Dienstag, 2. September 2014

Stunde der Wahrheit

Nach 150 weiteren Kilometern unter der inzwischen brennend heißen australischen Sonne kommen wir in Karratha an. 

Bereits auf den Weg dorthin kamen wir an vielen Mienen und Gasförderanlagen vorbei. In unserem Reiseführer (LonelyPlanet) wird Karratha als Stadt beschrieben, die auf Grund der umliegenden Mienen entstanden ist und weniger dem Tourismus gewidmet ist. Und tatsächlich hat man das Gefühl, dass jeder hier Arbeitssachen trägt. 

Das Info-Zentrum ist sozusagen das erste Gebäude, was man bei der Fahrt in die Stadt trifft und natürlich sind wir wieder angehalten um uns zu erkundigen. Diesmal fragen wir aber nach einer Liste aller Mechaniker in der Stadt und nach einer Preisliste für alle Campingplätze. 

Da wir vor dem Mechaniker etwas Bammel haben, beschließen wir erst einzukaufen uns zu tanken. Da die Kanister komplett leer sind und auch unser Tanker fast leer ist, haben wir eine beachtliche Tankrechnung von 309$ für fast 200 Liter Benzin. 
Jaja, die gute Roose ist durstig und das Benzin an den abgelegeneren Orten der Westküste teuer. 
Für deutsche Verhältnisse ist der Sprit hier dagegen sogar billig- 1,689$/l (1,18€).

Wir überwinden uns und fahren zur Werkstatt. Der freundliche Mechaniker teilt uns mit, dass er ab dem 11. September wieder Termine frei hat. Meine Güte hat der Mann zu tun.
Wir gehen zur nächsten Werkstatt, die günstiger weise direkt gegenüber liegt, da 3 von 4 Mechanikern gerade an einem Tisch im Schatten sitzen und alles andere als Arbeiten, gehen wir davon aus, dass hier die Auftragslage etwas ruhiger ist. Wir parken Roose auf den Hof und nach einer kurzen Beschreibung des Problems starten Nico und der Mann zu einer Testfahrt. Ich steh wieder wie ausgesetzt an der Werkstatt und muss warten.
Als die Beiden wieder angefahren kamen, konnte ich schon in Nicos Gesicht sehen, dass Roose natürlich bei dem Mechaniker nicht im Pedal geklopft hat. Der Mann hat trotzdem eine Vermutung, die unsere Hoffnung auf eine kostengünstige Lösung des Problems in molekulare Kleinstteilchen zerschmettert. 
Er denkt, dass die Kupplung des Automatikgetriebes nicht richtig funktioniert bzw. schlicht weg verschlissen ist. Ich könnte jetzt versuchen euch zu erklären, was der Mann uns erklärt hat (es ging um 2 Kupplungssysteme und wie sie arbeiten), aber das kann ich mir glaube ich sparen. 
Was allerdings eindeutig klar ist, die Reparaturkosten würden wahrscheinlich über den Wert des Wagens liegen. Eine Reparatur kommt für uns daher nicht in Frage. 
Allerdings meinte der Mechaniker auch, dass das Auto trotzdem noch fahrtüchtig ist und nur etwas mehr verbraucht - na darauf kommt es auch nicht mehr an!

Immerhin haben wir jetzt Klarheit und wissen, dass wir uns wohl an das Klopfen gewöhnen müssen. Der Mechaniker wollte übrigens für die Diagnose keinen Cent. 
Wir sind inzwischen ziemlich sicher, dass unser Glück damals in Taiwan den Anschlussflug nach Australien verpasst hat oder, dass das Karma uns hasst. Soll uns aber auch egal sein. wir lassen uns nicht davon abbringen die Westküste Australiens zu erkunden und starten ein paar Stunden später in Richtung Karijini National Park, der liegt circa 400 Kilometer im Landesinneren. 

Zuvor haben wir uns aber noch die Erlaubnis geholt, auf der Privatstraße des riesigen Mienenunternehmens Rio Tinto fahren zu dürfen. Dafür muss man sich im Info-Zentrum einfach einen 20-minütigen Film.anschauen und dann noch ein kleines Formular ausfüllen. Der Spaß kostet nichts und spart uns einige Kilometer Umweg, denn die nächste öffentliche Straße in Richtung National Park zweigt erst wieder von Port Hedland ab. 

Nach 90 Kilometer wird die Straße zur Dirt Road (vergleichbare mit einem trockenen deutschen Feldweg) und es schüttelt uns richtig durch. Die verbleibenden Kilometer auf dem Navi wollen nicht weniger werden und wir haben Angst, den Campingplatz nie zu erreichen. Kurz vor dem Ziel werden wir von ein paar Rindern ausgebremst, die mitten auf der Straße stehen. Wenn auch etwa widerwillig, trotten sie langsam aus dem Weg und wir haben wieder freie fahrt. Es ist schon dunkel, als wir endlich am Campingplatz im Millstream Chichestere National Park ankommen und wir sind froh, dass wir endlich ins Bett können.



Achso:

Hier im nördlichen Teil der Westküste ist es vollkommen normal, das Schafe, Ziegen oder Rinder am Straßenrand stehen und grasen. Es sind glaube ich wilde Tiere, die man hier und da im Busch erkennen kann. Riesige neongelbe Schilder warnen einfach nur vor vereinzelten Tieren auf den nächsten 80 Kilometern. 
Gestern haben wir einen monströsen Bullen entdeckt, gegen eine Kollision mit diesem Ungeheuer, wäre jeder Zusammenstoß mit einem Känguru Spaß. Bisher hatten wir aber immer Glück und wir hoffen, dass es auch weiterhin so bleibt.


Bis morgen.

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