Ohje, ohje… mal wieder vergingen die Tage wie im Flug und inzwischen
haben wir schon 3 Wochen nichts von uns hören lassen. Also wollen wir das mal
lieber schnell nachholen.
Am Montag (18. Mai) ging es für Nico mit der neuen Arbeit
los. Das bedeutete für Ihn erst mich auf Arbeit absetzten und dann zu seiner
neuen Arbeitsstelle fahren. Die liegt in der Nähe des Stadtzentrums. Dort
musste er erst seinen neuen Supervisor [Chef] suchen. Der hat ihm dann
gezeigt, was seine Aufgabe ist. In den Fluren des Gebäudes mussten die bereist
unter der Decke verlegten Kupferrohre zusammengelötet werden. Dabei hat er
unseren pinken Kran entdeckt. Der wird in der Mitte des Gebäudes aufgestellt.
Das Haus wird einfach drum herum gebaut.
Mit einem pinken Kran im Augenwinkel und Surround-Beschallung
in 4 verschiedenen Musikstilen aus den umliegenden Zimmern hat er also den
ganzen Tag auf einer Leiter gestanden und über Kopf die Rohre zusammengelötet.
Kann
man sich ein schöneres Umfeld vorstellen?
Alle 10 Minuten muss man die Leiter
verrücken, um die anderen Arbeiter vorbeizulassen… Im Großen und Ganzen war es
nicht wirklich das, was er sich vorgestellt hatte.
Dreiviertel 5 heißt es für
Ihn dann Feierabend, das heißt aber auch für die Wochenbilanz weniger Stunden
und damit auch weniger Geld.
Immerhin konnte er die ganze Zeit im trockenen arbeiten,
während ich am Morgen vor dem Regen flüchten musste.
Nächste Woche werden Lorenzo und Vanille für 2 Wochen Urlaub
machen und da Nico nun auch nicht da ist, hat die „Maler-Gruppe“ seit heute 3
neue Mitglieder – 2 Engländer und ein Mädchen aus Venezuela.
Unser Chef hat uns ein paar Kranteile in die Halle bringen
lassen und so konnte wir jeweils im 2-er Team den „Neuen“ erklären, wie man Kranteile
richtig pink malt. Aber viel muss man da ja nicht erklären, denn es gibt nicht
all zu viel, was man falsch machen könnte. Kurz nach dem Frühstück haben
Lorenzo und ich dann Vanille mit den „Neuen“ allein gelassen und uns den
Klimaanlagen gewidmet, die ich bereits am letzten Samstag mit Nico begonnen
hatte. Diesmal mussten wir alle nach Seriennummern auf Paletten sortieren und in
die Regale einsortieren. Eine schöne Aufgaben, die uns auch noch den ganzen
Dienstag beschäftigt hat.
Pünktlich um 6 hat mich Nico dann abgeholt und es ging
gemeinsam nach Hause. Der erste Tag seit langem, den wir nicht fast 24 Stunden
gemeinsam verbracht haben.
Am Dienstag dann wieder das gleiche Spiel. Nico setzt mich auf
Arbeit ab und fährt dann weiter zur Baustelle. Diesmal geht es an die Rohre,
die vom Flur in die einzelnen Apartments führen. Im Laufe des Tages fällt dann
der Satz „Wir sind zu schnell!“ – soll das etwa an der neuen deutschen
Unterstützung liegen?
Aber wieder heißt es nur den ganzen Tag Rohre, Rohre, Rohre.
Und Nico glaubt auch, dass er bei dieser Firma wohl auch nichts anderes machen
wird. Denn ist ein Stockwerk fertig verlegt, geht es einfach in die nächste
Etage und der ganze Spaß geht von vorne los.
„Bringt mir das was?“ fragt er
sich und entscheidet für sich selbst, dass das nicht das ist, was er sich
vorgestellt hat. Also nutzt er die Gelegenheit, als er mich abholt und fragt
bei unserem alten Chef, ob er wieder zurückkommen könnte. Der hat dagegen
nichts einzuwenden und will ihm Bescheid geben, wenn er wieder anfangen kann.
Auch am Mittwoch verlegt und lötet Nico wieder Rohre,
diesmal die Verbindungen zwischen den Etagen. Mit Kälte- oder Klimaanlagen hat das
natürlich alles nichts zu tun und wieder bestätigt sich sein Eindruck, dass ihn
diese Firma nicht weiterbringt, auf den Weg zurück in seinen gelernten Beruf.
Ich hatte am Mittwoch die Aufgabe aussortierte Waren aus dem
Lager nach draußen auf Paletten zu räumen und alles in einer Liste
aufzuschreiben. Immerhin mal etwas Abwechslung zu den Kranteilen.
Am Donnerstag heißt es für Nico ein letztes Mal zur
Baustelle in der Stadt fahren, denn ab morgen wird er wieder auf demselben
Gelände wie ich arbeiten. Allerdings haben sich die Dinge mal wieder anders
entwickelt und so wird er trotzdem weiter für die andere Firma arbeiten, aber
diesmal muss er Klimaanlagen auf einem Rahmen montieren und Rohre sowie Kabel
verlegen und anschließen. Das ist ja schon einmal besser als nur Rohre.
Nach der schönen Abwechslung von gestern hieß es auch
für mich am Donnerstag wieder „alles muss pink“. Und wir widmen uns im
großen Team den Kranteilen, die auf einmal superdringen sind und am
besten gleich auf die Baustelle müssen.
Freitag und Samstag gab es für mich keine große Abwechslung,
außer Kränen nichts Neues. Da Nico bereits um 6 anfängt mit arbeiten, darf auch
ich schon eine halbe Stunde eher beginnen. Das heißt für mich im Dunkeln und Kalten
eine halbe Stunde allein werkeln. Inzwischen merkt man besonders am Morgen,
dass der Sommer endet und der Winter mit zügigen Schritten näher kommt. Es wird
immer später hell und erst mit dem Erscheinen der ersten Sonnenstrahlen beginnt
sich die Luft etwas zu erwärmen.
Für Nico waren die 2 Tage besser, als der Rest der Woche auf
der Baustelle. Mit einem tief in der Midlife-Crisis steckenden malaysischen
Kollegen, den Coffein und Tabak am Leben zu halten scheinen, verrohrt und
verkabelt er die Klimageräte auf den Gestellen.
Am Samstag haben wir dann einen „Termin“ bei den
firmeneigenen Mechanikern, die unsere CV Joints wechseln wollen. Ihr erinnert
euch, die Teile mit dem lustigen deutschen Namen, die wir an einem Samstag vor
fast 2 Wochen gekauft hatten.
Alles ganz einfach und keine große Sache meinte der
russisch-stämmige Mechaniker Yuri und gibt Nico die ersten Instruktionen. Rad
ab, Schrauben hier und da lösen, den Stift entfernen und et voila schon liegt er frei, der äußerste Teil des CV Joints [ich
bleibe bei dem englischen Begriff].
Diesen dann aber vom Rest zu lösen stellte
sich als schwierig raus und beide Mechaniker, Yuri und Leo [ein philippinischer
Spanese, seinen Eltern sind spanisch und chinesisch, der schon die ganze Welt
bereist hat und Familie auf fast jeden Kontinent dieser Erde hat]. Beide
ziehen, klopfen, hämmern und schrauben was das Zeug hält, bis endlich beide
Teile abgebaut sind. Natürlich wurden die Teile dabei beschädigt. Das macht ja
nichts, kommen ja eh neue rein. Aber als Yuri das erste Teil wieder einbauen
will, wird er verdächtig ruhig- halt Moment, Yuri ruhig. Da stimmt was nicht,
denn eigentlich ist er nur am Schreien, Fluchen und Krach machen den ganzen
lieben langen Tag. Ein stiller Yuri ist kein gutes Zeichen. Und die schlimmsten
Befürchtungen werden wahr. Der Autoteileladen hat uns die falschen Teile bestellt.
Was nun? Unser Auto ist im Moment fahrunfähig und wird es ohne die passenden Ersatzteile
auch bleiben.
Das kann mal wieder nur uns passieren. Aber wozu hat man denn
Freunde. Leo fährt uns nach Hause, nachdem Yuri uns noch einmal eingebläut hat,
dass wir im Laden, bei dem wir die Teile gekauft haben, ordentlich Rabatz
machen sollen. Na endlich, da ist er wieder uns lauter Yuri.
Das alles passt uns so gar nicht in den Wochenendplan, denn
eigentlich fühlen wir uns beide nicht so gut und merken wie eine Erkältung auf
uns zukommt. Aber wir beißen die Zähne zusammen, leihen uns das Auto unseres
Vermieters David und trudeln 10 Minuten vor Ladenschluss beim Autoteileladen
ein.
Ohne Umschweife legen wir die eingefetteten falschen Teile auf den
Ladentisch und verlangen einen Umtausch.
„Die sind aber schon gebraucht und
außerdem sieht man hier eindeutig kleine Beschädigungen…“
[Yuri hat in
klassisch russischer Manier versucht mit einem Hammer alles passend zu machen].
„Ja, aber nur, weil Ihr Laden uns die falschen Teile gegeben
hat!“
„Das kann doch nicht sein. Da muss ich mit meinem Kollegen
reden und das überprüfen…“
Die 2 Mitarbeiter tippen fleißig in die Tasten, fragen nach
dem Automodell und der Auftragsnummer der falschen Bestellung. Und dann auf
einmal Schweigen und ungläubige Blicke.
Der Kollege hat uns tatsächlich die falschen Teile bestellt
und ausgehändigt, wir haben keine Schuld und können die bereits beschädigten
und benutzen Teile umtauschen. Die richtigen CV Joints werden bestellt und wir
können sie am Montag abholen. Den Mehrpreis müssen wir auch nicht zahlen. Das
war es trotzdem mit unserem ruhigen Samstag, den wir uns eigentlich gönnen
wollten, um der Erkältung die Stirn zu bieten.
Den Sonntag verbringen wir mir viel Tee im Bett und schauen
Filme. Wir versuchen uns so gut wie möglich zu erholen, um für morgen wieder
fit zu sein.
Montagmittag können wir dann die Teile abholen. Und zum
Feierabend können wir mit unserem, wieder fahrtüchtigem, Auto nach Hause
fahren.
Cпасибо Yuri, Gracias Leo, Danke
Nico hat die ganze Woche mit seinem Kollegen weiter die
Klimaanlagen angeschlossen und verrohrt und am Donnerstag zeichnet sich ab, dass
sie am Samstag fertig werden. Das würde bedeuten, dass er wieder zurück auf die
Baustelle muss. Darauf hat er keine Lust und er glaubt auch nach dieser
weiteren Woche nicht, dass es mit dieser Firma eine Chance gibt zurück in
seinen Beruf zu kommen. Also spricht er sich mit unserem Chef ab und kann am
Montag wieder gemeinsam mit mir arbeiten.
Ich habe in dieser Woche fast nur gestrichen. Zum größten
Teil die Kranteile, aber auch Türen [da durfte ich mal wieder weiß streichen,
was für eine Wohltat für die Augen]. Am Freitag habe ich dann mit dem Mädchen
aus Venezuela Blumen und Büsche eingepflanzt. Auch mal eine schöne Abwechslung.
Am Sonntag gab es dann eine echte soziale Interaktion.
Leo,
der Mechaniker, hat uns zu einem BBQ bei sich zu Hause eingeladen. Na da kommen
wir doch gerne.
Auf dem Menü standen Schweinebauch und Rindersteak vom Grill
sowie verschiedenste Gerichte aus der philippinischen Küche. Zwischendurch
haben wir Billard gespielt und Leo´s Geschichten über sein Leben gelauscht – es
gibt keine Nationalität, die in seinem Familienstammbaum nicht vorkommt, sein
erster Sohn ist in Libyen zur Welt gekommen, er hat schon so gut wie überall
gearbeitet… man könnte stundenlang zuhören und immer wieder staunen.
Dieser Montag war mal wieder ein Feiertag – es wurde aber
auch langsam mal Zeit! Western Australia Day, ein Feiertag für den
Bundesstaat West Australien. Wir nutzen den freien Tag, um unserem Bett Gesellschaft
zu leisten und uns weitere Filme zu Gemüte zu führen.
Diese Woche haben wir kein einziges Mal einen Pinsel in der
Hand gehalten oder auch nur ansatzweise etwas pink gemalt. Was?!
Wir hatten die Aufgabe Eisenstangen nach Form, Größe und
Durchmesser zu sortieren beziehungsweise zurechtzuschneiden.
Es fing mit ein paar Paletten an, aber von allen Ecken und
Enden des Firmengeländes wurden neue Paletten gebracht und so wurde aus einem „Ein-Tages-Job“
ein „Wochen-Job“.
Ab und an gab es ein paar kleine Regenschauer, denen wir in
unseren super-sexy Regensachen [Bild unten rechts] getrotzt haben. Am Samstag haben wir endlich die
letzten Stangen sortiert und waren fertig und bereit für das Wochenende.
Viel gemacht haben wir aber nicht. Eingekauft, Vorgekocht
und wieder viel Zeit im Bett verbracht.
Das war es erst einmal von uns.
Bis zum nächsten Bericht in __{?} Wochen.