Freitag, 11. Juli 2014

3 vitaminreiche Wochen

Am Sonntag morgen ging es dann zur Mandarinenfarm. Der Manager hatte uns die Adresse gegeben, aber leider keine Hausnummer. Wir hatten die Qual der Wahl zwischen 3 Mandarinenfarmen. Zum Schluss haben wir aber doch noch die Richtige erreicht.
Wir sind davon ausgegangen, dass wir uns erst einmal einrichten sollen und es am Montag mit der Arbeit losgeht. Weit gefehlt – kaum angekommen, wurden wir gefragt, ob es losgehen kann. Na klar! Also schnell in die Arbeitssachen geschlüpft und schon waren wir mittendrin in der Mandarinenernte.
Jeder hat eine Art Rucksack bekommen, den man unten öffnen kann, um die Mandarinen auszuladen. Man trägt den Sack vor dem Bauch und kann so relativ schnell ernten. Allerding ist das alles ziemlich schwer, wenn der Beutel langsam voller wird und geht ganz schön auf den Rücken [deshalb bevorzuge ich das Ernten mit einem Eimer]. Die Mandarinen müssen wir mit einer Schere vom Baum schneiden. Schwierigkeit dabei ist, dass man sich erst einmal zwischen all den Ästen und Blättern vorbeikämpfen muss.
Da es die Nacht zuvor geregnet hat, waren die Bäume dementsprechend nass, was die Arbeit nicht einfacher gemacht hat.


Wenn man dann seinen Beutel voll hat, lädt man alles in einen Bin (großer Korb, der ca. 400 kg Mandarinen fasst) aus. Wir haben an unserem ersten Tag 2 Bins geerntet und hoffen, dass wir noch schneller werden.
Das Auto können wir über Nacht in der Verarbeitungshalle (Shed) parken. Darin befindet sich auch die Unterkunft für die anderen Backpacker (4 Esten). Wir haben also ein Dach über dem Auto, Strom  und eine Dusche mit warmen, fließenden Wasser. Was braucht man mehr?
Das Wetter hat sich im Laufe der ersten Woche gut entwickelt und wir schwitzen inzwischen bei der Ernte, weil uns die Sonne auf den Rücken scheint. Unser „Pflück-Tempo“ können wir aber nicht wirklich wesentlich steigern und damit steht auch fest, dass wir hier nicht als reiche Leute vom Hof gehen werden. Aber Arbeit ist immer besser als keine Arbeit und unsere Gumtree-Anzeigen sind weiterhin aktiv, um uns unseren nächsten Job zu besorgen.
John (der Manager) hat uns inzwischen auch zugesagt, dass wir noch eine 2. Woche hier bleiben können. Das steigert unsere Laune deutlich. Mit den anderen Backpackern haben wir nicht wirklich viel zu tun. Da wir in unserem Auto schlafen trennen sich unsere Wege nach dem Pflücken. Und auch während der Arbeit hört jeder Musik oder unterhält sich in seiner eigenen Sprache.
Diese Woche hatten wir auch einmal die Chance, Orangen zu pflücken. Das wird zwar schlechter bezahlt, aber man kann einen Bin viel schneller füllen und so im Endeffekt sogar mehr verdienen, als bei der Mandarinenernte. Orangen müssen auch nicht geschnitten werden. Man kann sie einfach so vom Baum Pflücken. Die meisten sind eh schon so reif, dass sie bei der ersten Berührung runterfallen. Außerdem durfte ich auch bei der Sortierung und Verpackung der Orangen/Mandarinen mithelfen. Eine Maschine sortiert die Früchte automatisch nach Größe, man muss dann nur noch nach den unterschiedlichen Qualitäten sortieren.


Einige der Nächte waren ziemlich kalt und so wurden wir am Morgen von Reif und Kälte begrüßt. Da macht das Aufstehen noch viel weniger Spaß.
In der 2. Woche wurde das Wetter dann wieder etwas schlechter. Am Mittwoch hat es den ganzen Tag geregnet, so dass wir unfreiwillig einen Tag frei hatten. Viel machen konnten wir da aber auch nicht. Im Shed haben die Anderen weiter gearbeitet und so konnten wir nicht unter das schützende Dach fahren. Also waren wir im Auto gefangen und haben Filme und Serien geschaut.
Die nächsten Tage konnten wir morgens fast regenfrei pflücken und am Nachmittag hieß es dann für uns beide Arbeiten im Shed. Dabei werden wir im Übrigen per Stunde bezahlt und verdienen somit am meisten. Da wir in der 2. Woche so gut wie alle Mandarinen geerntet haben, ist unser Job hier eigentlich zu Ende. John hat aber auch noch eine private Plantage mit Orangenbäumen und so kommt es, dass wir auch noch eine 3. Woche hier verbringen werden.
Ab Woche 3 hieß es also Orangen.

Die Bäume von John´s Plantage tragen riesige Orangen und die Bins füllen sich sehr schnell. Allerdings sind wir nicht schnell genug, unser Stundenlohn liegt im Durchschnitt bei 15 $. Wenn man sich den ganzen Tag durch Orangenbäume wühlt, trifft man so einige seltsame Tiere.
Den 1. Platz im Ranking der „Am häufigsten im Baum gesichteten Tieren“ hat sich die Kakerlake in allen Größenvarianten erkämpft. Dicht gefolgt von Spinnen in jeglichen Formen, Farben und Größen auf Platz 2. Vereinzelt haben wir dann noch Vögel, Ameisen, eine Art Gottesanbeter [??] und andere undefinierbare Krabbeltierchen gesichtet.
Am Donnerstagabend haben wir dann eine E-Mail mit einem Jobangebot bekommen. Eine Farm ca. 100km weiter nördlich. Dort müssten wir – Achtung Trommelwirbel – Steine aufsammeln. Das kann sich ja zum Stöcke einsammeln nicht so unterscheiden – hoffentlich.
Am Freitag haben wir dann alles Dingfest gemacht - am Sonntag können wir zu unseren neuen Arbeitgeber fahren. Also hieß es auch: das letzte Mal Orangen pflücken.
Am Abend hatten wir dann einen Besucher im Shed. Ein Franzose, der vor einigen Jahren bei John gearbeitet hat. Er war von unserem Auto sehr begeistert und wir haben natürlich wahrheitsgemäß berichtet, dass wir noch nie Probleme mit unserer Roose hatten. Als wir dann das Auto ins Shed fahren wollten, ist es einfach ausgegangen und wollte auch partout nicht wieder angehen. Typischer Vorführeffekt. Da lobt man das Auto vor jemand Fremden und das Auto meint, dass es sich jetzt beweisen muss. Nach 5 Minuten Pause ging es dann auch wieder ohne Probleme an. Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht.


 In unseren 3 Wochen Mandarinenfarm haben wir:
 definitiv jeden Tag genug Vitamine zu uns genommen.
Wir wissen, dass frisch vom Baum gepflückte Mandarinen viel besser als die aus dem Supermarkt schmecken.
Wir haben den verrücktesten Hund der Welt kennengelernt. Jackson hat keine Ruhe und ist nur am Rennen. Sobald er einen Vogel am Himmel sieht hält ihn nichts mehr und er saust einfach hinterher. Wir haben das erste Mal in Australien jemanden Scheiben kratzen sehen.
Wir wissen jetzt auch, dass nur weil der Traktor aussieht, als ob er keinen Zentimeter mehr fährt, das noch lange nicht so ist.


3 schöne Wochen gehen zu Ende und wir sind gespannt, was uns als nächstes erwartet.

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