Sonntag, 8. Juni 2014

Arbeiten auf einer Farm - Woche 2

Montag war ein Feiertag, keiner konnte uns so wirklich sagen, was für einer, aber das ist ja auch egal. Steve war so nett und hat uns den Vormittag frei gegeben.
Es war beinahe ein ruhiger Morgen – beinahe – wären da nicht die Neffen mit ihren verrückten Ideen.
Wir waren alle gerade fertig mit frühstücken, als sie in die Küche kamen und lachten.
Aufgepasst: 
Regel Nummer 1 – sicheren Platz in der Umgebung suchen!
Sie haben eine Herdplatte angemacht, irgendwas in einen Topf getan und sich dann alle die Ohren zugehalten. 
Ok, Regel Nummer 2 – es ihnen gleich tun! Also Finger in die Ohren.
Nico kam nichts ahnend aus unserem Zimmer in die Küche und stand vorm Herd. Ich hab ihn schnell am Rücken gepackt und ihm angedeutet, dass er Abstand halten und sich die Ohren zuhalten soll. Eine ganze Weile passierte nichts. Irgendwann wurden die Jungs unruhig. Keiner hat sich getraut zum Herd zu gehen. Doch auf einmal ein Knall und noch einer und noch einer. Alle fingen an in Deckung zu gehen. Also haben wir uns auch einen sicheren Platz gesucht.
Auf dem Herd krachte und knallte es immer noch. Irgendwann wurde es still und auf einmal fingen die Jungs wieder zu lachen an.
Nun wurden wir aufgeklärt. Es war mal wieder eine Hand voll Zündkapseln, die im Topf gelandet ist.
Die ganze Aktion hat einige Spuren in der Küche hinterlassen. Der Topfdeckel hat eine Beule, die Abzugshaube hat 3 Einschusslöcher und auch in der Decke ist ein Loch. Im Großen und Ganzen war es aber doch irgendwie ziemlich witzig.
Der Nachmittag war nicht so aufregend: es hieß wieder Stöcke einsammeln.

Am Dienstag mussten wir nur am Vormittag arbeiten; ja mal wieder Stöcke einsammeln. Nach dem Mittag ist Steve mit uns nach Margaret River gefahren. Wir haben die Agenturen abgeklappert, die Arbeiter für die Weingüter bereitstellen, und uns überall auf die Wartelisten für die kommende Saison (die sollte Mitte Juni beginnen) eingetragen. Danach haben wir noch ein Eis spendiert bekommen und sind dann wieder zurück zur Farm gefahren. Weil es erst um 4 war, mussten wir doch noch eine Stunde Arbeiten. Sean und Gio mussten Zäune bauen. Nico und ich durften diesmal an der Kreissäge arbeiten und Bretter auf Maß schneiden. Das haben wir zwar noch nie gemacht, aber Steve hat uns das zugetraut und uns einfach mit allem allein gelassen. Also haben wir das erste 4 Meter Brett mit einem wunderschönen Wellenschnitt versehen. Aber mit jedem Brett wurde es besser.

Inzwischen haben wir schon so etwas wie eine Routine. Jeden Morgen werden Stöcke aufgesammelt und am Nachmittag werden dann schöne Aufgaben gemacht. Wir durften heute Nachmittag weiter die Bretter zurechtsägen. Langsam haben wir den Dreh raus und es wird relativ gerade.

Heute haben wir wieder nur am Vormittag gearbeitet, denn am Nachmittag sind Sean und Gio zu einer Walbeobachtungstour gegangen. Uns war das zu teuer und so hatten wir den Nachmittag frei. Das Wetter ist diese Woche super und wir haben den Nachmittag am Fluss verbracht, geangelt, Nico war baden, ich hab fotografiert und zum Schluss haben uns Sam und Ben zum spielen entführt. Die beiden Jungs sind so klasse. Ben übt mit mir Vokabeln, indem er immer auf alles in der Umgebung zeigt und mich nach dem Namen fragt. Wenn ich etwas nicht weis, sagt er es mir. Wenn ich etwas falsch ausspreche, spricht er es mir richtig vor. Wenn ich es wieder falsch betone, dann sagt er, dass das in Ordnung ist, das ist mein Akzent.

Am Freitagmorgen ging es wie immer mit Stöcken einsammeln los. Und am Nachmittag kam dann wieder die schöne Aufgabe. Die Bretter, die wir am Mittwoch fertig geschnitten hatten mussten im nächsten Schritt auf die richtige Dicke zurechtgehobelt werden. Steve hat eine super Maschine, wo die Dicke eingestellt wird. Man schiebt die Bretter dann durch und alles was zu viel ist wird automatisch abgehobelt. So hobeln wir jetzt Millimeter für Millimeter von den Brettern ab. Eine recht eintönige Arbeit, aber immerhin besser als Stöcke aufsammeln. Zwischendurch hatten wir auch einen Besucher – Louis. Das ist der Hund von Steves Bruder. Er sieht ziemlich gefährlich aus, ist er aber nicht. Er ist ein riesiger verschmuster Knuddel-Sabber-Hund.

Diesen Samstag haben wir den ganzen Tag gearbeitet, dafür können wir Montag frei haben. Am Montag soll es regnen und deswegen hat Steve uns diesen Tausch angeboten. Also hieß es am Morgen wieder Stöcke aufsammeln und am Nachmittag ging es an die schönen Aufgaben. Nico und Gio durften Traktor fahren. Sean macht an den Zäunen weiter. Ich bin mit einem Quad durch eine der Weiden gefahren und hab wieder Unkrautgift versprüht.
Am Nachmittag hatten wir wieder 2 Jobangebote von Farmen bekommen. Eines davon ist leider 1700 km weit weg und kommt daher nicht in Frage. Auf eine Antwort des anderen Farmers warten wir noch.

Sonntag hieß es dann wieder ausschlafen. Also fast. Das Kälbchen will ja auch gefüttert werden. Da es noch nicht geregnet hat, konnten Gio und Nico mit den Traktoren weiterarbeiten und die bereits gesäuberten Reihen düngen, auflockern und zum Schluss den Samen aussähen.
Am Nachmittag ging es für uns alle dann nach Margaret River einkaufen, denn die Reserven neigen sich langsam dem Ende.

Das Kälbchen hat diese Woche auch viele Fortschritte gemacht [das klingt als würde ich von unserem Kind erzählen :-D]. Es hat gelernt, wie man aus einem Eimer trinkt. Das klingt erst einmal einfach, war es aber nicht. Ich glaube, dass das kleine Ding nicht wirklich sehr schlau ist und das macht alles nicht wirklich einfacher. Aber nach 4 Tagen hat es sich daran gewöhnt, seinen Dickschädel in den Eimer zu stecken, um zu trinken. Aus dem Trog will es immer noch nicht alleine trinken aber das bekommen wir auch noch hin. Wenn es aus dem Trog trinken soll, muss immer einer von uns den kleinen Calvin (so haben wir das Kälbchen getauft) mit seinen Fingern etwas Starthilfe geben. Da er aber langsam Zähne bekommt, werden wir das nicht mehr so lange machen können. Ach ja, Calvin ist jetzt auch aus dem dunklen Stall ausgezogen und wohnt jetzt auf einer kleinen Weide unter freiem Himmel.

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