Mittwoch, 16. Juli 2014

Zum Farmjob auf Umwegen

Am Samstagmorgen haben wir dann das Auto reisefertig gemacht und sind in Richtung Perth gestartet. Großeinkauf steht an. Die nächste Einkaufsmöglichkeit in der Nähe von Badgingarra [das ist der Ort wo wir als nächstes Arbeiten werden] ist 60 km entfernt und höchstwahrscheinlich klein und teuer. Also versuchen wir in Perth so viel wie möglich einzukaufen, um zumindest die ersten beiden Wochen ohne weitere Einkäufe zu überstehen.
Das Auto ist am Morgen ohne weitere Probleme angesprungen, also haben wir uns keine weiteren Gedanken über den kleinen Ausfall von gestern gemacht.
In Perth sind wir natürlich unserem geliebten Stadtteil Joondalup treu geblieben. Unser erster Weg führte uns zu dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums.
Nachdem der Motor aus war, wollte Nico nur noch einmal testen ob unsere Roose gleich wieder angeht. Einfach nur um uns selbst zu beruhigen.
Doch was dann folgte, hat uns keinesfalls beruhigt:
Der Motor dreht und dreht aber startet nicht. Bitte nicht! Das kann doch nicht wahr sein.
Ok, ruhig bleiben – dem Auto eine Pause gönnen und später noch einmal versuchen.
Die Technik funktionierte und wir sind direkt weitergefahren zu einem Autoteileladen. Auf der Liste stehen Zündkerzen und ein Benzinfilter. Wir vermuten, dass dort das Problem liegt.
Unsere restlichen Einkäufe haben wir auch noch hinter uns gebracht. Vor jedem Starten des Motors klopft uns das Herz bis zum Hals und dann ein erleichtertes aufatmen, wenn der Motor endlich zündet. Trotz allem haben wir beschlossen, wieder zurück zur Mandarinenfarm zu fahren und dort zu übernachten, um morgen weiter nach Badgingarra zu fahren. Dort können wir dann die Teile des Autos wechseln. 
Doch das Auto hat sich das alles anders gedacht.
Kurz vor der Mandarinenfarm wollten wir nur noch schnell tanken – mit abgeschalteten Motor versteht sich – riesengroßer Fehler. Natürlich springt unsere Roose nicht wieder an, warum auch, ist ja schon spät und das Auto anscheinend müde. Das deutliche Klopfen aus dem Motorraum hat die ganze Sache nicht besser gemacht.
Ok, warten hilft immer, also hieß es warten, dass der Motor abkühlt. Und tatsächlich, es war zwar ein harter Kampf, aber der Motor hat doch noch einmal für uns gestartet. 10 Meter weiter brachte uns dann die rot blinkende „check trans“-Leuchte endgültig zum Stehen. Transmission – oh nein, das kann nichts Gutes bedeuten und ein Blick ins Handbuch hat die ganze Vermutung bestätigt. Die Leuchte hat irgendetwas mit dem Getriebe zu tun.
Da das Auto nun endgültig aus eigener Kraft nicht mehr von der Stelle kommt, mussten wir neben der Tankstelle schlafen. So einige Leute haben angehalten und uns Hilfe angeboten, aber ohne laufenden Motor wollen wir das Auto nicht abschleppen. Die Gefahr, dass wir uns dabei den ganzen Motor zerstören ist einfach zu groß.

Am nächsten Morgen dann DIE ÜBERRASCHUNG: das Auto startet ohne Probleme.
Anstatt in Richtung der neuen Arbeitsstelle zu fahren, sind wir zurück nach Perth, um eine Werkstatt aufzusuchen. Einziges Problem: es ist Sonntag und damit alles geschlossen.
Wir standen schon auf dem Parkplatz der Werkstatt, als wir beschlossen haben, eine weitere Fahrt zum Strand zu riskieren. Einmal Duschen wird ja wohl noch drin sein. Und das war es tatsächlich, aber seit dieser Fahrt klappert es jetzt verdächtig im Motor. Also haben wir keine weiteren Fahrten gemacht und das Auto wieder vor einer Werkstatt abgestellt und gewartet.
Ein weiteres Problem musste auch noch gelöst werden. Eigentlich sollten wir heute bei der Farm ankommen. Also hieß es den Farmer anrufen und alles erklären. Er ist zum Glück verständnisvoll und will nur auf dem Laufenden gehalten werden. Die Nacht haben wir auf dem Parkplatz vor der Werkstatt verbracht.
Endlich war es Morgen und die Werkstatt offen. Wir haben dem Mechaniker unser Problem erklärt und er hat sich die ganze Sache angesehen und –gehört. Er vermutet einen lockeren Zahnriemen, das wäre für uns auch die günstigste Variante, im schlimmsten Falle muss er das ganze Zahnriemen-Set wechseln. Mit dieser Nachricht hat er sich von uns verabschiedet und will uns anrufen wenn er fertig ist. Da wir nicht wussten wohin, haben wir den Tag in der Bibliothek verbracht. Halb fünf wurden wir schon etwas unruhig. Die Werkstatt hat bis um 5 auf und wir haben immer noch keine Nachricht von dem Mechaniker. Also sind wir zurückgegangen. Der Mechaniker meinte dann, dass das falsche Teil geliefert wurden ist und wir bis morgen warten müssen. Wir sollen uns eine Übernachtung suchen, denn in seiner Werkstatt dürfen wir nicht im Auto schlafen.

Hallo! Geht es noch?
Das sagt er uns abends um 5!!!

Und noch eine schlechte Nachricht, das ganze Zahnriemen-Set muss getauscht werden und allein das kostet schon 700$.
Wir haben uns das Nötigste aus dem Auto geschnappt uns sind los eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Aber wo sucht man da?
Verzweifelt haben wir in einer der Backpacker-Gruppen im Facebook einen Beitrag eingestellt. Und siehe da, wir haben einen Übernachtungsplatz gefunden, bei einer anderen Backpackerin, die noch ein freies Zimmer in ihrem Haus hat. Wir haben noch schnell 2 Sixpacks Bier geholt [glaubt mir, das ist hier keine billige Angelegenheit] und uns dann mit Bus und Bahn auf den Weg gemacht zu jemand vollkommen Fremden, aber das ist hier als Backpacker schon fast Alltag.
Es war schon dunkel, als wir an der Tür klopften. Wir wurden von Valeriane [eine Französin], ihrem australischen Freund Adam, Michael [ein weiterer Mitbewohner] und dem kleinen Welpen Luna herzlich empfangen. Nach einer kleinen Hausführung mussten wir unsere ganze Geschichte erzählen. Den Abend haben wir dann mit der lustigen Runde verbracht und nachdem wir uns mindestens tausendmal für die Rettung der Nacht bedankt haben sind wir ins Bett gefallen.
Am Dienstagmorgen haben wir dann erst einmal ausgeschlafen und sind dann wieder zur Bibliothek gereist um zu warten. Zumindest müssen wir uns diesmal keine Sorgen darum machen, dass wir einen Strafzettel für zu langes oder falsches Parken bekommen. Um 5 klingelte dann endlich das Telefon. Aber wieder hatte der Mechaniker nur schlechte Nachrichten für uns. Alle Teile sind gewechselt, aber Roose will weiterhin nicht anspringen. Also haben wir noch ein paar Sachen aus dem Auto geholt und haben noch einmal bei Val und Adam um Asyl gebeten. Sie waren so nett und haben uns auch noch einmal aufgenommen.
Da wir nicht wussten was wir machen sollen, haben wir die Gelegenheit genutzt und noch einmal ausgeschlafen. Nachdem wir uns von Val verabschiedet hatten sind wir zur nahegelegenen Bushaltestelle gelaufen. Unterwegs kam uns eine Dame entgegen und hat uns gefragt, ob wir ihren Hund gesehen haben, er ist beim Gassi gehen weggerannt. Wir konnten leider nicht helfen.
Als wir an der Haltestelle auf dem Bus gewartet haben, kam ein ziemlich großer und herrenloser Hund schwanzwedelnd auf uns zugelaufen. Nico hat ihn todesmutig am Halsband festgehalten und wir sind zurück in das Wohngebiet, wo wir die Frau getroffen hatten. Wir haben überall gefragt, ob jemand den Hund kennt oder die Frau gesehen hat. Aber diesmal konnte uns keiner helfen. Auf einmal hielt ein Auto neben uns und eine überglückliche Frau stieg aus und hat sich bedankt, dass wir ihren Hund gefunden haben. Seltsamerweise war das aber nicht die Frau, die wir vorher getroffen hatten. Verrückte Welt!
Jetzt hat das Karma aber war gut bei uns. Und tatsächlich, als wir im Bus saßen, rief der Mechaniker wieder an. Diesmal mit guten Nachrichten. Das Auto geht wieder – na endlich!
Also sind wir so schnell wie möglich zur Werkstatt.
1.300$ ärmer [700$ das Set, der Rest war Arbeitsleistung der Mechaniker hat sich mit !!!130$ die Stunde abgerechnet] konnten wir dann endlich losfahren nach Badgingarra. Jetzt brauchen wir den Job umso mehr, um unsere Konten wieder aufzufüllen.

Die ganzen 200 km bis zur Farm haben wir es uns nicht geraut das Auto auszumachen. Jono [wie sich rausstellte nicht der Farmchef, sondern ein Festangestellter] hat uns hier dann erleichtert in Empfang genommen und uns alles gezeigt. Auf circa 3200 ha werden hier Getreide angebaut und Schafe gehalten. Wir sind der Meinung, dass das riesig ist, aber für australische Verhältnisse ist das nur eine mittelgroße Farm.
Als nächstes hat Jono uns zur Unterkunft gebracht. Die ist leider 15km weit weg von der Farm. Darüber sind wir nicht wirklich erfreut, immerhin ist das zeit- und auch kostenaufwendig.

In der Unterkunft wohnen noch ein Holländer und ein Deutscher. Wir haben uns dort etwas eingerichtet und sind gespannt, was morgen auf uns wartet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen