Freitag, 22. August 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche VI

Die letzte Woche entpuppte sich als echte Farmwoche. 


Am Montag durfte ich mit John Zaun bauen, also eigentlich stand ich daneben während John Zaun gebaut hat. In der Zwischenzeit hat Nico eine Gruppe alte Schafböcke zur Weide getrieben. Da diese doch schon recht träge waren, hat das einiges an Zeit in Anspruch genommen. Anschließend haben wir in Johns Garten einen neuen Graben für die Bewässerungsanlage gegraben und durften, weil wir so schnell waren eher gehen. 
Wir haben auch erfahren, dass Mittwoch unser letzter Tag ist. Und irgendwie freuen wir uns ziemlich darüber, denn das heißt, wir können endlich wieder reisen.


Am Dienstag wurde es dann ernst. John hat uns 1.200 Schafe eintreiben lassen, einzige Hilfsmittel waren ein Quad und ein Motorrad. Also Helm auf und rein ins Vergnügen. 

Ziel war es, die Schafe bis um 1 in ein Gatter zu bringen, wo diese dann von einem Mann begutachtet werden sollten, der die Tiere kaufen will. John wollte es uns etwas einfacher machen und hat uns vorgeschlagen die Schafe zuerst auf eine Weide zu treiben und dann in das kleinere Gatter. 

Also haben wir zuerst auf einer riesigen Weide alle Schafe zu einer großen Gruppe zusammengetrieben und diese dann bis zur kleineren Weide geschafft. Die ganze Aktion lief wider erwarten recht reibungslos ab. Danach hieß es die Herde in das kleine Gatter zu treiben, aber die Schafe hatten keine Lust, von der großen offenen grünen Fläche in das kleine unbewachsene enge Gatter zu gehen. Irgendwann haben wir es geschafft eine kleinere Gruppe in das Gatter zu pferchen, aber das hat den Rest der Herde nicht wirklich interessiert. Kurz vor um 1 kam John uns dann mit Fly (das ist ein Hund) zu Hilfe und siehe da, der kleine haarige Vierbeiner hat den weißen Wollknäulen doch Angst eingejagt und kurze Zeit später konnten wir die Gattertore zu machen. 
Nachdem der Ankäufer da war, wurden die bereits geschorenen Schafe von John geimpft und mit einem Mittel gegen Flöhe und Läuse eingesprüht. Ich hatte dann das Vergnügen die circa 300 Schafe zu ihrer neuen Weide zu bringen. Da die Gruppe wahrscheinlich heilfroh war wieder aus dem Gatter rauszukommen, waren alle recht kooperativ und sind fast von alleine zur neuen Weide gelaufen.
Die ungeschorenen Schafe wurden ins Schärshed gebracht und mussten die Nacht dort verbringen.


Als wir am Mittwochmorgen am Shed ankamen, waren die Schärer schon voll im Gange. 4 kräftige Männer hatten jeder ein Schaf zwischen den Beinen klemmen und geschärt was das Zeug hielt. Alle 2 Minuten war eine neues Schaf nackig. 

Heute mussten wir uns um die bereits geschorenen Schafe kümmern. Nico hat das Ungezieferspray übernommen und ich konnte einen lang gehegten Kindheitstraum erfüllen und durfte mich einen Tag lang wie ein Tierarzt fühlen. Ich musste die Schafe impfen, ich weis zwar nicht gegen was, aber das war mir auch egal. Mit Spritze und Impfstoff bewaffnet hat John mich nach einer kurzen Einweisung auf die Schafe losgelassen. Was für mich die Erfüllung eines Traumes war, war für Nico der wahr gewordenen Alptraum. Seine Freundin springt neben ihm mit einer Spritze rum und injiziert ein Mittel auf dem dick und fett POISON (=Gift) steht. Er hat den ganzen Tag einen ziemlich großen Bogen um mich gemacht, wenn ich die Spritze in der Hand hatte. 


Ihr werdet euch sicher fragen, wie wir es bewerkstelligt haben die ganzen Schafe zu behandeln, ohne eins zu vergessen. 
Im Gatter gibt es einen kleinen Gang, der breit genug ist, dass sich ein Schaf darin umdrehen kann. In diesen Gang haben wir immer so viele Schafe wie möglich getrieben. So konnten wir kleine Gruppen erledigen und die Schafe konnten nicht wegrennen. Das heißt aber nicht, dass sie es nicht versucht hätten und ab und zu hatten wir ein ziemlich unübersichtliches Knäuel aus Köpfen, Körpern und Beinen. 
Aber ich denke wir haben das ganze mit Bravour gemeistert und John war ziemlich zufrieden mit uns. Zum Abschluss des Tages mussten wir nur noch die Schafe wieder zurück zur alten Weide bringen. 
Achso, habe ich schon erwähnt, dass heute doch nicht unser letzter Tag ist?


Der Donnerstag war frei, weil viel regen angesagt war und John eine Geschaftstreffen in Perth hatte. Also haben wir die Zeit genutzt und das Auto sauber gemacht und die ersten Dinge aufzuräumen. Der angesagte Regen hat sich übrigens, bis auf einen kleinen Schauer am Morgen, nicht blicken lassen.

Und dann war auch schon endlich Freitag - der letzter Tag auf der Farm. 
Zum Abschluss durften wir mal wieder Schafe treiben. Diesmal mussten wir 1.100 Schafe einmal quer über die Farm bringen, inklusive  Hauptstraßenüberquerung [man muss allerdings dazu sagen, dass auf der Straße vielleicht ein Auto pro Stunde fährt]. Alles Leif prima, bis die Schafe die Wahl zwischen 3 Wegen hatten und anstatt wie gewünscht nach rechts zu laufen, sind einfach alle stehen geblieben. Nach vielen Gerufen und Geschreie, Heys, Hos und einigen Neandertal-ähnlichen Lauten konnten wir die Gruppe aber doch dazu bewegen den von uns gewünschten Weg zu nehmen. Wir waren heilfroh als die Gruppe endlich auf der neuen Weide war. 

Am Nachmittag durfte ich mich damit vergnügen, das Holz um Johns Pool mit einem Öl einzureiben und Nico hatte die Aufgabe mit dem Quad um die Felder Unkrautgift zu sprühen.

Kurz nach halb 4 waren wir fertig und John kam, um uns unsere Tage zu unterzeichnen. Außerdem hat er uns noch auf der Karte sehenswerte Orte gezeigt. Das hätten wir von dem doch recht konversationsunfähigen John gar nicht erwartet.

Dann hieß es von allen Abschied nehmen und als letzte Amtshandlung auf der Farm haben wir noch unsere Zündkerzen gewechselt. So eine gut ausgestattete Werkstatt werden wir wohl kostenlos nicht mehr so schnell zur Verfügung haben. Der Austausch lief ganz gut und die gute Roose ist hinterher ohne Probleme angesprungen und lief super. Also alles richtig gemacht.



Nach 6 ereignisreichen Wochen lassen wir das australische Farmleben hinter uns. 
Jedem dem sich die Chance bietet, dass einmal selbst zu erleben raten wir: tut es! 

Auch wenn nicht alles so war, wie wir es uns vorgestellt haben, war es doch mit eine der besten und erfahrungsreichsten Zeit hier in Australien.

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