Donnerstag, 11. September 2014

"Haben ist besser als Brauchen"

Die erste Nacht haben wir gut überstanden und so starten wir am Morgen mit vollem Tatendrang in die Aktion "Auto ausräumen".
Nach einer Stunde sitzen wir im puren Chaos. Unser kleines Zimmer ist schon vollkommen überfüllt mit dem Zeug aus dem Auto und auch vor unserer Tür türmen sich noch Boxen und Beutel voll mit Krimskrams und Gerümpel. Und das Beste, dass Auto ist noch lange nicht leer.
Wir stellen fest, dass wir die letzten 9 Monate hier in Australien getreu dem Motto "Haben ist besser als Brauchen" gelebt und vor allem eingekauft haben. 
Und so kommt es, dass wir bei dem ein oder anderen Stück selbst den Kopf schütteln und über uns lachen. Aber egal, jetzt haben wir nur das Problem, alles loszuwerden.
Die Teile, die noch ansatzweise Wert haben, stellen wir bei Gumtree [australische Version von eBay Kleinanzeigen] ein.
Und tatsächlich kommen schon in den nächsten Stunden zahlreiche Anfragen.

Den ganzen Vormittag sortieren wir, schmeißen weg und wundern uns, was da alles so für Sachen zum Vorschein kommen. Zwischendurch schleicht immer unser "Vermieter" mit rum und wirft ein Auge auf das ein oder andere Stück. Er meint immer, wenn wir es nicht verkauft bekommen, dann würde er uns es auch abkaufen. Wir wissen allerdings, dass er der absolute Sparfuchs ist und uns nie im Leben unseren Preis zahlen würde.


In all dem Chaos bekommen wir eine Nachricht von Andi [ihr erinnert euch? Kartoffelfarm, Besucher bei Clint], er ist noch in Perth und hat uns direkt am Abend auf ein Bier eingeladen. 

Am Nachmittag habe ich mir dann die [wie sich herausstellte vergebliche] Mühe gemacht und Autoteileverwerter angeschrieben, was sie denn für unsere Roose noch bieten würden. Eine Antwort habe ich erhalten, der mir aber auch keinen Preisvorschlag geboten hat, sondern nur fragte, was wir denn noch erwarten. Alles eine Luftnummer. Wir hoffen jetzt auf den Interessenten, mit dem wir schon unterwegs geschrieben hatten.

Am Abend ging es dann zu Andi. 
Auf den Weg dahin, haben wir noch unser Zelt verkauft. Immerhin haben wir das erste Teil jetzt los. Drückt die Daumen, dass es so weiter geht. 
Andi hatte uns zwar seine Adresse geschickt, aber irgendwie sind wir trotzdem etwas ziel- und planlos herumgeirrt und haben ihm zum Schluss verzweifelt geschrieben, dass er uns doch bitte abholen soll. 
Mit einem kalten Bier in der Hand [an dieser Stelle sagen wir noch einmal Dankeschön für das Bier Andi] haben wir unsere Erlebnisse ausgetauscht. Nach dem wir von unserer Ausräum-Aktion des Autos berichtet hatten, hat Andi uns bestätigt, dass wir wohl die einzigen Backpacker sind, die alles und ja wirklich ALLES in ihrem Auto hatten.
Er gibt uns auch noch eine Kontaktnummer, bei der wir nach Arbeit fragen können. Eine Arbeitsvermittlung für Baustellenjobs, diese stellt sogar auch Mädchen ein. Das klingt doch sehr vielversprechend und wir haben eh daran gedacht, die nächsten Wochen zu arbeiten, um den Verlust beim Auto ausgleichen zu können.

Irgendwann gegen 10 haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Natürlich fährt der Bus nicht mehr und wir unternehmen einen kleinen Spaziergang zur nächsten Bushaltestelle, die zu der Zeit noch angefahren wird. 

"Zu Hause" angekommen fallen wir ins Bett. 
Mal sehen was Morgen auf uns wartet.

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"Zu Hause"
Schon seltsam, dass man während der ganzen Zeit hier, eine Unterkunft, das gemietete Zimmer, ja sogar das Auto als "zu Hause" bezeichnet. 
Und so langsam fängt man an sich zu fragen, was ist "zu Hause" und vor allem wo ist "zu Hause"?
Ein wohl allen bekanntes Zitat besagt: "zu Hause ist wo dein Herz ist". 
Aber halt, mein Herz befindet sich in meinem Brustkorb, etwas mehr auf der linken Seite oberhalb des Zwerchfells; soll da etwa mein "zu Hause" sein?
Nein - denn Eines ist uns hier in Australien klar geworden, egal wo man sich gerade aufhält, zu Hause ist irgendwie überall. 

Und so kommen wir zu dem Entschluss: 
Die Welt ist unser zu Hause

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