen und fährt eine Runde. Ich stehe an der Werkstatt und muss zusehen, wie Nico mit dem Fremden am Steuer davonbraust [so ist das, wenn man einen 7-Sitzer auf 2 Sitze reduziert]. Also stand ich dort wie ausgesetzt und musste warten bis die Beiden wiederkommen. 
Nach kurzem Warten, war die Testfahrt beendet. Der Mechaniker tippt auf ein Radlager und kann uns aber sonst nicht weiterhelfen. Nach vielem Danke sagen  ging es in Richtung Autoteileladen. An alle, die in Carnarvon von netten und vor allem kundenfreundlichen Mechanikern betreut werden wollen: geht zu Smash Repairs, die Jungs dort sind klasse und helfen auch, ohne horrende Gebühren für einmal kurz gucken zu verlangen. 
Im Laden angekommen erfahren wir, dass ein Lager rund 100$ kostet und bestellt werden müsste, der Einbau ist dabei natürliche nicht mit berücksichtigt. Da auch dieser Laden eine angeschlossene Werkstatt hat, fragen wir vorsichtig an, was es denn kosten soll, wenn jemand das Auto unter die Lupe nimmt und den Verdacht mit dem Radlager bestätigt. Für 15 Minuten wollen die tatsächlich 35$. Uns verschlägt es die Sprache und wir beschließen, das Lager nicht nur auf Verdacht wechseln zulassen (wir sind uns ja noch nicht einmal sicher welches).

Wir riskieren die Fahrt zum nächsten kostenlosen Rastplatz. Und während den nächsten 150 Kilometern tritt unser Problem recht selten auf. Wir haben nicht das Gefühl, dass es schlimmer wird. 

In der Dämmerung werden wir wieder von einer Armee Motten angegriffen, die es eindeutig auf unseren Wein abgesehen haben. Den geben wir aber sicher nicht kampflos her. 

Noch etwas Hintergrundwissen für euch:
Vor allem unter den Backpackern ist es hier in Australien Gang und Gebe, den recht erschwinglichen Wein aus dem Tetrapak zu trinken. Obwohl Tetrapak auch die falsche Beschreibung ist. Der Wein ist in einen Beutel Gefüllt, an dem sich unten etwas Ähnliches wie ein Zapfhahn befindet. Um das ganze etwas handlicher zu machen, wird es in hübsche, bunte Kartons gepackt. Das Ganze ist unter dem Decknamen "Goon" bekannt. Goon wiederum ist ein Wort aus der Sprache der Aborigines [die Ureinwohner Australiens] und bedeutend so viel wie Kissen. 
Und jetzt wird es verrückt, hat man die wahlweise 2,4 oder 5 Liter Wein aus dem Beutel getrunken, kann man diesen aufblasen und hat tatsächlich so etwas wie ein Kissen. 
Wir haben es natürlich versucht und auch wenn es doch nicht ganz an den Komfort unserer 5$ Ikea Kissen herankommt ist es eine recht akzeptable Notlösung, die sich vor allem nach dem Konsum von 5 Litern Goon anbietet.


Mittwoch, 27. August 2014

Wie gehabt...

Heute haben wir versucht auszuschlafen, aber 6:30 in der Früh hat der Ranger wieder seine Kontrolle gemacht. Eigentlich hätten wir weiter schlafen können, wären da nicht die Möwen gewesen, die der Meinung waren uns mit einem wunderschönen Morgenkonzert den Start in den Tag zu versüßen. 
Irgendwann haben aber auch die endlich wieder Ruhe gegeben und wir konnten zumindest noch etwas schlummern. Kurz darauf haben wir uns aber doch durchgerungen aufzustehen. Und wieder müssen wir feststellen, wie schön es ist, an diesem kleinem Fluss keine 50 Meter vom Meer entfernt das Frühstück genießen zu können. 

Natürlich ging es auch heute in die Werkstatt nur um dort vertröstet zu werden, dass die bestellten Teile noch nicht da sind. 
Da wir nicht wussten, dass wir anstellen sollen, hat Nico noch einmal die Angel ins Wasser geworfen und ich hab fleißig für euch in die Tasten gehauen. Zum Glück hat Nico nichts gefangen, ich weis das klingt gemein, aber noch so eine "wo stech ich hin, dass der Fisch tot ist?"-Aktion möchte ich erst einmal nicht haben.
Wir hatten auch noch Zeit für einen kleinen Strandspaziergang.

 
Irgendwann gegen um 11 dann der Anruf, dass unsere Teile da sind. Also zurück zur Werkstatt, Sachen in den Rucksack packen, Schlüssel abgeben und zu Fuß zu den öffentlichen Duschen. Eine halbe Stunde später sind wir frisch geduscht durch die Mittagshitze gelaufen. Hunger macht sich breit, wir müssen feststellen, dass unser Essen noch im Auto ist und wir wohl oder übel, trotz voller Vorräte, etwas kaufen müssen. Also ging es zum hiesigen Supermarkt, der ein minimalistisches Angebot zu überteuerten Preisen anbietet.
Das beste Praxisbeispiel dafür, wie Angebot und Nachfrage im Zusammenhang mit der monopolartigen Stellung des Supermarktes die Preise reguliert [an dieser Stelle ist zu betonen, dass ich diese Tatsache nur feststellen kann, weil ich den Berufsschulunterricht stets aufmerksam verfolgt habe].
Also haben wir überteurte Produkte erworben, um unsere knurrenden Mägen zu füllen. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit ohne Anruf vom Mechaniker, haben wir beschlossen, einfach auf gut Glück zur Werkstatt zurück zu laufen. Spätestens jetzt stellen wir fest, dass wir uns das duschen hätten sparen können. Bei 30+°C einen Berg hoch zulaufen ist nicht dir beste Idee, wenn man frisch geduscht ist. Aber wir haben keine Wahl. Auf dem Werkstattgelände war kein Schwein anzutreffen und wir hätten uns einfach ins Auto setzen, unseren Zweitschlüssel zücken und wegfahren können (im Nachhinein wäre das sogar die bessere und günstigere Variante gewesen). Aber wir sind ja gut erzogen, also haben wir brav weiter nach irgendeinen Mitarbeiter gesucht. Irgendwann hat sich dann doch jemand erbarmt sich ins Mittagspause zu unterbrechen und uns zu helfen. Wir bekommen eine handgeschriebene Rechnung über 380$ in die Hand gedrückt, es regt sich der Drang zum Auto zu rennen und den Zweitschlüssel-Fluchtplan umzusetzen. Nachdem wir noch etwas hinterfragt hatten, haben wir schweren Herzens die Bankkarte durch das Bezahlgerät gezogen. Uns wurde gesagt, dass das Auto wieder funktioniert und das Problem behoben ist. 

Keine 100 Kilometer, und eine Touristenattraktion später dann die Ernüchterung, das Auto läuft weiter unrund und es gibt ab und an ein knacken im Gaspedal, als würde etwas dagegenstoßen. 
Herzlichen Glückwunsch, wir haben soeben 380$ für nichts außer blaue Zündkerzenkabel bezahlt. Von Behebung des Problems keine Spur. 

Zur Touristenattraktion: 
wir waren am Shell Beach (=Muschel Strand), der von weiten aussieht, wie ein unendlicher weiser Sandstrand. Steht man dann aber dort am Wasser und schaut einmal genauer hin, entdeckt man Milliarden kleiner Muscheln. Begeistert zücke ich meine Kamera, aber ohne Speicherkarte funktioniert die leider nicht. Die Speicherkarte liegt natürlich noch im Auto. Also müsst ihr euch mit Fotos der Handykamera vergnügen, aber die sehen auch schön aus. 


Trotz des Klopfens im Pedal [was übrigens mal mehr und mal weniger auftritt, zeitweise ist es auch ganz weg] fahren wir weiter bis zum nächsten Rastplatz.
Eigentlich wollten wir ein kleines Lagerfeuer starten, aber nachdem wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit von einer Gruppe Riesenmotten angegriffen wurden, haben wir die Flucht nach vorn ins sichere Auto ergriffen..

Dienstag, 26. August 2014

Petri Heil

Am Morgen werden wir vom heranfahrenden Ranger geweckt. Aber wir haben ja bezahlt und können uns beruhigt noch einmal ins Kissen kuscheln. Da wir 8:30 Uhr an der Werkstatt seien sollen, sind wir kurz nach halb 7 aufgestanden. Immerhin hatten wir so die Gelegenheit einen wunderschönen Sonnenaufgang zu sehen. Nach einem kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt, von dem aus man mit viel Glück im saichten Wasser Haie, Schildkröten und Rochen sehen kann - wir konnten leider nichts erspähen - ging es zurück nach Denham. Pünktlich halb 9 sind wir beim Mechaniker vorgefahren. Er hat sich dann das Modell des Autos aufgeschrieben, um die Teile zu bestellen. 

Wie jetzt! Hätte er das nicht gestern machen können? 
Für 5 Minuten sind wir halb 7 aufgestanden? 

Da wir sonst nichts weiter zu erledigen hatte, konnte unser Strandtag beginnen. Ziel war eine kleine Lagune mit strahlendem blauem Wasser. Zu unserer Freude durfte man sogar mit dem Auto auf den Strand fahren. Voller Vorfreude haben wir unsere Klamotten gegen Badehose und Bikini getauscht, nur um kurz darauf festzustellen, dass das Wasser am Rand doch etwas zu flach zum Baden ist. Ok, also Angel raus und das Glück versuchen. Wir sind etwa knietief ins Wasser gewatet und haben einfach losgelegt. Irgendwann bin ich zurück zum Auto gelaufen und höre auf  halbem Wege nur hinter mir Nico rufen: "Ich glaube ich hab was!". Und tatsächlich kam nach vielen gekurbel ein ziemlich großer Fisch aus dem Wasser. 
- Petri heil, wer hätte das erwartet? -
Aufgeregt hat Nico seine Beute zurück zum Auto getragen. Jetzt wurde es knifflig, denn wir mussten bestimmen, ob das gute Teil essbar ist und wenn ja, ob es groß genug ist, um es mitnehmen zu dürfen. Also alle Fischbroschüren (die gabs übrigens im Infozentrum) raus und suchen, welches Bild dem Prachtexemplar im Eimer am nächsten kommt. Wir haben uns auf einen yellow-tail Bream geeinigt. 
Jetzt kam der Teil, bei dem wir bei unseren Angellektionen wohl besser hätten aufpassen müssen. Es hieß das Tier ohne große Quälerei zu töten [das klingt so barbarisch, wenn man es niederschreibt]. Nach einigen Stichen mit dem Messer, waren wir uns ziemlich sicher, dass das Tier jetzt seinen Frieden gefunden hat. Auf der Autofahrt von der Lagune bis zum Strand in der Stadt wurden wir allerdings eines Besseren belehrt. Das waren die längsten 3 Kilometer meines Lebens. Der Fisch fing einfach wie wild an hin und her zu zappeln und hat das stinkende Wasser aus dem Eimer fröhlich in meinem Fußraum und überall im Umkreis von 50 Zentimetern verteilt. Ich kreischend mit dem Eimer zwischen den Beinen. Meine etwas lautstarke Reaktion auf die Breakdance-Einlage des Fisches wurde mit nicht enden wollenden Zugaben belohnt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich war als wir endlich am Ziel waren: eine Fisch-Ausnehm-und-Reinigungs-Station. Klingt total abgefahren, ist aber einfach nur ein großer Edelstahltisch mit einem Abfluss in der Mitte und Wasserhähnen am Rand. Jetzt ging der Spaß erst richtig los, wie nimmt man denn bitte einen Fisch aus. In diesem Moment haben wir uns sehr nach Andi gesehnt, er könnte uns das sicher gut erklären. Aber da mussten wir alleine durch und nach etwas, was eher an eine Messerstecherei als an Filetieren erinnerte, hatten wir 2 schöne Stücken Fisch für das Mittagessen. 

Währenddessen fand hinter unserem Rücken der absolute Revierkampf zwischen 5 Möwen und 3 Emus (die Emus laufen hier einfach so durch die Stadt) statt. Zu unserem Bedauern sind die Emus nach recht geringer Gegenwehr verschwunden. 
Der Fisch hat wirklich gut geschmeckt und ich freue mich schon auf das nächste mal, wenn wir wieder so viel Anglerglück haben. 


Der Rest des Tages verlief recht unspektakulär. Mit etwas Glück konnten wir auch wieder ein Platz auf dem 10$ Campingplatz (es ist nicht wirklich ein Campingplatz, eher eine freie Fläche im Busch, wo ein kleiner Bach ins Meer läuft) ergattern.

Wir habe beschlossen, das der heutige Tag mit einer der verrücktesten bisher in "OZ" war.

Montag, 25. August 2014

Shark Bay

Kurz nach 7 wurden wir durch die lieblichen Klänge des Notstromaggregates unseres Nachbars geweckt. So startet man doch gerne in den Tag. 
Nach der ganzen Morgenroutine, einem ausgiebigen Frühstück und einem kleinem Kartenstudium ging es weiter in Richtung Shark Bay (=Hai Bucht). Auf den 300 km dorthin haben wir nicht wirklich irgendetwas Spektakuläres entdecken können. Die Straße schlängelt sich durch den australischen Busch und der Dreck und Sand am Straßenrand färbt sich langsam im typischen Rot-Ton, den man von allen Bildern aus den Reiseführern kennt.

Nach unendlichen monoton an uns vorbei rauschenden Büschen konnten wir dann endlich abbiegen auf die Straße, die uns nach Shark Bay führt. 150 holprige Kilometer (das holpern haben wir auf die Straße geschoben, was sich später allerdings als Irrtum herausstellte) später kamen wir endlich an unserem heutigen Tagesziel an: Denham, die einzige Stadt in Shark Bay. 
Dort wurden wir bei bestem Wetter vom türkis-blauem Meer empfangen. Wie immer ging es zuerst zum Infozentrum, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Danach haben wir dem Wellenrauschen gelauscht und nebenbei die neu erworbenen Karten studiert. Heute wollen wir im National Park übernachten und auf den Weg dorthin die Touristenattraktionen mitnehmen. Aber erst einmal hieß es Mittag essen. Also saßen wir bei strahlendem Sonnenschein am Strand und haben unser Hänchenschnitzel gemummelt und einfach jeden Moment genossen. 

Eigentlich wollten wit weiter in den angrenzenden National Park fahren, aber das holprige Fahren, was wir schon auf dem Weg bis hierher vernommen haben, wollte nicht verschwinden und langsam mussten wir uns eingestehen, dass es mal wieder an unserer Roose liegt. Also fuhren wir direkt zum örtlichen Mechaniker. Der musste uns aber auf Grund einer kürzlich durchgeführten Knie-Op zu einem anderen Mechaniker weiterschicken. Dort mussten wir mal wieder unser Auto stehen lassen, bis jemand Zeit dafür findet. 
Also sind wir zu Fuß in Richtung Strand gelaufen und haben uns die Zeit etwas vertrieben. Da wir öffentliche Duschen entdeckt haben, konnten wir direkt die Gelegenheit nutzen und endlich mal wieder kalt duschen. Aber bei 30C° Außentemperatur (man beachte, dass es immer noch Winter ist) kam sogar mir das Wasser, wider Erwarten, angenehm warm vor. Frisch geduscht ging es zurück zur Werkstatt. Der Mechaniker meinte, dass die Stecker, die auf die Zündkerzen gesteckt werden, schon recht alt aussehen und wahrscheinlich die Probleme verursachen. Er kann die Teile für uns bestellen und voraussichtlich Mittwoch wechseln. 
Ok, also heißt es 2 Tage Zwangsaufenthalt für uns, aber bei schönsten Wetter und strahlend blauem Wasser kann man sich schlimmeres vorstellen. 
Da das Auto nur unrund läuft und etwas ruppig fährt können wir es trotzdem weiter nutzen. Unseren Plan, im National Park zu schlafen, haben wir verworfen, da man den Campingplatz nur über eine sandige Straße erreicht, wo man vorher den Reifendruck ablassen müsste. Wir wollen dem Auto nicht noch mehr zumuten als nötig und entscheiden uns für einen Campingplatz außerhalb der Stadt. Um hier übernachten zu dürfen müssen wir zwar auch 10$ blechen, dass ist aber immer noch billiger, als in einem der Caravanparks in der Stadt für 30$ einzuchecken. Am heutigen Schlafplatz angekommen wurden wir von einer wunderschönen Kulisse begrüßt, die tatsächlich 10$ Wert ist. Ein kleiner Fluss fließt in das Meer, in dem die Sonne gerade blutrot untergeht - ein Traum. 2 weitere Camper stehen mit uns hier und wir fühlen uns nicht ganz so verloren. 

Fernab von den große Städten und dem vielen künstlichen Lichtern erstreckt sich über uns ein wunderschöner Sternenhimmel, den wir jedem Fernsehprogramm vorziehen. Kurz vor dem zu Bett gehen, habe ich noch eine Huntsman (Spinne) entdeckt, die gerade versucht hat ins Auto zu krabbeln. Nico konnte die ganze Situation aber klären und ich bin dabei noch halbwegs ruhig geblieben [jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mit diesen achtbeinigen Ungeheuern etwas auf Kriegsfuß stehe]. Ich werde jetzt sicher 2-mal überlegen, ob wir nach Einbruch der Dunkelheit die Autotüren auflassen, um den Innenraum abzukühlen. 
Da schwitz ich lieber über Nacht, als das Bett mit achtbeinigen haarigen Tierchen zu teilen.


Gute Nacht

nur so zur Information: 
trotz des spektakulärem Namen "Shark Bay" konnten wir noch keinen einzigen Hai erspähen



Sonntag, 24. August 2014

Säugetiere, die im Wasser leben

Halb 7 erfüllt der Wecker seine Pflicht und wir stehen, nach einer nicht wirklich erholsamen Nacht, auf und machen uns fertig zur Weiterfahrt. Es geht wieder zurück nach Geraldton. Dort haben wir uns die Zeit bis zur Öffnung des Infozentrums mit Frühstücken und einem ausgiebigen Spaziergang an der sehr schönen Strandpromenade verbummelt. Irgendwie schön, so ohne jegliche Hintergedanken an Arbeit den Tag und das wunderbare Wetter genießen zu können. 



Um 10 sind wir dann ins Infozentrum eingerückt und konnten 15 Minuten später um einiges an Kartenmaterial reicher und mit vielen Hinweisen, was man den unbedingt gesehen haben muss im Hinterkopf unsere Weiterfahrt beginnen. 

Den ersten Zwischenstopp haben wir am Pink Lake (=rosa See) eingelegt. Dieser hat, dank einer Algenart, die Beta-Karotine produziert (wer es genau wissen will, muss Onkel Google fragen), eine rosa Farbe. Klingt toll ist aber in Wirklichkeit etwas anders. Je nach Blickwinkel und Kräuselung der Wasseroberfläche kann man tatsächlich einen leichten rosé-schimmer entdecken, aber ein sattes pink ist definitiv nicht zu finden. Allerdings sollen die Algen im Sommer etwas produktiver sein und der See dann wirklich in einem satten pink erstrahlen - wir werden nie erfahren ob das stimmt.



Unser Weg führt uns weiter entlang an steilen Klippen direkt in den Kalbarri National Park. Wir sind auf gut Glück an einigen Aussichtspunkten angehalten und waren endlich mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Während wir so standen und auf das Meer stierten, erhob sich in der Ferne aus dem Wasser eine riesige Walflosse. Und je intensiver wir schauten und suchten um so öfter konnten wir die größten lebenden Säugetiere im strahlenden Blau entdecken. Hier eine Flosse, dort eine Fontaine aus ausgeblasenem Wasser. 



Zum Schluss haben wir einem wahrscheinlich jungen Wal beim planschen und spielen zugesehen und es kam uns so vor, als ob er nur für alle anwesenden Kameras eine kleine Show dargeboten hat. Ziemlich nah an den Klippen haben wir auch noch einzelne Gruppen von Delfinen vorbei schwimmen sehen. 
Ein traumhaft schöner Anblick bei bestem Wetter.  

 

Nach diesem Highlight ging es weiter in den Ort Kalbarri, da es hier aber offensichtlich nicht wirklich etwas Interessantes gab, fuhren wir weiter durch den National Park. Und noch ein neues Tier konnten wir heute das erste mal in freier Wildbahn sehen: eine Emu. 

Für die heutige Nacht haben wir uns natürlich wieder einen kostenlosen Campingplatz ausgeguckt und diesmal standen wir nicht vor verschlossenen Toren, dafür aber vor circa 50 anderen Campern, die anscheinend auch nicht gewollt sind, für die Übernachtung Geld zu zahlen. Also hieß es zwischen all den Wohnanhängern einen freien Platz finden und sich einrichten. 
Die Holzsuche für unser geplantes Lagerfeuer gestaltete sich schwieriger als gedacht, den anscheinend haben schon Tausende vor uns die komplette Gegend um das Campinggebiet nach Brennmaterial abgesucht. Nico hat aber doch noch einen trockenen Stamm entdeckt, den wir uns mit viel Mühe abgesägt und klein gehackt haben. Und so konnten wir den Abend unter dem atemberaubenden australischen Sternenhimmel am gemütlichen Lagerfeuer ausklingen lassen.

Samstag, 23. August 2014

Aufbruch gen Norden

Heute steht Auto einräumen auf dem Plan. Diesmal geben wir uns auch besonders viel Mühe. Alles wird ordentlich verstaut und irgendwie stellen wir mal wieder fest, dass wir viel zu viel Zeug haben. 
Kurz vor 12 konnten wir dann endlich die letzten Teile in die letzten verbleibenden Ecken stopfen, puhh geschafft!
Wir haben noch schnell unserer selbstgemachten Pizza gegessen, lebe Wohl zu unseren temporären Mitbewohnern gesagt und pünktlich um 12 konnten wir aufbrechen in ein neues Abenteuer.

Unser heutiges Ziel ist Geraldton, der wohl letzte größere Fleck auf der Karte, der noch Zivilisation vermuten lässt. Am Ziel angekommen haben wir einen ersten Stop am Strand eingelegt. Wir haben aber nur geschaut und sind nicht ins Wasser, dafür war die Zeit zu knapp. 



Wir müssen noch einkaufen und bei der Touristeninformation vorbei schauen. Der Einkauf lief gut und das Auto ist bis unter das Dach vollgepackt. Da wir nicht bedacht haben, dass Samstag ist, standen wir beim Infozentrum vor verschlossenen Türen. Heute wird uns hier keiner mehr eine Auskunft geben. Also ging es, nach einem Tankstop, weiter zum heutigen Übernachtungsort. Dort angekommen mussten wir aber leider feststellen, dass man die kostenlose Übernachtung (die Besitzer haben gegen eine Spende nichts einzuwenden) nur mit vorheriger Buchung genießen kann. Also Plan B - den wir nicht haben. Unsere Devise: Rumfahren bis man sich irgendwo sicher genug fühlt, um es über Nacht dort aushalten zu können. 
An einer kleinen Haltebucht, nicht weit vom Highway, haben wir dann beschlossen, dass das dieser "sichere/ruhige" Ort ist. Da liegt man nun um 8 im Bett und versucht sich in den Schlaf zu quälen. 
Man lauscht auf jedes Geräusch, schreckt bei jedem vorbeifahrenden Auto hoch; war das vielleicht ein Ranger?
Auch eine mitten in der Nacht vorbeilaufende Gruppe von Menschen hat uns nicht wirklich beruhigt, aber irgendwann konnten wir dann doch endlich einschlafen.

Freitag, 22. August 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche VI

Die letzte Woche entpuppte sich als echte Farmwoche. 


Am Montag durfte ich mit John Zaun bauen, also eigentlich stand ich daneben während John Zaun gebaut hat. In der Zwischenzeit hat Nico eine Gruppe alte Schafböcke zur Weide getrieben. Da diese doch schon recht träge waren, hat das einiges an Zeit in Anspruch genommen. Anschließend haben wir in Johns Garten einen neuen Graben für die Bewässerungsanlage gegraben und durften, weil wir so schnell waren eher gehen. 
Wir haben auch erfahren, dass Mittwoch unser letzter Tag ist. Und irgendwie freuen wir uns ziemlich darüber, denn das heißt, wir können endlich wieder reisen.


Am Dienstag wurde es dann ernst. John hat uns 1.200 Schafe eintreiben lassen, einzige Hilfsmittel waren ein Quad und ein Motorrad. Also Helm auf und rein ins Vergnügen. 

Ziel war es, die Schafe bis um 1 in ein Gatter zu bringen, wo diese dann von einem Mann begutachtet werden sollten, der die Tiere kaufen will. John wollte es uns etwas einfacher machen und hat uns vorgeschlagen die Schafe zuerst auf eine Weide zu treiben und dann in das kleinere Gatter. 

Also haben wir zuerst auf einer riesigen Weide alle Schafe zu einer großen Gruppe zusammengetrieben und diese dann bis zur kleineren Weide geschafft. Die ganze Aktion lief wider erwarten recht reibungslos ab. Danach hieß es die Herde in das kleine Gatter zu treiben, aber die Schafe hatten keine Lust, von der großen offenen grünen Fläche in das kleine unbewachsene enge Gatter zu gehen. Irgendwann haben wir es geschafft eine kleinere Gruppe in das Gatter zu pferchen, aber das hat den Rest der Herde nicht wirklich interessiert. Kurz vor um 1 kam John uns dann mit Fly (das ist ein Hund) zu Hilfe und siehe da, der kleine haarige Vierbeiner hat den weißen Wollknäulen doch Angst eingejagt und kurze Zeit später konnten wir die Gattertore zu machen. 
Nachdem der Ankäufer da war, wurden die bereits geschorenen Schafe von John geimpft und mit einem Mittel gegen Flöhe und Läuse eingesprüht. Ich hatte dann das Vergnügen die circa 300 Schafe zu ihrer neuen Weide zu bringen. Da die Gruppe wahrscheinlich heilfroh war wieder aus dem Gatter rauszukommen, waren alle recht kooperativ und sind fast von alleine zur neuen Weide gelaufen.
Die ungeschorenen Schafe wurden ins Schärshed gebracht und mussten die Nacht dort verbringen.


Als wir am Mittwochmorgen am Shed ankamen, waren die Schärer schon voll im Gange. 4 kräftige Männer hatten jeder ein Schaf zwischen den Beinen klemmen und geschärt was das Zeug hielt. Alle 2 Minuten war eine neues Schaf nackig. 

Heute mussten wir uns um die bereits geschorenen Schafe kümmern. Nico hat das Ungezieferspray übernommen und ich konnte einen lang gehegten Kindheitstraum erfüllen und durfte mich einen Tag lang wie ein Tierarzt fühlen. Ich musste die Schafe impfen, ich weis zwar nicht gegen was, aber das war mir auch egal. Mit Spritze und Impfstoff bewaffnet hat John mich nach einer kurzen Einweisung auf die Schafe losgelassen. Was für mich die Erfüllung eines Traumes war, war für Nico der wahr gewordenen Alptraum. Seine Freundin springt neben ihm mit einer Spritze rum und injiziert ein Mittel auf dem dick und fett POISON (=Gift) steht. Er hat den ganzen Tag einen ziemlich großen Bogen um mich gemacht, wenn ich die Spritze in der Hand hatte. 


Ihr werdet euch sicher fragen, wie wir es bewerkstelligt haben die ganzen Schafe zu behandeln, ohne eins zu vergessen. 
Im Gatter gibt es einen kleinen Gang, der breit genug ist, dass sich ein Schaf darin umdrehen kann. In diesen Gang haben wir immer so viele Schafe wie möglich getrieben. So konnten wir kleine Gruppen erledigen und die Schafe konnten nicht wegrennen. Das heißt aber nicht, dass sie es nicht versucht hätten und ab und zu hatten wir ein ziemlich unübersichtliches Knäuel aus Köpfen, Körpern und Beinen. 
Aber ich denke wir haben das ganze mit Bravour gemeistert und John war ziemlich zufrieden mit uns. Zum Abschluss des Tages mussten wir nur noch die Schafe wieder zurück zur alten Weide bringen. 
Achso, habe ich schon erwähnt, dass heute doch nicht unser letzter Tag ist?


Der Donnerstag war frei, weil viel regen angesagt war und John eine Geschaftstreffen in Perth hatte. Also haben wir die Zeit genutzt und das Auto sauber gemacht und die ersten Dinge aufzuräumen. Der angesagte Regen hat sich übrigens, bis auf einen kleinen Schauer am Morgen, nicht blicken lassen.

Und dann war auch schon endlich Freitag - der letzter Tag auf der Farm. 
Zum Abschluss durften wir mal wieder Schafe treiben. Diesmal mussten wir 1.100 Schafe einmal quer über die Farm bringen, inklusive  Hauptstraßenüberquerung [man muss allerdings dazu sagen, dass auf der Straße vielleicht ein Auto pro Stunde fährt]. Alles Leif prima, bis die Schafe die Wahl zwischen 3 Wegen hatten und anstatt wie gewünscht nach rechts zu laufen, sind einfach alle stehen geblieben. Nach vielen Gerufen und Geschreie, Heys, Hos und einigen Neandertal-ähnlichen Lauten konnten wir die Gruppe aber doch dazu bewegen den von uns gewünschten Weg zu nehmen. Wir waren heilfroh als die Gruppe endlich auf der neuen Weide war. 

Am Nachmittag durfte ich mich damit vergnügen, das Holz um Johns Pool mit einem Öl einzureiben und Nico hatte die Aufgabe mit dem Quad um die Felder Unkrautgift zu sprühen.

Kurz nach halb 4 waren wir fertig und John kam, um uns unsere Tage zu unterzeichnen. Außerdem hat er uns noch auf der Karte sehenswerte Orte gezeigt. Das hätten wir von dem doch recht konversationsunfähigen John gar nicht erwartet.

Dann hieß es von allen Abschied nehmen und als letzte Amtshandlung auf der Farm haben wir noch unsere Zündkerzen gewechselt. So eine gut ausgestattete Werkstatt werden wir wohl kostenlos nicht mehr so schnell zur Verfügung haben. Der Austausch lief ganz gut und die gute Roose ist hinterher ohne Probleme angesprungen und lief super. Also alles richtig gemacht.



Nach 6 ereignisreichen Wochen lassen wir das australische Farmleben hinter uns. 
Jedem dem sich die Chance bietet, dass einmal selbst zu erleben raten wir: tut es! 

Auch wenn nicht alles so war, wie wir es uns vorgestellt haben, war es doch mit eine der besten und erfahrungsreichsten Zeit hier in Australien.

Sonntag, 17. August 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche V

Wow, jetzt starten wir schon Woche 5. 
So lange haben wir noch nie irgendwo am Stück gearbeitet, aber irgendwie kann man das ja hier auch nicht als 5 Wochen am Stück bezeichnen, wenn man alle paar Tage auf eine andere Farm geschickt wird.
Aber egal, Hauptsache wir bekommen unsere 88 Tage voll – wir sind schon nah dran.

Der Montag begann für mich wie der Freitag aufgehört hat, mit Unkraut jäten. Die Fenster, die ich letzte Woche schon von außen geputzt hatte, waren jetzt von innen dran. Und ich durfte die Vorratskammer entstauben und aufräumen.
Nico hatte mehr Glück und durfte der eigentlichen Aufgabe nachgehen: Bäume pflanzen. Er ist mit dem anderen Mitarbeiter der Farm über ein freies Stück lang gelaufen und hat ungefähr alle 2 Meter einen kleinen Baum in die Erde gesetzt. Als Hilfsmittel hatten die Beiden Baumpflanzrohre (?? ich habe keine Ahnung wie ich es sonst bezeichnen soll). Das Rohr hatte unten so etwas wie einen kleinen Mund, der sich öffnen konnte, so hatte man ein kleines Loch im Boden. Oben am Rohr hat man den Setzling reingesteckt, der dann durch das Rohr in das bereits vorhandene Loch gefallen ist. So konnte man sich das Bücken und das Löscher graben sparen. Ich weiß, dass ich das jetzt nicht sonderlich gut erklärt habe, aber ich habe das Teil auch nicht benutz und schreibe nur nieder, was Nico mir gesagt hat und wie ich es mir vorstelle.


Ich wurde am Dienstag als Mädchen für Alles im Haus eingesetzt, während Nico wieder Bäume pflanzen durfte. Eigentlich muss man sagen Büsche pflanzen, denn, wie Nico in Erfahrung bringen konnte, wird der „Old Men Salt Bush“ (=alter Mann Salzbusch) gepflanzt.
Diesmal musste er aber nicht über das Feld laufen, sondern saß in einer Pflanzmaschine, die von einem Traktor gezogen wurde. Diese hat einfach nur eine Rinne in den Boden gegraben, in die auch wieder alle 2 Meter ein Setzling gesetzt werden musste und das war Nico´s Aufgabe. Hinterher mussten die Beiden kontrollieren, ob alle Pflanzen ordentlich und gerade im Boden waren. Das hieß alle Pflanzreihen entlanglaufen und schiefstehende Pflanzen begradigen und um jeden Setzling den Boden festtreten.
Wir haben heute auch erfahren, dass wir morgen zurück auf John´s Farm sollen.

Deshalb mussten wir am  Mittwoch auch nur einen halben Tag arbeiten. Diesmal durfte ich sogar mit Bäume pflanzen – yeehaa. Ich hatte die „hinter der Maschine herlaufen, alles gerade richten und festtrampeln“-Aufgabe gewählt. Nico saß wieder im Anhänger und der Angestellte der Farm ist den Traktor gefahren. Irgendwann war dann auch der letzte Setzling im Boden und wir konnten zu unserer Lieblingsaufgabe „Autoeinräumen“ übergehen. Am Nachmittag sind wir zurück zur alten Unterkunft gefahren und haben uns dort wieder eingerichtet. Die Anderen dort haben verwundert geguckt, als wir wieder da waren. Aber langsam sollten sie ja wissen, dass wir nicht so lange weg sind.

Den Donnerstag haben wir damit verbracht, die beiden Sheds, in denen der Dünger gelagert wurde zu reinigen.  Also gingen wir mit Besen, Schaufel, Hochdruckreiniger und Staubmasken bewaffnet ans Werk. Nach der Grundreinigung sollten wir noch die Stahlträger mit frischer Rostschutzfarbe bepinseln und dann hieß es Feierabend für uns. Diesen Tag konnten wir sogar als echte Farmarbeit abstempeln.


Das konnte man vom Freitag allerdings nicht behaupten. 
Am Vormittag haben wir der  monströsen Barbecue und Grill Station von John einen neuen Anstrich verpasst. Am Nachmittag haben wir uns mit am Aufbau einer Fleischsäge versucht. Ja, da steht wirklich Fleischsäge, ich habe mich nicht verschrieben. Aber erst noch ein paar Worte zum Aufbau. Auf dem Bild sah die ganze Gerätschaft recht ansprechend aus, aber schon nach den ersten zusammengeschraubten Teilen fiel uns auf, dass wir es ganz sicher  nicht mit einem qualitativ hochwertigen Produkt zu tun haben. Sämtliche Bilder der Aufbauanleitung zeigten andere Bauteile als wir tatsächlich aus dem Karton holten. Bei der Montage des Motors, haben wir 3-mal geschaut, wie und wo dieser zu befestigen ist, aber nachdem wir den ganzen Rest mühsam zusammengeschraubt hatten und den Keilriemen einsetzte wollten, mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass der Motor doch anders, als in der Anleitung gezeigt, montiert werden muss. Also so gut wie alles wieder locker schrauben und das Ganze noch einmal umdrehen. John hält uns spätestens jetzt sicherlich für vollkommen unfähig etwas Aufzubauen.
Irgendwann standen wir dann aber vor der fertigen Fleischsäge und waren etwas skeptisch, ob sie den ersten Einsatz übersteht.
Wie es nun mal so ist, musste John sein neues Spielzeig direkt im Anschluss ausprobieren. Also wurde aus dem Kühlraum schnell ein, wahrscheinlich nur für diesen Moment, bereits geschlachtetes Schaf geholt und fachmännisch mit der Fleischsäge zersägt. Eine Sauerei vom feinsten.
1 ½ Stunden und 2 zersägte Schafe später konnten wir endlich nach Hause gehen.

Am Wochenende hieß es selbstverständlich Wäsche waschen und hoffen, dass der Schafgeruch dadurch verschwindet.
Mehr lag aber auch nicht an und wir haben einfach nur entspannt und die Sonne genossen.
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So langsam machen wir uns auch Gedanken über unser altes/neues Leben in Deutschland. Wie soll es dort weitergehen und vor allem wann. Wir durchstöbern fleißig Flugseiten und können uns nicht wirklich entscheiden, wann wir in die alte Heimat fliegen und ganz wichtig über welche Strecke.
Auch um unsere zukünftige Karriere machen wir uns einen Kopf. Weiter machen wie bisher? Im Moment irgendwie nicht vorstellbar, zu schön ist das freie Leben auf der australischen Farm. Ganz unbeschwert und sehen was der Tag so bereithält. Irgendwie können wir es uns nicht ausmalen, wie es ist, wieder in Deutschland zu sein, wo 100km schon weit weg sind und wir wahrscheinlich keine Abenteuer „on the road“ erleben werden [außer ein Wildschwein kreuzt mal wieder meinen Weg, aber das hoffe ich doch nicht!].
Alles ist in unserem Kopf noch so weit in der Ferne aber doch rückt es unaufhaltsam näher.

Sind wir nicht gestern erst gelandet.
Wo ist die Zeit hin? 

Sonntag, 10. August 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche IV

Unser Hoffen und Beten auf echte Farmarbeit war für umsonst. 

Am Montag durften wir die Rosen und alle anderen Büsche in John´s Garten beschneiden. Da wir das noch nie gemacht haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass hier so schnell keine Rosen mehr blühen werden. Ich hab radikal mit der Schere angesetzt und geschnitten wie ein Weltmeister. Jetzt sieht der ganze Garten ziemlich kahl aus, aber Emily [John´s Frau] ist begeistert von unserer Arbeit.

Auch der Dienstag hielt nichts Aufregendes für uns bereit. Nico musste um alle Scheunen Unkrautgift sprühen, die mögen hier kein Grünzeug um ihre Sheds. Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, im Wohnzimmer das Regal sauber zu machen und alles zu entstauben. Danach bekam noch die Abstellkammer eine gründliche Reinigung. Aber irgendwann war auch dieser Tag vorbei und wir waren froh wieder in der Unterkunft zu sein.

Am Mittwoch durfte ich dann im Büro helfen. Nein, nichts Großes. Unter im Büro helfen verstand Emily alle Schubladen auswischen und alles ordentlich wieder einräumen. Anschließend durfte ich die aktuellen Rechnungen alphabetisch sortieren. Immerhin hat mir das Verbrennen der alten Unterlagen aus Vorjahren ziemlich Spaß gemacht. Dann kam zum Abschluss noch eine absolute Hass-Aufgabe. Ich durfte die gesamte Bettwäsche, die irgendwie in den Schrank gestopft war ordentlich zusammenlegen. Ich hasse es, Spannbettlaken zusammen zu legen. Aber was tut man nicht alles für Geld.
John mag Unkraut anscheinend wirklich nicht, denn Nico musste heute am Grundstückseingang und an anderen Stellen auf der Farm Unkrautgift sprühen – mal wieder. John hat auch so nebenbei erwähnt, dass wir demnächst auf die Farm seines Bruders Nick wechseln und dort Bäume pflanzen dürfen. Am Abend entpuppte sich das „demnächst“ dann als morgen. Ok, also mal wieder Auto einräumen. Wir haben mit John ausgemacht, dass wir um 10 bei ihm sind und er uns dann den Weg zur anderen Farm erklärt.

Den Donnerstagmorgen haben wir mit Auto einräumen verbracht und auf den Weg zur John´s Farm haben wir John doch tatsächlich getroffen. Er hat uns dann gleich die Adresse der anderen Farm gegeben und uns den Weg beschrieben. Einen Einkauf, einen neuen Tankdeckel [der inkompetente Mechaniker aus Badgingarra hat übrigens auch unseren Tankdeckel kaputt gemacht] und 80km später waren wir endlich am Ziel.
Nick ist ganz anders als sein Bruder, er erzählt viel mehr und scheint uns auch so viel aufgeschlossener zu sein. Er hat uns unser neues Zuhause für die nächsten Tage (? – keine Ahnung wie lang wir hier bleiben) gezeigt – ein älterer Caravan. Unsere Freude hält sich in Grenzen. Aber immerhin ist es besser, als im Auto zu schlafen.


Nach dem Mittag kam dann der Schock. Es war keine Rede vom Bäume pflanzen, nein, es hieß schon wieder Garten- und Hausarbeit. Nico hatte Glück und durfte mit dem Mitarbeiter der Farm Zäune bauen gehen und so blieb es an mir, die Fenster des Hauses zu putzen. Die Arbeit an sich wäre gar nicht so schlimm gewesen, wäre da nicht noch Nick´s Sohn. Seraphim (ich schätze ihn auf 4 oder 5) war der Meinung, dass er mir beim Fenster putzen helfen muss. Ok, dachte ich, wird bestimmt ganz witzig und nebenbei lernst du vielleicht noch ein paar neue Vokabeln. Alle 5 Minuten durfte ich mir nun anhören, dass wir denselben Fensterputzer haben und als er entdeckt hat, dass in meinem Putzwasser Blubber-Blasen sind, wollte er meins mit benutzen. Alles kein Problem, ich bin da ja nicht so. Irgendwann fing er an mich zu fragen, ob ich seinen Fensterputzer benutze – nein ich hab das Ding seither ja nicht aus der Hand gelegt, also ist es das, womit ich begonnen habe. Seraphim war das aber herzlich egal, er hat festgelegt, dass ich seins habe und wir tauschen müssen. Dieses Spiel ging dann so einige Male. Zwischendurch kamen immer mal seine Mama und Papa und haben gemeint, dass er mich nicht nerven soll. Ab und zu haben sie auch vergebens versucht, ihn ins Haus zu locken. Nach 2 Stunden „mein/dein Fensterputzer-Diskussion“ dann die Erlösung, Nick konnte Seraphim mit einem Dinosaurierfilm ins Haus locken und ich konnte endlich in Ruhe Fenster putzen. Der Frieden hielt eine Filmlänge lang an. Dann kam der Kleinen wieder raus und wollte natürlich „helfen“. Also hat er einfach mal die geputzten Fenster wieder nass gemacht – „Die waren noch dreckig!“, war seine Begründung. Irgendwann hat er mir dann die Zeitung weggenommen und weggebracht. „Die gehört meinen Papa, die kannst du nicht nehmen.“ Da half kein erklären und diskutieren, die Zeitung war weg. Ich könnte euch jetzt noch so einiges mehr erzählen, aber das würde eindeutig den Rahmen sprengen. Eins weiß ich jetzt, mit einem Kind auf Englisch diskutieren ist definitiv nicht meine Stärke.  
Um 5 war dann endlich Feierabend, ich konnte mich verabschieden und bin zu unserem Caravan gegangen. Dort gibt es immerhin Strom, solange man nicht den Warmwasser-Boiler anmacht, der ist irgendwie defekt und sobald weitere Geräte Strom ziehen fliegt die Sicherung raus und wir sitzen im Dunkeln. Also hieß es an diesem Abend alle 15 Minuten Sicherung wieder rein machen, bis das Wasser endlich warm genug ist um zu duschen. Immerhin haben wir eine Dusche direkt im Caravan, ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Wieder etwas schlauer. Um die Chemietoilette haben wir uns bisher gedrückt, aber irgendwann kommt der  Moment, wo wir uns auch dieser Herausforderung stellen müssen.

Freitag – das Wochenende ist in Sicht. Und noch etwas positives, Seraphim und sein kleiner Bruder Gabriel sind heute im Kindergarten und das heißt für mich/uns: Ruhe und (fast) keine Diskussionen. Während Nico  den Rasen gemäht hat, habe ich die Fenster fertig geputzt und dann haben wir gemeinsam Unkraut gejätet. Kurz nach um 4 kamen dann die Kinder zurück aus dem Kindergarten und die Diskussionen konnten beginnen:

Was machst du?“
„Unkraut zupfen.“
„Warum?“
„Weil deine Mama mir das gesagt hat.“
„Du reist aber unsere Möhren raus!“
„Nein! Das Unkraut sieht nur sehr ähnlich aus.“
„Das sag ich meiner Mama, dass du die Möhren rausreist.“ 
Seraphim Abgang.

Nico steht daneben und hält sich gekonnt raus. Danke!

Und wieder war ich ziemlich froh, als es endlich um 5 war und wir uns in den Caravan zurückziehen konnten. Und dort ging dann unser abendliches „Sicherung raus – Sicherung rein-Spiel“ los. Nico hat sogar noch einen Kuchen gebacken. Ohne Rezept und nur nach Gefühl, aber er war trotzdem super lecker.

Am Samstag haben wir dann den Nachbarort New Norcia besucht. Schon von weiten sieht man im spanischen Stil gehaltene Bauten, die nicht so Recht in den australischen Busch passen. Der Ort wurde einst gegründet, um Aborigines zu missionieren. Heute ist es ein eingeschlafener Ort an einem Highway, der nicht wirklich viel zu bieten hat, außer Übergröße-Transporte und Road Trains, die alle 5 Minuten durch die Stadt brettern. Wir sind dann eine Runde durch den Ort geschlendert (ja, man kann alles erlaufen, so groß ist der Ort nicht) und haben uns alles Sehenswerte [?] angeschaut.

[man beachte die australische Interpretation der Geburt Jesu]

Wir haben im Anschluss noch in Moora eingekauft und getankt.
Zurück am Caravan haben wir uns auf ein leckeres Stück Kuchen gefreut, aber die Ameisen fanden das Gebäck anscheinend genau so lecker wie ich und haben sich darüber hergemacht. Also konnten wir ¾ des Kuchens wegwerfen (das restliche Viertel hatte ich schon am Abend genascht bzw. zum Frühstück verputzt). Nach dieser Aktion sind wir dann in unseren üblichen „Wochenend-Nichts-Tu-Modus“ übergegangen.


Am Sonntag haben wir ausgiebig ausgeschlafen und dann einfach den freien Tag genossen.
Ich hab mal wieder etwas rumgeknipst.