Sonntag, 27. Juli 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche II

Neue Woche neues Glück

Am Montag haben wir das Feld mit den großen Steinnestern zu Ende gebracht. Dabei mussten wir schon mit dem Radlader ziemlich aufpassen, dass wir uns nicht auf dem Feld festfahren. Der Regen vom Wochenende hat die Felder teilweise in riesige Seenlandschaften verwandelt und es ist ein schmaler Grat zwischen: da wühlen wir uns durch und da wühlen wir uns ein. Um auf das nächste Feld zu kommen, mussten wir den Radlader und auch den Firefighter durch ein kleines Flüsschen fahren. Der Radlader hat es geschafft, das Auto nicht. Nico wollte eigentlich nicht in die Spuren des Laders fahren, aber das Auto ist einfach reingerutscht. Und so standen wir da und haben unser Werk betrachtet. Das Auto bis zur Hälfte der Räder im Schlamm versunken. Und auch wir sind mit unseren Gummistiefeln ziemlich weit eingesackt, wenn wir zum Auto gelaufen sind. Als hätte er es gerochen, kam in diesem Moment auch noch Jono angefahren. Wir haben es zum Schluss geschafft, das Auto mit Hilfe des Radladers aus dem Schlammloch zu ziehen. Natürlich haben wir zwischendurch auch noch den Radlader mit festgefahren, aber der kann sich dank des Armes ja selber wieder rausschieben. Im Nachhinein war’s ziemlich witzig und ich denke in nächster Zeit wird niemand mehr versuchen auf diesem Wege von Feld A zu Feld B zu fahren.
Der Rest des Tages verlief ziemlich beschissen (entschuldigt die Ausdrucksweise, aber das beschreibt es am besten). Es fing an zu regnen und da Dave keine Regensachen hat, hat er sich kurzerhand in den Radlader gesetzt und ist gefahren. Wir haben unsere Regensachen übergeworfen und sind trotzdem bis auf die Haut nass geworden. So macht das keinen Spaß und nach Steinen haben wir auch nicht wirklich mehr geschaut.
Aber immerhin haben wir den Mechaniker erreicht. Er holt das Auto (für umsonst) ab und vermutet, dass die Benzinpumpe defekt ist.

Am Dienstag wurden keine Steine aufgelesen. Wir durften um das Haus des Farmchefs John [ja, schon wieder ein John] Ordnung machen. Also hieß es Rasen mähen, Unkraut zupfen und und und…
Zwischendurch hat es immer wieder geregnet und wir haben uns ins Auto gerettet. Der Anruf vom Mechaniker hat uns dann hoffen lassen, Roose wird am Nachmittag fertig und wir können sie dann abholen. Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben und so verflog unsere Euphorie nach einem weiteren Anruf des Mechanikers. Er hat die Benzinpumpe gewechselt, aber das Auto geht immer noch nicht.
Unsere Mitbewohner aus der Unterkunft verhalten sich inzwischen auch eher wie ein altes Ehepaar, als 2 junge zusammenlebende Männer. Jeden Abend wird lautstark über die Zubereitung des Abendessen diskutiert, dabei geht es vor allem um was und wer. Im Anschluss wird dann vorm Fernseher gegessen, wobei sich erneut um den Besitz der Fernbedienung gestritten wird. Ach ja und sie schlafen, wie es sich für ein altes Ehepaar gehört, in getrennten Zimmern.
(das ist natürlich alles nur ein Spaß und trifft nicht auf 100% der alten Ehepaare zu)

Am Mittwoch durften wir dann die Werkstatt aufräumen. Alles eher eine Beschäftigungstherapie anstatt Farmarbeit. Das ist uns aber egal, wir werden ja dafür bezahlt. So nebenbei haben wir auch erfahren, dass wir morgen auf eine andere Farm fahren sollen. Am Nachmittag haben wir noch einmal Steine eingesammelt und konnten dann um 5 endlich unser Auto von der Werkstatt abholen. Die Rechnung hat uns die Sprache verschlagen, nein, nicht weil sie gestalterisch so schön war, sondern weil uns der Mechaniker für 8.5 Stunden Arbeit knapp 730$ berechnet hat. Die Benzinpumpe für 115$ hat da nicht ins Gewicht geschlagen. Er hat das ganze dann so begründet, dass er die Tanks komplett ausbauen und wieder einbauen musste. Das dauert seine Zeit. Wenn man sich dann aber den Mechaniker mal genauer angeschaut hat, weiß man auch warum das so lange dauert. Als wir ankamen, lag er gerade unter dem hiesigen Schulbus und hat versucht eine Glühbirne zu wechseln. Wegen seinem etwas überhöhten Bauchumfang kam er aber nicht weit genug unter das Fahrzeug, um die Birne zu wechseln. Da kann ich mich schon vorstellen, wie er an unserem Auto gebastelt hat.
Außerdem hat er zuerst die Benzinpumpe gewechselt und alles wieder eingebaut, um dann festzustellen das es immer noch nicht geht, so dass er noch einmal alles ausgebaut hat um dann den eigentlichen Fehler an der Verkabelung der Pumpe zu finden. Die Drähte lagen irgendwo auf und haben sich aufgescheuert. Er hat also eine funktionierende Benzinpumpe gewechselt, na herzlichen Glückwunsch Herr Mechaniker. Ein kompetenter Fachmann hätte wahrscheinlich zuerst die Drähte gecheckt und dann die Pumpe.
Wir haben das dann so hingenommen und zähneknirschend bezahlt. Immerhin hatten wir heute noch einen straffen Zeitplan. Wir mussten das Auto noch einräumen, so dass wir morgen auf die andere Farm fahren können.

Am Donnerstagmorgen haben wir dann das letzte Feld von Steinen befreit. Nach dem Mittag haben wir mit John den Papierkram für die Bezahlung erledigt und sind zur neuen Farm aufgebrochen. Die andere Farm gehört John und seinem Bruder und dort dürfen wir auch Rock Picking machen. Yuhuu!
Die neue Unterkunft ist … speziell. Auf den ersten Blick wirkte alles wunderbar und schön. Aber wenn man dann mal genauer hinschaut wird es unschön. Das Haus hat ungefähr 8 Schlafräume, die aber mehr oder weniger als Abstellkammern genutzt werden. Wir haben uns dann 2 Matratzen zurechtgelegt und unsere eigene obendrauf gelegt. Licht musste man sich auch erst einmal beschaffen, denn in der Hälfte der Räume gab es keine Leuchtmittel. Also sind wir durch alle Räume gelaufen und haben Glühbirnen zusammengesammelt und dort verteilt, wo wir tatsächlich Licht benötigen. Im Wohnzimmer steht ein kleiner Holzofen, aber Holz gibt es nicht. Die Küche ist zwar riesengroß dafür aber auch super dreckig. Ich hab dann erst einmal rotiert und alle Oberflächen gereinigt, um sie nutzbar zu machen. Einen Kühlschrank haben wir im Moment auch nicht. Dafür einen Gasherd mit 6 Kochplatten, aber kein Gas. Aber da wird uns der Manager der Farm, Clint, hoffentlich helfen können. Die Dusche ist recht rustikal und verbreitet den Charm der öffentlichen Strandduschen, aber immerhin gibt es warmes Wasser. Das Klo ist für mich allerdings der wahr gewordene Alptraum. Hier kann man umgeben und beobachtet von einigen Spinnenarten sein Geschäft verrichten, oder auch nicht.


Wir haben den ganzen Nachmittag auf Clint gewartet, aber der ließ sich nicht blicken. Er kam dann, als wir gerade, unserem voll ausgestattetem Auto sei Dank, Abendessen gekocht haben.
Immerhin hat er einen kleinen Kühlschrank mitgebracht und morgen will er sich um Gas und einen anständigen Kühlschrank kümmern.

Da wir nicht wussten, wann wir anfangen sollten, waren wir am Freitagmorgen wie gewohnt um 8 fertig für die Arbeit. Clint meinte dann, dass hier für gewöhnlich halb 8 angefangen wird. Ok, das stört uns ja nicht. Wir müssen hier ja nicht noch eine halbe Stunde zur Arbeit fahren.
Uns wurde eine Karte in die Hand gedrückt und kurz gezeigt, auf welchen Feldern wir Steine einsammeln sollen. Es gab noch eine schnelle Einweisung in unser neues Arbeitsgerät, einen Traktor mit einer Schaufel vorne dran und schon ging es ab zum Feld. Hier sind die Steine noch viel größer und schwerer als auf der anderen Farm und wir müssen oft die Schaufel zum Aufheben nutzen. Inzwischen wissen wir auch, dass es bequeme und unbequeme Schaufeln gibt. Während man auf Johns Farm den ganzen Tag in der Schaufel sitzen konnte ohne Schmerzen im Pops zu haben, dauert es hier nur eine halbe Stunde bis es drückt und zwackt und man hin und her rutscht um eine bequemere Stelle zu finden. Das Wetter spielt wieder mit und die Sonne versüßt uns etwas den Tag.


Clint hat inzwischen auch Gas und einen großen Kühlschrank organisiert und so ist die Unterkunft langsam auch nutzbar. Holz haben wir auch geholt, das muss nur noch gehackt werden. Das können die Jungs machen, denn ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich nicht in der Lage bin eine Hacke zu benutzen ohne mich ernsthaft in Gefahr zu bringen. Versucht habe ich es natürlich trotzdem, ich bin aber schon kläglich am ersten Holzstück gescheitert.

Den Samstag haben wir frei gemacht. Dave wollte noch seine restlichen Sachen aus der alten Unterkunft holen und wir haben den Tag genutzt um einzukaufen. Im 20km entfernten Ort Jurien Bay wurden wir dann vom Regen herzlich empfangen. Eigentlich wollten wir uns auch den Strand dort anschauen, aber das haben wir dann kurzerhand auf „ein ander Mal“ verschoben.
Aber ein was Gutes hatte der Regen, wir konnten unseren Trinkwasservorrat wieder auffüllen. Dem Wasser aus der Leitung trauen wir nicht so wirklich. Also stand Nico mit einem Eimer unter der Dachrinne und hat das Wasser aufgefangen und anschließend in unsere Kanister umgefüllt.


Am Sonntag ging es zurück aufs Feld, immerhin ohne Regen. Da haben wir den freien Tag ja wieder perfekt abgepasst. Am Abend kam dann eine Nachricht von Jelena und Andi [das deutsche Pärchen, mit dem wir auf der Kartoffelfarm gearbeitet haben], sie sind gerade in der Gegend und wollen sich mit uns treffen. Da sagen wir doch nicht nein. Platz ist ja genug hier in der Unterkunft.

Unsere 2. Farmwoche ist vorbei und im Moment gefällt uns alles recht gut
(außer das KLO das ist und bleibt Horror, 
erst recht nachdem Nico eines morgens eine handteller-große Huntsman [Spinne] hinter der Tür entdeckt hat, die er mir zu liebe sogar extra weg gemacht hat;
ich trau dem Frieden trotzdem nicht)

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