Sonntag, 20. Juli 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche I

Unser erster Arbeitstag auf der neuen Farm lief ganz anders als geplant.

Von der Unterkunft bis zur Farm müssen wir 20km fahren.
Natürlich ist das Auto an der ersten Kreuzung [nach circa 7km] ausgegangen. Nico und ich haben uns verdutz angeschaut und geflucht. Das kann doch nicht wahr sein, dass es schon wieder losgeht. Da sich unsere „Motorhaube auf und warten“-Technik zuletzt recht gut bewährt hatte, haben wir diese direkt wieder versucht. Und siehe da, nach nur 1 Minute warten, sprang die gute Roose wieder an. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sind wir dann weitergefahren und haben es tatsächlich ohne weitere Zwischenstopps zum Farmgelände geschafft. Jetzt mussten wir nur noch die restlichen 7[?]km auf der Farm hinter uns bringen, aber das Auto hatte mal wieder andere Pläne.
Während der Fahrt geht der Motor einfach aus. Das gibt es doch gar nicht. Aber wir haben unseren fahrbaren Untersatz doch noch einmal (übrigens auch zum letzten Mal) zum Laufen gebracht. Keine 100 Meter später ging das Spektakel von vorne los. Motor aus und diesmal endgültig!
Da half kein gutes Zureden, fluchen, beten oder betteln, das Auto hatte beschlossen, nicht mehr anzugehen. Nach 5 Minuten versuchen haben wir es aufgegeben und erst einmal Jono [ihr erinnert euch, der Festangestellt der Farm] angerufen und alles erklärt. Er hat uns dann an unserem Auto abgeholt und zum eigentlichen Treffpunkt gefahren.
Yuhuu, so stellt man sich den Beginn des ersten Arbeitstages vor.

Wir haben eine schnelle Einweisung in die Bedienung des Radladers bekommen und dann ging es auch schon los das „Rock Picking“ (zu Deutsch: Steine aufsammeln oder wie es mein Opa so schön gesagt hat „Steene laasen“). 


Weil es ja immer sicherer ist, dass Mädchen zuerst mit einer neuen Maschine fahren zu lassen und sich selbst vorne in die Schaufel zu stellen, hatte ich die Ehre und durfte mich als erstes hinters Steuer setzten. Da saß ich nun, hatte 2 Leute vorne in der Schaufel, 1000 Knöpfe, Hebel und Schalter um mich herum. Und los ging der Spaß.
Wir müssen immer nur das Feld auf und ab fahren. Derjenige/Diejenigen vorne in der Schaufel muss/müssen nach Steinen oder Stöcken Ausschau halten, die bei der Ernte eventuell Schäden an den Maschinen anrichten können.
Derjenige am Steuer des Radladers muss aufpassen, dass er:
  1. Die Leute in der Schaufel nicht verliert
  2. Anhält, wenn die Leute vorne etwas entdeckt haben [und auch dabei wieder aufpassen, dass man die Personen nicht unfreiwillig absteigen lässt]
  3. Nicht allzu viele der Pflanzen auf dem Feld zerstört [die Felder sind schon besäht und die Pflanzen, Raps und Gerste, sind schon recht hoch]
Also sind wir bei sonnigem Wetter durch ein Gerstenfeld gefahren und haben nach nicht vorhandenen Steinen Ausschau gehalten. Zwischendurch haben wir uns mit dem Fahren immer abgewechselt. Im Moment ist die Arbeite nicht so schlimm und hat noch nicht allzu viel mit Steinen zu tun. Die einzigen Steine, die wir gefunden haben, waren ungefähr so groß wie ein Handball. Und wir waren tatsächlich etwas enttäuscht, dass kein wirklich Großer dabei war (das sollte sich in den nächsten Tagen aber auch noch ändern).


Um 5 hatten wir Schluss und wir konnten mit einem Auto von der Farm zu unserem Auto fahren. Wir haben erneut vergeblich versucht das Gefährt zu starten. Da wir ja selbst ernannte Mechaniker-Meister sind, haben wir kurzerhand geschlussfolgert, dass irgendwas mit der Benzinzufuhr nicht stimmen kann. Schlau wie wir sind, hatten wir schon in Perth einen neuen Benzinfilter gekauft. Den hat Nico jetzt eingebaut, aber auch mit neuem Benzinfilter hat sich an der Gesamtsituation nichts verändert. Jono hat heute auch schon bei einem Mechaniker im nächsten Ort angerufen und nachgefragt, ob er unser Auto abholen könnte. Ja könnte er, aber wahrscheinlich nur gegen Gebühr. Er hat uns dann die Nummer des Mechanikers in die Hand gedrückt und gemeint, dass wir bei ihm anrufen sollen.
Für die Fahrten zur und von der Unterkunft können wir erst einmal das Auto von der Farm nehmen. Der Firefighter (=Feuerkämpfer) ist ein etwas in die Jahre gekommener Toyota Landcruiser, bei dem alle unwichtigen Fahrzeugfunktionen nicht mehr funktionieren. Das heißt wir können fahren, wissen aber nicht wie schnell. Die vorderen Lichter funktionieren, nach hinten muss man ja eh nichts sehen. Aber immerhin springt das Auto an und fährt, das ist schon mal mehr als unsere Roose im Moment zu bieten hat.
Und weil die ganze Situation so noch nicht seltsam genug war, haben wir unterwegs auch noch einen fremden Mann mit einem riesigen Ford am Straßenrand aufgesammelt und angezogen.
Was wird er sich wohl gedacht haben, als wir auf seinen Satz „Ich bin mit meinem Auto liegengeblieben“ mit „Wir auch, dass hier ist nicht unser Auto“ geantwortet haben. Anscheinend war es ihm egal und er war einfach nur froh, als sein Auto endlich wieder angesprungen ist.
Er hat sich mit viel gehupe und lichthupen bedankt und ist davongebraust.
Spätestens jetzt wissen wir wieder, dass wir irgendwie doch in einer ziemlich verrückten Welt leben und sind zurück zur Unterkunft gefahren.

Nach unserem glorreichen Start am ersten Tag, hatten wir etwas Angst, was uns am 2. Tag wohl erwarten wird. Aber wieder erwarten sprang unser Ersatzwagen ohne Probleme an und hat uns einwandfrei zur Farm gebracht. Heute haben wir auch Unterstützung beim Rock Picking, Dave, ein Holländer, der schon seit 3 Monaten hier in der Region auf verschiedenen Farmen gearbeitet hat. Und die Unterstützung haben wir auch wirklich gebraucht. Auf dem neuen Feld liegen Steine, aber diesmal große und vor allem schwere Steine. Zu dritt ist das ganze aber auch machbar und die Arbeit macht trotzdem irgendwie Spaß. Den Großteil des Tages steht/sitz man vorne in der Schaufel und guckt. Und auch das Wetter macht wieder mit und so kommt es, dass über uns der strahlend blaue Himmel ist, unter uns das saftige Grün der neuen Pflanzen und wir zwischendrin, in Neon gelb [ein Hoch auf unsere Arbeitsjacken].
Um 5 ist der ganze Spaß dann zu Ende und wir kehren zum Ernst des Lebens zurück: unser Auto. Auch heute sind alle Versuche vergebens, so dass wir morgen den Mechaniker anrufen werden. Ob wir wollen oder nicht, das Auto muss noch einmal in die Werkstatt.

Voller Tatendrang haben wir beschlossen, auch am Samstag zu arbeiten. Dave hatte schon andere Pläne und so haben wir alleine gegen ein paar riesige Brocken gekämpft. Nico nennt die Stellen, an denen so viele Steine liegen immer „Nester“ in Wirklichkeit ist es nur ein Fels, der jedes Jahr in immer kleinere Brocken zerfällt. Wir kamen so einige male ins Schwitzen, als wir mal wieder auf eins der Stein-Nester gestoßen sind und recht gründlich alles vom Feld geschafft haben. Zwischendurch haben wir versucht den Mechaniker zu erreichen, aber anscheinend hat er keine neuen Aufträge nötig und muss samstags nicht ans Telefon gehen.
Kurz vor um 5 hieß es dann für uns Feierabend, denn eine riesige Wolkenwand schob sich unaufhaltsam immer näher auf uns zu und es war unübersehbar, dass sie einiges an Regen mit sich bringt. Also schnell zum Firefighter und zurück zur Unterkunft. Da morgen unser freier Tag ist, haben wir am Abend noch die Wäsche gewaschen, dass bis Montag alles schön trocknen kann.


Denn Sonntag haben wir dann ganz ausgiebig mit Nichts tun verbracht. Mehr war eh nicht möglich, da es den ganzen Tag geregnet hat. Wir haben versucht unser Problem  mit Roose mit Hilfe des Internets zu lösen. Nur irgendwie wird uns mit jeder Variante, was kaputt sein könnte noch viel mulmiger und wir beten, dass es nur eine kleine Lappalie ist.

Mal sehen, was die nächste Woche für uns bereithält.
[auf unserer Wunschliste steht natürlich an erster Stelle ein funktionierendes Auto, 
gefolgt von schönem Wetter und einfacher Arbeit]

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