Am Samstagmorgen haben wir dann das Auto reisefertig gemacht
und sind in Richtung Perth gestartet. Großeinkauf steht an. Die nächste
Einkaufsmöglichkeit in der Nähe von Badgingarra [das ist der Ort wo wir als
nächstes Arbeiten werden] ist 60 km entfernt und höchstwahrscheinlich klein und
teuer. Also versuchen wir in Perth so viel wie möglich einzukaufen, um
zumindest die ersten beiden Wochen ohne weitere Einkäufe zu überstehen.
Das Auto ist am Morgen ohne weitere Probleme angesprungen,
also haben wir uns keine weiteren Gedanken über den kleinen Ausfall von gestern
gemacht.
In Perth sind wir natürlich unserem geliebten Stadtteil
Joondalup treu geblieben. Unser erster Weg führte uns zu dem Parkplatz eines
großen Einkaufszentrums.
Nachdem der Motor aus war, wollte Nico nur noch einmal
testen ob unsere Roose gleich wieder angeht. Einfach nur um uns selbst zu
beruhigen.
Doch was dann folgte, hat uns keinesfalls beruhigt:
Der Motor dreht und dreht aber startet nicht. Bitte nicht!
Das kann doch nicht wahr sein.
Ok, ruhig bleiben – dem Auto eine Pause gönnen und später
noch einmal versuchen.
Die Technik funktionierte und wir sind direkt weitergefahren
zu einem Autoteileladen. Auf der Liste stehen Zündkerzen und ein Benzinfilter.
Wir vermuten, dass dort das Problem liegt.
Unsere restlichen Einkäufe haben wir auch noch hinter uns
gebracht. Vor jedem Starten des Motors klopft uns das Herz bis zum Hals und dann
ein erleichtertes aufatmen, wenn der Motor endlich zündet. Trotz allem haben
wir beschlossen, wieder zurück zur Mandarinenfarm zu fahren und dort zu
übernachten, um morgen weiter nach Badgingarra zu fahren. Dort können wir dann
die Teile des Autos wechseln.
Doch das Auto hat sich das alles anders gedacht.
Kurz vor der Mandarinenfarm wollten wir nur noch schnell
tanken – mit abgeschalteten Motor versteht sich – riesengroßer Fehler.
Natürlich springt unsere Roose nicht wieder an, warum auch, ist ja schon spät
und das Auto anscheinend müde. Das deutliche Klopfen aus dem Motorraum hat die
ganze Sache nicht besser gemacht.
Ok, warten hilft immer, also hieß es warten, dass der Motor
abkühlt. Und tatsächlich, es war zwar ein harter Kampf, aber der Motor hat doch
noch einmal für uns gestartet. 10 Meter weiter brachte uns dann die rot
blinkende „check trans“-Leuchte endgültig zum Stehen. Transmission – oh nein, das
kann nichts Gutes bedeuten und ein Blick ins Handbuch hat die ganze Vermutung
bestätigt. Die Leuchte hat irgendetwas mit dem Getriebe zu tun.
Da das Auto nun endgültig aus eigener Kraft nicht mehr von
der Stelle kommt, mussten wir neben der Tankstelle schlafen. So einige Leute
haben angehalten und uns Hilfe angeboten, aber ohne laufenden Motor wollen wir
das Auto nicht abschleppen. Die Gefahr, dass wir uns dabei den ganzen Motor zerstören
ist einfach zu groß.
Am nächsten Morgen dann DIE ÜBERRASCHUNG: das Auto startet
ohne Probleme.
Anstatt in Richtung der neuen Arbeitsstelle zu fahren, sind
wir zurück nach Perth, um eine Werkstatt aufzusuchen. Einziges Problem: es ist
Sonntag und damit alles geschlossen.
Wir standen schon auf dem Parkplatz der Werkstatt, als wir
beschlossen haben, eine weitere Fahrt zum Strand zu riskieren. Einmal Duschen
wird ja wohl noch drin sein. Und das war es tatsächlich, aber seit dieser Fahrt
klappert es jetzt verdächtig im Motor. Also haben wir keine weiteren Fahrten
gemacht und das Auto wieder vor einer Werkstatt abgestellt und gewartet.
Ein weiteres Problem musste auch noch gelöst werden.
Eigentlich sollten wir heute bei der Farm ankommen. Also hieß es den Farmer
anrufen und alles erklären. Er ist zum Glück verständnisvoll und will nur auf
dem Laufenden gehalten werden. Die Nacht haben wir auf dem Parkplatz vor der
Werkstatt verbracht.
Endlich war es Morgen und die Werkstatt offen. Wir haben dem
Mechaniker unser Problem erklärt und er hat sich die ganze Sache angesehen und –gehört.
Er vermutet einen lockeren Zahnriemen, das wäre für uns auch die günstigste
Variante, im schlimmsten Falle muss er das ganze Zahnriemen-Set wechseln. Mit dieser
Nachricht hat er sich von uns verabschiedet und will uns anrufen wenn er fertig
ist. Da wir nicht wussten wohin, haben wir den Tag in der Bibliothek verbracht.
Halb fünf wurden wir schon etwas unruhig. Die Werkstatt hat bis um 5 auf und
wir haben immer noch keine Nachricht von dem Mechaniker. Also sind wir zurückgegangen.
Der Mechaniker meinte dann, dass das falsche Teil geliefert wurden ist und wir
bis morgen warten müssen. Wir sollen uns eine Übernachtung suchen, denn in
seiner Werkstatt dürfen wir nicht im Auto schlafen.
Hallo! Geht es noch?
Das sagt er uns abends um 5!!!
Und noch eine schlechte Nachricht, das ganze Zahnriemen-Set
muss getauscht werden und allein das kostet schon 700$.
Wir haben uns das Nötigste aus dem Auto geschnappt uns sind
los eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Aber wo sucht man da?
Verzweifelt haben wir in einer der Backpacker-Gruppen im
Facebook einen Beitrag eingestellt. Und siehe da, wir haben einen
Übernachtungsplatz gefunden, bei einer anderen Backpackerin, die noch ein freies
Zimmer in ihrem Haus hat. Wir haben noch schnell 2 Sixpacks Bier geholt [glaubt
mir, das ist hier keine billige Angelegenheit] und uns dann mit Bus und Bahn auf
den Weg gemacht zu jemand vollkommen Fremden, aber das ist hier als Backpacker
schon fast Alltag.
Es war schon dunkel, als wir an der Tür klopften. Wir wurden
von Valeriane [eine Französin], ihrem australischen Freund Adam, Michael [ein
weiterer Mitbewohner] und dem kleinen Welpen Luna herzlich empfangen. Nach einer
kleinen Hausführung mussten wir unsere ganze Geschichte erzählen. Den Abend
haben wir dann mit der lustigen Runde verbracht und nachdem wir uns mindestens
tausendmal für die Rettung der Nacht bedankt haben sind wir ins Bett gefallen.
Am Dienstagmorgen haben wir dann erst einmal ausgeschlafen und
sind dann wieder zur Bibliothek gereist um zu warten. Zumindest müssen wir uns
diesmal keine Sorgen darum machen, dass wir einen Strafzettel für zu langes
oder falsches Parken bekommen. Um 5 klingelte dann endlich das Telefon. Aber
wieder hatte der Mechaniker nur schlechte Nachrichten für uns. Alle Teile sind
gewechselt, aber Roose will weiterhin nicht anspringen. Also haben wir noch ein
paar Sachen aus dem Auto geholt und haben noch einmal bei Val und Adam um Asyl
gebeten. Sie waren so nett und haben uns auch noch einmal aufgenommen.
Da wir nicht wussten was wir machen sollen, haben wir die
Gelegenheit genutzt und noch einmal ausgeschlafen. Nachdem wir uns von Val
verabschiedet hatten sind wir zur nahegelegenen Bushaltestelle gelaufen.
Unterwegs kam uns eine Dame entgegen und hat uns gefragt, ob wir ihren Hund
gesehen haben, er ist beim Gassi gehen weggerannt. Wir konnten leider nicht
helfen.
Als wir an der Haltestelle auf dem Bus gewartet haben, kam
ein ziemlich großer und herrenloser Hund schwanzwedelnd auf uns zugelaufen. Nico
hat ihn todesmutig am Halsband festgehalten und wir sind zurück in das
Wohngebiet, wo wir die Frau getroffen hatten. Wir haben überall gefragt, ob
jemand den Hund kennt oder die Frau gesehen hat. Aber diesmal konnte uns keiner
helfen. Auf einmal hielt ein Auto neben uns und eine überglückliche Frau stieg
aus und hat sich bedankt, dass wir ihren Hund gefunden haben. Seltsamerweise
war das aber nicht die Frau, die wir vorher getroffen hatten. Verrückte Welt!
Jetzt hat das Karma aber war gut bei uns. Und tatsächlich,
als wir im Bus saßen, rief der Mechaniker wieder an. Diesmal mit guten
Nachrichten. Das Auto geht wieder – na endlich!
Also sind wir so schnell wie möglich zur Werkstatt.
1.300$ ärmer [700$ das Set, der Rest war Arbeitsleistung der
Mechaniker hat sich mit !!!130$ die Stunde abgerechnet] konnten wir dann
endlich losfahren nach Badgingarra. Jetzt brauchen wir den Job umso mehr, um
unsere Konten wieder aufzufüllen.
Die ganzen 200 km bis zur Farm haben wir es uns nicht geraut
das Auto auszumachen. Jono [wie sich rausstellte nicht der Farmchef, sondern
ein Festangestellter] hat uns hier dann erleichtert in Empfang genommen und uns
alles gezeigt. Auf circa 3200 ha werden hier Getreide angebaut und Schafe
gehalten. Wir sind der Meinung, dass das riesig ist, aber für australische
Verhältnisse ist das nur eine mittelgroße Farm.
Als nächstes hat Jono uns zur Unterkunft gebracht. Die ist
leider 15km weit weg von der Farm. Darüber sind wir nicht wirklich erfreut,
immerhin ist das zeit- und auch kostenaufwendig.
In der Unterkunft wohnen noch ein Holländer und ein
Deutscher. Wir haben uns dort etwas eingerichtet und sind gespannt, was morgen
auf uns wartet.
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