Sonntag, 28. September 2014

1. Arbeitswoche

Pünktlich 7:30 stehen wir an unserem ersten Tag im Büro und warten auf unseren Supervisor. Nach einer kurzen Einweisung und Belehrung, die sogenannte "site induction" [Baustellen Einweisung] geht es auch schon los - oder auch nicht. 
Unser Supervisor bringt uns einmal quer über das Gelände. Irgendwann findet er dann diejenige Person, die er sucht. Lorenzo, ein Backpacker aus Belgien, mit dem wir in Zukunft gemeinsam arbeiten werden. 


Vor uns stehen riesige Teile der gelben Baukräne, die wir in den kommenden Wochen rosa/lila malen sollen. Die Teile müssen allerdings noch bewegt werden, da wir sie in der aktuellen Position nicht streichen können. 


Und so starten wir in eine für australische Baustellen typische Aktivität: warten. Die Kunst dabei ist es, beschäftigt auszusehen. Also zeigt uns Lorenzo schon einmal wo wir das ganze Malerequipmemt finden können. 
Nach einer Stunde werden wir endlich beschäftigt. Auf dem neuen Parkplatz müssen die Begrenzungslinien der Parkbuchten gezogen werden. Mit Hilfe einer riesigen Schablone legen wir los, sitzen auf dem warmen Betonboden und malen gelbe Linien.

In der Frühstückspause lernen wir viele neue Personen kennen und wir sind nicht einmal ansatzweise in der Lage uns alle Namen, geschweige denn die Herkunftsländer und Geschichten von jedem zu merken.

Nachdem wir uns den ganzen Vormittag mit den gelben Linien für die Parkplätze beschäftigt haben, gehen wir nach dem Mittag endlich zu unserer eigentlichen Aufgabe über.
Also stehen wir da zu Dritt an einem Kranteil und schmirgeln fröhlich mit Sandpapier die Rostflecken weg - per Hand wohl gemerkt, so wird das ewig dauern, aber das ist uns ja egal, wir sind über jede Woche froh, die wir arbeiten können.
Nachdem wir uns die Finger wund gerieben haben, mussten wir auf die betroffenen Stellen noch Rostschutzfarbe auftragen und dann war der erste Tag auch schon wieder um. 
Am Abend haben wir nur noch schnell das Essen für den nächsten Tag vorbereitet und sind dann ins Bett gefallen.


Die nächsten Tage der Woche liefen genau so ab. Um 6 [unser neuer Arbeitsbeginn] stehen wir am Teil und schleifen und pinseln, was das Zeug hält. 9:30 geht es in die erste Pause und wir können uns auch nach einer Woche noch nicht alle Namen merken. Pünktlich 13:30 gehen wir dann zur Mittagspause und danach arbeiten wir weiter bis um 6.
Inzwischen haben wir auch noch Verstärkung in unserem Team bekommen, ein Franzose namens Damien, der sich die ganze Zeit mit dem Belgier nur auf französisch unterhält.
Auch das lästige schleifen mit dem Sandpapier haben wir inzwischen durch das Abschleifen mit einem Winkelschleifer ersetzt und sind damit wesentlich schneller und effektiver.


Die Kranteile werden immer von 2 Seiten gleichzeitig bearbeitet und wenn diese dann rosa/lila sind, wird das Teil gedreht und wir können die anderen Seiten malen. Das Drehen der Teile ist jedes Mal ein Highlight. Ein einäugige Gabelstaplerfahrer kommt in einem riesigen Gabelstapler und geht ans Werk. 

Am Samstag durften wir dann in aller Eile ein Sonderteil für eines der Gebäude streichen, das gerade gebaut wird. Die Schweißer kamen ganz schön ins Schwitzen, als wir am einen Ende schon anfingen zu malen, während das andere Ende noch fertig geschweißt werden musste. Aber am Ende des (für uns nur halben) Tages war das Teil fertig und am Montag werden wir noch die 2 Schicht Farbe auftragen. Wir waren auch froh, dass wir den Samstag streichend in der großen Fertigungshalle verbringen durften, denn draußen hat es geschüttet wie aus Eimern.
Die Tage zuvor hatten wir wunderschönsten Sonnenschein und traumhaft klaren Himmel.

Am Samstag habe ich dann auch endlich meinen Brief mit der White Card bekommen. Der lag bei Phill und war natürlich schon geöffnet. Er hatte die Ausrede, dass er den Name nicht kannte und schauen wollte, ob es etwas wichtiges ist. 
Mir egal -  endlich hab ich das kleine weise Stück Plastik, mit dem auch ich jetzt offiziell auf australischen Baustellen arbeiten darf.
Am Samstagnachmittag haben wir uns noch ein paar Arbeitssachen besorgt, so dass wir nicht die ganze Woche in nur einem Shirt rumlaufen müssen. 

Fertig von der Woche sind wir abends einfach ins Bett gefallen und eingeschlafen [sicherheitshalber mit Ohropax im Ohr, denn das Haus ist leider Gottes recht hellhörig].

Der Sonntagmorgen begrüßt uns wieder mit Regen und wir beschließen unsere Shoppingtour von gestern fortzusetzen. Auf der Wunschliste steht eine selbstaufblasende Matratze. 

Nächste Woche kommt der erste Gehaltscheck und wir sind schon gespannt, was darauf steht.

Zur Info:

Wir arbeiten auf dem Firmengelände einer Baufirma, die in Perth neue Wohn- und Geschäftsgebäude errichtet. Die Betondecken und -wände für die Gebäude werden hier auf dem Gelände in einer riesigen Halle gefertigt. Auch alle anderen für die Baustelle nötigen Materialien, wie Gerüste, Bagger, Kräne etc., werden hier gelagert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen